Bayerisch-böhmische Krippenausstellung Weihnachten fürs Wohnzimmer

Die Menschen stellen zum Fest gerne eine Krippe auf. Eine große Vielfalt der Darstellungen des Geschehens in der Heiligen Nacht zeigt das Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel.

 
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Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in die Krippe, weil für sie kein Raum war in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Feld, die bewachten ihre Herde in der Nacht. Und siehe, ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie.Und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren soll. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr. Und das sei für euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt, in der Krippe liegend ...

Lukas, 2, 7-12

Wunsiedel - Die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel inspiriert seit dem Mittelalter Künstlerinnen und Künstler dazu, die Szenerie, wie sie die Evangelisten Lukas und Markus beschreiben, bildlich darzustellen. Bei vielen Familien steht am heutigen Heiligen Abend – neben dem Christbaum und den Geschenken – auch eine Weihnachtskrippe im Mittelpunkt. Und zwar in jedem Wohnzimmer eine andere, denn die Krippen sind so unterschiedlich wie die Künstler, die sie erdacht haben: von der einfachen alleinigen Darstellung der heiligen Familie aus einem einzigen Stück Holz bis hin zu ganzen, raumfordernden Landschaften. Im Landkreis Wunsiedel haben diese Krippen noch eine ganz besondere Bedeutung – gehört die Marktredwitzer Krippenkultur seit diesem Jahr doch zum bundesweiten „Immateriellen Kulturerbe“.

Thema, das Menschen verbindet

Eine Ahnung davon, wie viele unterschiedliche Interpretationen mit dem doch immer gleichen Personal – Maria, Josef und das Jesuskind, Engel, Hirten, Tiere und die heiligen drei Könige – es geben kann, vermittelt derzeit das Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel. Und dabei, das deutet schon der Titel „Bayerisch-böhmische Krippenausstellung“ an, ist der Einzugsbereich, aus dem diese 62 Krippen kommen, noch recht klein. Doch zeigt die Ausstellung deutlich: Das Thema „Krippe“ verbindet die Menschen; und: Die Unterschiede in den Darstellungen gehen nicht auf die verschiedenen Länder zurück, sondern sind Zeugnis anderer, individuellerer Einflüsse wie regionaler Traditionen oder Materialien.

Die meisten Exponate im Fichtelgebirgsmuseum bilden Jesu Geburt ab. Doch eines der Ausstellungsstücke, eine Kastenkrippe aus der Zeit um 1850 aus dem Landkreis Tirschenreuth, zeigt auch einen Kreuzweg – eine Passionskrippe – also das Ostergeschehen von Jesu Gefangennahme bis zu seiner Auferstehung.

Kreativität und Humor

Die Darstellungen des deutlich freudigeren Anlasses der Geburt aber überwiegen natürlich. Orientalische Szenerien wie bei jener außerordentlich detailreichen Königsberger Krippenarbeit, die das Museum Cheb den oberfränkischen Nachbarn zur Verfügung gestellt hat, verorten das Ereignis im Heiligen Land – ganz so, wie es die Bibel erzählt. Und sie zeigen auch, dass die Künstler mit großer Kreativität und verschmitztem Humor zu Werke gegangen sind: So lässt etwa der Erschaffer der Königsberger Krippe eines der vielen Schafe, die das eigentliche Geschehen umrahmen, sich genüsslich hinter dem Ohr kratzen.

Viele Interpretationen der Heiligen Nacht holen das Geschehen auch in die unmittelbare Umgebung des jeweiligen Künstlers wie eine Darstellung von Maria und Josef, die auf der Suche nach einer Herberge – für Ortskundige unzweifelhaft erkennbar – durch die engen Gassen der Regensburger Innenstadt irren; oder die Verlegung des Weihnachtsgeschehens ins Bayerische mit Figuren in Trachten und liebevoll gestaltete Berglandschaften. Die Menschen – das zeigen diese Variationen des originalen Schauplatzes – holen damit das biblische Geschehen zu sich, lassen es in ihrer Heimat stattfinden. Damit unterstreichen sie ihren Glauben und ihre Verbundenheit mit Jesus Christus, sind damit ganz nah am Geschehen der Heiligen Nacht.

Das Kind im Fokus

Was eine Krippe aussagt, wie sie auf den Betrachter wirkt, hängt auch damit zusammen, wie sie gestaltet, in welcher Konstellation die Figuren angeordnet sind. Da schaut kein Hirte, kein Engel, kein heiliger König einfach so irgendwohin. Die Aufmerksamkeit aller Personen und sogar der Tiere richtet sich einzig auf das Kind in der Krippe. So erfüllt eine Krippe ihren ureigensten Zweck.

Glas, Spitze, Porzellan

Und natürlich sind es auch die Materialien, die die Krippen in bestimmten Landschaften und Traditionen verorten: zarte Figuren aus farbigem Glas beispielsweise, die die in Niederbayern wohnende Künstlerin Dagmar Halova geschaffen hat; oder eine zweidimensionale Krippenszene aus geklöppelter Spitze aus Südböhmen; von dort kommen auch überdimensionierte Keramik-Figuren – eine der Leihgaben des Muzeums Jindřichohradecka aus der Region Jindřichův Hradec – und ebenso eine noch relativ junge Weihnachtskrippe aus rosafarbener und weißer Keramik von der Familie Raboch aus dem Jahr 1993. Jana Pulcova wiederum baut kleine „Krippen“ aus Maisblättern und steckt sie in Glasflaschen; noch winziger sind die Exemplare, die noch in einer Walnussschale Platz finden. Und selbstverständlich dürfen auch elegante Krippendarstellungen aus edlem Porzellan von den Firmen Rosenthal oder auch Villeroy & Boch nicht fehlen.

Die Ausstellungsmacher in Wunsiedel, jedenfalls, sind zufrieden mit ihrer Schau: „Es ist schön, dass wir in unserer Ausstellung so viele verschiedene Materialien haben“, freut sich Christina Heydenreich, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fichtelgebirgsmuseen.

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