Das schwierige Umfeld

Die SpVgg Bayern Hof ist eins nicht: einfach. Nach der Beilegung des Namensstreits kehrte zumindest an der Fanfront etwas Ruhe ein. Auch trotz des tiefen sportlichen Falls in der Regionalliga blieb es ungewohnt ruhig. Doch nun – nach dem missratenen Start – brodelt auch beim letzten Fan die Seele. Das 0:3 ist zudem Wasser auf die Mühlen der ewigen Kritiker, die lautstark gegen den Vorstand wettern, sich aber oft selbst nicht im Verein aktiv engagieren. Bayern-Präsident Reiner Denzler hat zwar schon schlimmere Zeiten mitgemacht („Der Druck war schon einmal stärker. Es gab ja auch die Androhung körperlicher Gewalt.“), dennoch weiß auch er: „Ruhe bekommen wir nur, wenn wir gewinnen.“ Und die Rückkehr des Erfolgs habe für ihn nun oberste Priorität – die Querelen im Umfeld seien zweitrangig. Ihm gehe es vor allem darum, die Fans, die noch ins Stadion kommen, für ihre Treue zu belohnen. Er sieht die Mannschaft in der Pflicht: „Es ist unwürdig, so eine Leistung abzurufen. Wir haben einen anderen Anspruch und wollen vorne mitspielen und nicht irgendwo rumkrebsen.“ Hingegen findet Denzler die Diskussion um eine zweite Mannschaft leidig: „Ich habe immer gesagt: Wenn sich jemand zur Verfügung stellt und engagiert, helfen wir. Aber es passiert nichts.“


Die sportliche Leitung

Deutliche Kritik gibt es an der Zusammenstellung der Mannschaft – wofür die sportliche Leitung um Michael Voigt verantwortlich ist. Dabei ist das nichts Neues: Bereits in der Regionalliga-Saison lagen die Hofer mit ihrer Kaderplanung klar daneben. Die Neuzugänge schlugen nicht ein, die Spieler, die den Verein verließen, wurden nicht adäquat ersetzt. Die verfehlte Personalpolitik scheint sich nun auch in der Bayernliga fortzusetzen. Deutliche Worte findet daher auch Präsident Reiner Denzler: „Ich habe der sportlichen Leitung im Winter gesagt: Wir bleiben in der Regionalliga ruhig. Bereitet aber die Bayernliga ordentlich vor. Wir wollen unseren Zuschauern und Sponsoren nicht noch so ein Jahr bieten.“ Doch geschehen sei nun nichts. „Es kann nicht sein, dass wir in die Saison gehen und noch keinen Stürmer haben. Wir hatten sechs Monate Zeit.“ Eine weitere Ursache: Das Scouting funktioniert nicht. Voigt hätte als Multifunktionär im Verein zu wenig Zeit, Chef-Scout Jochen Kauper finde kein Gehör: „Er hat Spieler angeschaut, aber seine Vorschläge sind nicht so richtig in die Entscheidungen eingeflossen“, stellt Denzler fest. Deshalb will er nun den Bereich der Spielersichtung neu aufstellen. „Die Posten sind zwar besetzt, aber es liegt einiges im Argen. Wir werden jetzt korrigieren.“

