Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sagte, die Gemeindevertreter hätten sich das Votum sicher nicht einfach gemacht. "Ich bin überzeugt, dass ihre Entscheidung im Sinne ihrer Kommune ist." Umweltbündnisse reagierten dagegen mit Unverständnis auf die Entscheidung des Gemeinderates. "Haben die keinen Arsch in der Hose?", schimpfte die Vorsitzende der Bürgerinitiative Grünheide gegen Tesla, Manu Hoyer. Grünheides Bürgermeister Arne Christiani (parteilos) sagte wiederum, er könne die Befürchtungen der Umweltaktivisten nicht nachvollziehen.
Die Tesla-Befürworter erwarten mit einem neuen Güterbahnhof eine Verkehrsentlastung für Grünheide. Ein Sprecher von Tesla sagte am Donnerstag dazu auch: "Wir könnten eine Million Fahrzeuge über die Straße abwickeln, wir wollen es aber nicht." Die Vorsitzende der ehrenamtlich arbeitenden Gemeindevertretung, Pamela Eichmann (SPD), sagte am Donnerstag im Deutschlandfunk: "Der geplante Güterbahnhof entlastet die Bürger dann von 1900 Lkw-Fahrten am Tag."
Umweltaktivisten sehen dagegen Umweltrisiken, wenden sich gegen die Abholzung von Wald und forderten die Gemeindevertreter immer wieder auf, gegen eine Erweiterung zu stimmen. Auf einem Transparent war am Donnerstag zu lesen: "Grüner Kapitalismus ist eine dreckige Lüge. Tesla stoppen".
Tesla: Maximal zwei Millionen Autos im Jahr
Der Autobauer stellt in der 9200-Einwohner großen Gemeinde südöstlich von Berlin seit rund zwei Jahren Elektroautos her. Etwa 12.000 Beschäftigte arbeiten in dem Werk. Der weltweit geplante Stellenabbau bei Tesla angesichts der Flaute am Markt für Elektroautos betrifft aber auch Hunderte Arbeitsplätze in der Fabrik in Grünheide.
Dennoch will Tesla die Produktion künftig hochfahren. Am Standort in Grünheide sollen perspektivisch zwei Millionen Autos pro Jahr gefertigt werden, wie ein Sprecher des Unternehmens am Donnerstag sagte. Das sei die maximale Zahl, die am Standort und mit dem neuen Bebauungsplan möglich sei. Die Zielzahl bei den Mitarbeitern wäre dann 40.000.
Umweltverbände, Naturschützer und Anwohner sehen die Tesla-Ansiedlung seit langem kritisch, unter anderem weil das Gelände in einem Wasserschutzgebiet liegt. Jetzt wurden auch Klagen angesichts des Beschlusses zur Erweiterung angekündigt. Der Autobauer hat Bedenken stets zurückgewiesen und zum Beispiel darauf verwiesen, dass der Wasserverbrauch in der Fabrik geringer ist als im Branchendurchschnitt.
Protestcamp gegen Tesla darf vorerst bleiben
Hunderte Umweltaktivistinnen und Aktivisten hatten in der vergangenen Woche in Grünheide vor Umweltgefahren gewarnt und gegen eine Erweiterung protestiert. Das Bündnis "Tesla den Hahn abdrehen" und die Initiative "Tesla stoppen" kündigten an, sie wollten ihre Aktionen fortsetzen. Ein Ende Februar aufgebautes Protestcamp mit Baumhäusern am Rande der Fabrik müssen die Umweltaktivisten nach einer Gerichtsentscheidung vorerst nicht räumen.