Kreativität und Humor
Die Darstellungen des deutlich freudigeren Anlasses der Geburt aber überwiegen natürlich. Orientalische Szenerien wie bei jener außerordentlich detailreichen Königsberger Krippenarbeit, die das Museum Cheb den oberfränkischen Nachbarn zur Verfügung gestellt hat, verorten das Ereignis im Heiligen Land – ganz so, wie es die Bibel erzählt. Und sie zeigen auch, dass die Künstler mit großer Kreativität und verschmitztem Humor zu Werke gegangen sind: So lässt etwa der Erschaffer der Königsberger Krippe eines der vielen Schafe, die das eigentliche Geschehen umrahmen, sich genüsslich hinter dem Ohr kratzen.
Viele Interpretationen der Heiligen Nacht holen das Geschehen auch in die unmittelbare Umgebung des jeweiligen Künstlers wie eine Darstellung von Maria und Josef, die auf der Suche nach einer Herberge – für Ortskundige unzweifelhaft erkennbar – durch die engen Gassen der Regensburger Innenstadt irren; oder die Verlegung des Weihnachtsgeschehens ins Bayerische mit Figuren in Trachten und liebevoll gestaltete Berglandschaften. Die Menschen – das zeigen diese Variationen des originalen Schauplatzes – holen damit das biblische Geschehen zu sich, lassen es in ihrer Heimat stattfinden. Damit unterstreichen sie ihren Glauben und ihre Verbundenheit mit Jesus Christus, sind damit ganz nah am Geschehen der Heiligen Nacht.
Das Kind im Fokus
Was eine Krippe aussagt, wie sie auf den Betrachter wirkt, hängt auch damit zusammen, wie sie gestaltet, in welcher Konstellation die Figuren angeordnet sind. Da schaut kein Hirte, kein Engel, kein heiliger König einfach so irgendwohin. Die Aufmerksamkeit aller Personen und sogar der Tiere richtet sich einzig auf das Kind in der Krippe. So erfüllt eine Krippe ihren ureigensten Zweck.
Glas, Spitze, Porzellan
Und natürlich sind es auch die Materialien, die die Krippen in bestimmten Landschaften und Traditionen verorten: zarte Figuren aus farbigem Glas beispielsweise, die die in Niederbayern wohnende Künstlerin Dagmar Halova geschaffen hat; oder eine zweidimensionale Krippenszene aus geklöppelter Spitze aus Südböhmen; von dort kommen auch überdimensionierte Keramik-Figuren – eine der Leihgaben des Muzeums Jindřichohradecka aus der Region Jindřichův Hradec – und ebenso eine noch relativ junge Weihnachtskrippe aus rosafarbener und weißer Keramik von der Familie Raboch aus dem Jahr 1993. Jana Pulcova wiederum baut kleine „Krippen“ aus Maisblättern und steckt sie in Glasflaschen; noch winziger sind die Exemplare, die noch in einer Walnussschale Platz finden. Und selbstverständlich dürfen auch elegante Krippendarstellungen aus edlem Porzellan von den Firmen Rosenthal oder auch Villeroy & Boch nicht fehlen.
Die Ausstellungsmacher in Wunsiedel, jedenfalls, sind zufrieden mit ihrer Schau: „Es ist schön, dass wir in unserer Ausstellung so viele verschiedene Materialien haben“, freut sich Christina Heydenreich, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fichtelgebirgsmuseen.