Bamberg/München/Würzburg Nach Missbrauch von behinderten Jungen: Polizei ermittelt 44 weitere Tatverdächtige

Ein Internet-Ermittler der Polizei sitzt vor einen Monitor, auf dem eine Seite mit pronografischen Aufnahmen von Kindern geöffnet ist. Foto: Archiv/dpa

Wegen schweren sexuellen Missbrauchs von behinderten Jungen ist im Mai ein Logopäde zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Jetzt haben Cybercrime-Spezialisten 44 weitere Tatverdächtige ermittelt.

 
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Im Mai dieses Jahres ist ein Würzburger Logopäde wegen schweren sexuellen Missbrauchs von behinderten Jungen verurteilt worden. Am 21. März 2019 hatten Beamte den Mann festgenommen und direkt danach mit umfangreichen Folgeermittlungen zu den Kontakten und Verbindungen des Mannes in der weltweit vernetzten Pädophilenszene begonnen.

Mit großem Aufwand hätten die Cybercrime-Spezialisten alle bei dem Mann aufgefundenen Datenträger und Kommunikationsspuren gesichert und akribisch ausgewertet, heißt es in einer Pressemeldung der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und der Zentralstelle Cybercrime Bayern in Bamberg vom Mittwoch.

Die seit nunmehr fast eineinhalb Jahren geführten Ermittlungen richteten sich gegen pädophile Netzwerke im sogenannten Darknet, über die in großem Stil Kinderpornografie verbreitet wird.

In den vergangenen Monaten konnten die eingesetzten Spezialisten eine Vielzahl von Mitgliedern dieser Netzwerke identifizieren und festnehmen.

Durch intensive und akribische Ermittlungsarbeit sei es gelungen, bislang 44 Männer aus der vermeintlichen Anonymität des Darknets zu holen und namentlich als Tatverdächtige zu ermitteln. Davon wohnten 27 in Deutschland, 17 im Ausland. Die Ermittlungen zu diesen Tatverdächtigen führten nun Beamte in Belgien, Frankreich, Italien, Österreich und in die Schweiz weiter, heißt es weiter in der Pressemeldung.

Dier Ermittler seien gerade dabei, auch weitere Nutzer der entsprechenden kinderpornografischen Internetseiten zu identifizieren. Erkenntnisse hätten die Beamten ebenfalls an die örtlich zuständigen Strafverfolgungsbehörden, unter anderem in Deutschland, Albanien, Dänemark, Ecuador, England, Jorda-nien, Mexiko, Polen, Russland, Tschechien und in den USA weitergegeben.

Aktuell würden die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg und das Bayerische Landeskriminalamt noch in 13 weiteren Fällen Ermittlungen gegen bislang unbekannte Tatverdächtige führen, um diese ebenfalls zu identifizieren.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen ausländischen Strafverfolgungsbehörden hätten die Ermittlungen bereits zu mehreren und besonders bemerkenswerten Erfolgen geführt:

So sei es beispielsweise unter hohem Ermittlungsaufwand gelungen, einen Schweizer Staatsbürger als Tatverdächtigen zu identifizieren. Nach Weitergabe dieser Information an die Schweizer Behörden hätten diese ermittelt, dass der Mann in der Schweiz Kontakt zu einer alleinstehenden Mutter hatte und deren fünfjährigen Jungen bereits sexuelle missbraucht hatte. Unmittelbar vor einem weiteren Missbrauch des Kindes hätten Schweizer Beamte im letzten Augenblick den Tatverdächtigen festgenommen. Der Mann sitze seitdem in der Schweiz in Untersuchungshaft.

Die Ermittlungen des Bayerischen Landeskriminalamtes und der Zentralstelle Cybercrime Bayern führten zudem zum Betreiber eines Darknet-Forums, auf dem etwa 1000 registrierte Nutzer kinderpornografische Inhalte getauscht und verbreitet hätten. Nach Einschaltung der österreichischen Sicherheitsbehörden fand das BKA Wien aufgrund der aus Bayern übermittelten Erkenntnisse heraus, dass es sich bei den Betreibern der Darknetseite um bereits einschlägig verurteilte Pädophile handelte, die derzeit eine Haftstrafe in einer Justizvollzugsanstalt in Wien verbüßten. Die kinderpornografische Darknet-Plattform sei äußerst konspirativ unter Beteiligung von mehreren Häftlingen aus einer Haftzelle dieses Wiener Gefängnisses betrieben worden. Durch die Enttarnung dieses Betreibernetzwerks habe man das betreffende Darknetforum schließen können.

Trotz dieser Erfolge seien die hier seit eineinhalb Jahren geführten Ermittlungen in Bezug auf die weltweit vernetzte Pädophilenszene lediglich Nadelstiche. Die hohe Anzahl an Mitgliedern bei den im Darknet zahlreich verfügbaren Pädophilie-Foren und die große Menge des dort verbreiteten kinderpornografischen Bild- und Filmmaterials bestätigten regelmäßig die Erfahrung von Ermittlern, dass es einen riesigen Markt für Kinderpornografie gebe.

Die Ermittlungen werden fortgesetzt.

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