Barbaraheim Münchberg Kolpingsfamilie hofft weiter auf Pächter

Ob die Kirche das Barbaraheim behält, steht auf dem Prüfstand. Foto: Pirko Nieting

Was wird aus dem Barbaraheim in Münchberg? Zurzeit bewohnen Flüchtlinge aus der Ukraine den ersten Stock. Unten darf sich die Kolpingsfamilie bald wieder treffen, sie kann die Gaststätte aber nicht selbst bewirtschaften.

 
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Ein neuer Pächter für die Gaststätte wäre die Rettung. Seit zwei Jahren hat das Barbaraheim geschlossen, nachdem die Wirtin den Pachtvertrag gekündigt hatte. Zwar gehört das Haus der katholischen Kirche, es galt jedoch stets als beliebter Veranstaltungsort in Münchberg. Auch die Stadt lud zu Versammlungen ins Barbaraheim ein. Als Ort der Begegnung stand es allen offen, außerdem bot der Gasthof Fremdenzimmer und Ferienwohnungen.

Eine besondere Bedeutung hat es für die Kolpingsfamilie, sie bezeichnet das Haus als Heimat. Die Glaubens- und Bildungsgemeinschaft traf sich hier regelmäßig zum Stammtisch, bei Festen oder Theateraufführungen. Wegen Corona und der Schließung im August 2020 war das lange nicht möglich. Doch nach dem diesjährigen Sommerzeltlager möchte die Kolpingsfamilie die Gaststätte wieder für ihre wöchentliche Zusammenkunft nutzen, auch ohne Bewirtung.

Mit dem Pfarramt sei das abgeklärt, berichtet Vorsitzende Angelika Hoheisel. Dass die Kolpingsfamilie jeden Mittwoch Abend zusammenkommt, hält sie für wichtig, um die Gemeinschaft zu stärken. Den Zusammenhalt sieht sie als Grundlage für ehrenamtliches Engagement. Und das wiederum komme der ganzen Gemeinde zugute. „Wenn in der Pfarrei etwas los ist, dann macht es Kolping.“ Deshalb sei das Haus für die Familie wichtig.

Zwar haben Münchberger Vereine wie der Judo-Club oder die Geflügelzüchter der Kolpingsfamilie ihre Vereinsheime als Domizil angeboten. Dennoch könne das die eigene Heimat mit der Nähe zur Kirche nicht ersetzen, meint Hoheisel. „Wir brauchen einen Anlaufpunkt.“

Doch wie geht es weiter, wenn sich kein Pächter findet? „Leerstand tut keinem Gebäude gut“, weiß die Vorsitzende. Zurzeit wohnen drei Frauen, ein Mann und sechs Kinder aus der Ukraine im oberen Stockwerk. „Damit ist das Heim zumindest oben belegt.“ Eine Dauerlösung sei das allerdings nicht, da die Flüchtlinge wohl irgendwann wieder in ihre Heimat zurück möchten. „Sie sind ja mehr oder weniger auf dem Sprung.“

Genau wie in der evangelischen gibt es auch in der katholischen Kirche die Überlegung, sich von Immobilien zu trennen. „Langfristig stehen sie auf dem Prüfstand, davon ausgenommen ist natürlich die Kirche“, teilt Stefan Fleischmann mit. Er ist leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Hofer Land und damit auch für das Barbaraheim zuständig. Es gelte, den tatsächlichen Bedarf an Immobilien für Pastoral und Verwaltung zu ermitteln, genau wie die zu erwartenden Kosten für Renovierungen. Laut Fleischmann wird man sich die Frage stellen müssen: Welche Unterhaltskosten sind für die Gemeinde zukünftig leistbar und welche Einnahmen sind zu erwarten? Auch Kooperationen mit anderen Trägern und Institutionen könne man andenken. Hier mache man sich zusammen mit dem Ordinariat Bamberg auf den Weg. „Es geht uns darum, die Kirchengemeinde zukunftsfähig zu machen, damit der Glaube gefeiert und die Gemeinschaft erlebt werden kann.“

Angelika Hoheisel weiß, dass ein Gebäude Kosten verursacht und die Kirche das Barbaraheim langfristig nicht unterhalten kann, wenn keine Pachteinnahmen reinkommen. Einen Verkauf des Anwesens hält sie jedoch wegen der Nähe zur Kirche für äußerst schwierig. Bleibt die Gaststätte leer, fehlt ihrer Meinung nach in Münchberg ein wichtiger Veranstaltungsort. Zwar soll im Herbst 2023 das renovierte Schützenhaus neu eröffnen, dennoch blieben für das Barbaraheim genug Nutzungsmöglichkeiten übrig. Für viele Veranstaltungen habe es die perfekte Größe und bei kirchlichen Feiern natürlich auch die perfekte Lage. Hoheisel befürchtet, dass ohne Domizil das kirchliche Leben brachliegen würde. Die Kolpingsfamilie, die zum Kolpingwerk Deutschland gehört und in Münchberg rund 200 Mitglieder zählt, kann die Bewirtung jedoch nicht selbst übernehmen. „Wir sind alle noch berufstätig.“

Interessenten für das Barbaraheim in Münchberg gab es in der Zeit seit der Schließung immer wieder. Das weiß auch Angelika Hoheisel. Die Corona-Pandemie habe den potenziellen Pächtern die Entscheidung aber schwer gemacht. Die Vorsitzende will die Hoffnung dennoch nicht aufgeben. „Wir sind nach wie vor guter Dinge, dass sich ein neuer Wirt findet.“

Die Rahmenbedingungen hält sie für ideal: Zentrale Lage, große Terrasse, Nähe zur Fachhochschule und Stammgäste durch die Gemeinde. Vor sechs Jahren hat die Kirche noch 120 000 Euro in eine Renovierung investiert. Nächstes Jahr könnte das Barbaraheim großes Jubiläum feiern: Es besteht dann seit 70 Jahren.

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