Bad Berneck/Himmelkron Mit Musik aus der Corona-Krise

Peter Rauscher
Im Einklang: Kassierer Klaus Sowada am Schlagzeug und Vorstand Walter Michalke an der Gitarre zeigen die Instrumente der Musikschule Bad Berneck-Himmelkron. Hier in der Rotherstraße über dem Gasthaus Kleines Rathaus wird der musikalische Nachwuchs der Region ausgebildet. Foto: Peter Rauscher

Ohne Unterricht keine Einnahmen: Wie die Musikschule Bad Berneck-Himmelkron bislang durch die Pandemie gekommen ist.

 
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Bad Berneck/Himmelkron - Der Countdown läuft: Am 31. August wird entschieden sein, wie die Musikschule Bad Berneck-Himmelkron den monatelangen Stillstand durch die Corona-Pandemie überstanden hat. 150 Schüler ist für die Musikschule die magische Grenze. So viele Musikschüler braucht es, damit die Musikschule schwarze Zahlen schreibt, sagt Kassierer Klaus Sowada. Wer von den bisherigen Schülern bis zum 31. August nicht gekündigt hat, dessen Mitgliedschaft verlängert sich um ein weiteres Jahr. Deshalb steht die kommende Schülerzahl am 1. September fest.

156 Schüler zählte die Musikschule zuletzt, darunter zwei Bläserklassen des Jugendblasorchesters. 26 Kündigungen habe es bislang gegeben. Die meisten davon bezogen sich auf Kinder in der musikalischen Früherziehung, die üblicherweise mit Schuleintritt ausscheiden, sagt Sowada. Es könnte aber auch sein, dass die Pandemie den einen oder anderen Schüler zur Kündigung bewogen hat.

Denn ab 15. März musste der Musikunterricht wegen Corona eingestellt werden. Im Mai war dann wenigstens wieder teilweise Onlineunterricht möglich, erst im Juli konnte die Musikschule zum Einzelunterricht zurückkehren. Unter strengen Auflagen, sagt Vorstand Walter Michalke: Der Zugang zu den Unterrichtsräumen im ersten Stock in der Rotherstraße war nur mit Mundschutz erlaubt, Eltern mussten draußen bleiben, Händedesinfektion gab es in jedem der sechs Unterrichtsräume. Und Ende Juli war dann das Schuljahr auch schon wieder vorbei. Total weggefallen war die musikalische Früherziehung für 24 Kinder, weil die Musiklehrer nicht mehr in Kitas und Schulen durften.

Das bescherte der Musikschule schmerzhafte Einnahmeausfälle. In Schieflage geraten sei sie noch nicht, sagt Sowada. Sehr geholfen haben 6000 Euro bayerische Corona-Soforthilfe. Denn auch ohne Unterricht hat die Musikschule Kosten für Miete, Nebenkosten, Künstlersozialkasse und Lehrer. Manche der 14 Lehrkräfte seien doppelt betroffen gewesen, weil sie nicht mehr als Musiker auftreten konnten. Man habe den Ausfall bezahlt. "Wir wollen die guten Lehrer ja halten", sagt Sowada.

Warum die Schülerzahl für die Musikschule überlebenswichtig ist, erklärt der Kassier so: Sie finanziert sich vorwiegend aus Kursgebühren und Mitgliedsbeiträgen. Getragen wird sie nicht von staatlichen oder kommunalen Stellen, sondern von einem gemeinnützigen Verein, der sich in seiner Satzung die Bildung und Erziehung im musikalischen Bereich insbesondere von Kindern und Jugendlichen zum Ziel gesetzt hat. Von der Stadt Bad Berneck gebe es dafür jährlich 500 Euro, vom Landkreis 1100 Euro Zuschuss - sehr bescheidene Beträge im Vergleich etwa zu den 60 000 Euro, die eine staatliche Musikschule in Hollfeld jährlich von ihrer Stadt bekommt. Dass es um diese 500 Euro Zuschuss von der Stadt dann auch noch Diskussionen gibt, weil die Schule über Himmelkron, Gefrees und Marktschorgast hinaus ein großes Einzugsgebiet hat, versteht der frühere Stadtrat Sowada nicht: "Wir machen Jugendarbeit hier in der Stadt."

53 Euro im Monat koste der Musikunterricht, das sind pro Woche 30 Minuten Einzelunterricht. Die Musikschule wirbt mit "qualifiziertem Musikunterricht zu einem erschwinglichen Preis". Hauptinstrumente sind nach den Worten von Vorstand Michalke Gitarre, Klavier, Schlagzeug, Saxophon und Klarinette. Auch Flöte und Querflöte könnten ab September angeboten werden.

Michalke und Sowada, der vor 23 Jahren zu den Gründungsmitgliedern der Musikschule gehörte, hoffen jetzt auf das neue Schuljahr. Dass wieder durchgängig ein normaler Unterricht möglich sein wird. Und dass die Schülerzahl über den magischen 150 bleibt.

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