Der Trainer

„Janovsky raus“ – tönte es am Samstag in der zweiten Halbzeit vereinzelt auf der Grünen Au von den Tribünen. Angesichts einer Bilanz von nur drei Siegen aus den vergangenen 35 Spielen (29 Niederlagen) steht Miloslav Janovsky natürlich in der Kritik. Doch noch hält der Verein an dem tschechischen Fußballlehrer fest. Bayern-Präsident Reiner Denzler hält Janovsky weiterhin für einen guten Trainer. „Er macht ein hervorragendes Training“, sagt er. Aber erreicht er die Mannschaft nach der langen Misserfolgsserie überhaupt noch? Vertrauen ihm die Spieler, obwohl trotz des Aufwands im Training keine Erfolge herausspringen? Ja, er erreiche die Mannschaft noch, sagt Denzler. Dennoch will er das Gespräch mit Janovsky suchen. Sein Eindruck: Die Belastung ist für viele Spieler einfach zu hoch. Es scheint so, als ob der als Fitnessguru verschriene Coach überzogen hat. „Wir sind ja froh, dass er es professionell angeht, aber hat man am Samstag die Fitness gesehen?“ Im Gegenteil. Die Mannschaft wirkte ausgelaugt – körperlich wie geistig. „Wir werden jetzt intern darüber reden“, kündigt Denzler an. Womöglich will er Janovsky dazu drängen, die Trainingsintensität zu drosseln. Und womöglich stellt der Verein dem Coach deshalb einen weiteren Trainer als Co an die Seite.

Die Mannschaft

Zum Glück stehen die Spielernamen nicht auf den Trikots der Hofer Spieler – andernfalls hätte der ohnehin finanziell nicht auf Rosen gebettete Verein in den letzten Jahren viel investieren müssen. Der Bayern-Spielerkader ist vor allem durch eine hohe Fluktuation gekennzeichnet: Allein in diesem Sommer verließen – je nach Berechnung – zwischen 13 bis 24 Spieler den Verein. 16 Neue kamen hinzu. Kontinuität sieht anders aus, wenn aus der Aufstiegs-Startelf 2016, die in Aschaffenburg den Sprung in die Regionalliga feierte, nur noch drei Spieler übrig sind: Schraps, Knoll und Fleischer – also drei Spieler, die eigentlich Leistungsträger sein müssen. Doch auch die gestandenen Spieler bleiben derzeit unter ihren Möglichkeiten. Bayern-Präsident Reiner Denzler will aber den aktuellen Kader nicht grundsätzlich schlechtreden: „Es sind richtig gute Fußballer darunter, aber sie bringen es offensichtlich nicht auf den Rasen. Trainingsweltmeister brauchen wir nicht, sondern wir brauchen Spieler, die ihren Mann stehen.“ Er fordert mehr Leidenschaft von den Spielern. Und um die Leidenschaft zu fördern, soll der Konkurrenzkampf wohl belebt werden. Denzler kündigt Verpflichtungen an: „Wir müssen die ein oder andere Position noch besetzen.“

Die Vereinsführung

Die fünfköpfige Vereinsführung um Präsident Reiner Denzler hatte sich in der jüngeren Vergangenheit zurückgenommen. Aus privaten Gründen habe er sich etwas herausgehalten. Er sei nur bei zwei Testspielen in der Vorbereitung selbst vor Ort gewesen. „Ich habe zwei Spiele gesehen und mir gedacht: Um Himmels Willen. Und genauso kam es. Ich war nicht überrascht.“ Angesichts der heraufziehenden dunklen Wolken stellt sich natürlich die Frage: Hat die Vereinsführung nicht rechtzeitig die Probleme kommen sehen? Reagiert der Präsident nun nicht zu spät? „Das mag sein“, gesteht er ein. Allerdings: Selbst das Schuldeingeständnis hilft nun nicht weiter, betont Denzler. „Wir stehen nun in der Saison, jetzt ist es eine Sache der Aufarbeitung. Wir wollen aber keine Schnellschüsse.“ Es müssen Lösungen für die Misere her. Allerdings wirkt es oft so, als ob Denzler, der als Anwalt beruflich stark eingespannt ist, oft nicht die nötige Zeit hat, um einen tiefen Einblick in den Maschinenraum des Vereins zu werfen. Im Erfolgsfall – kein Problem, im Falle des Misserfolgs muss Denzler aber als Krisenmanager ran. Auch an die Mannschaft? „Der Präsident muss nur im Notfall das Gespräch mit den Spielern suchen. Eigentlich ist es die Aufgabe der sportlichen Leitung, mit den Spielern Kontakt zu halten.“