Bayern – Tschechien Stabiles Fundament für Freundschaft

Gruppenbild mit Presse und Gästen: Ministerpräsident Markus Söder mit dem tschechischen Staatspräsidenten Petr Pavel (rechts) und Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch. Foto: /Florian Miedl

Im Selber Rosenthal-Theater eröffnen der tschechische Staatspräsident Petr Pavel und Ministerpräsident Markus Söder die Freundschaftswochen. Dabei geht es nicht nur um Politik, sondern auch um Emotionen.

 
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„Wo ein Wille ist, findet sich ein Weg. Und wir werden weitere Wege finden zu einer guten Zukunft.“ So optimistisch hat der tschechische Staatspräsident Petr Pavel den Beginn der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen beschrieben. Und sein bayerischer Gastgeber, Ministerpräsident Markus Söder, lässt sich bei seiner Einschätzung ebenfalls nicht lumpen: „Die Freundschaftswochen sind wichtig für ganz Bayern.“ Mit ihnen werde aus der gut nachbarschaftliche Normalität etwas ganz Besonderes. Die beiden Spitzenpolitiker aus Tschechien und Bayern lassen bei der Eröffnung der Freundschaftswochen keinen Zweifel daran, dass die beiden Ländern im Herzen Europas nur gemeinsam etwas erreichen können – und dass sie das auch wollen. Der lang anhaltende Applaus der vielen Gäste ist ihnen damit sicher.

Der Freitag war so etwas wie ein Feiertag in Selb. Dass sich etwas Besonderes ereignen wird, zeigte sich nicht nur an dem großen Polizeiaufgebot in der Innenstadt und rund ums Theater, sondern auch daran, dass der Unterricht im Schulzentrum bereits um 11.20 Uhr endete. Man wollte den hohen Gästen offenbar nicht zumuten, durch den Schulschlussverkehr zu fahren – weswegen die Hohenberger Straße vor dem Theater auch ab 12 Uhr komplett gesperrt war.

Etwas ganz Besonderes

Und es ist auch etwas Besonderes, wenn vor dem Rosenthal-Theater der sprichwörtliche Rote Teppich ausgerollt und akribisch gesaugt wird, wenn die Egertaler Blaskapelle zur Begrüßung aufspielt, wenn Fernseh- und Radioteams aus der ganze Republik und aus der Tschechischen Republik den Eingang belagern. Neben den offiziellen geladenen Gästen – die Bundes- und Landtagsabgeordneten, die Vertreter der Städte und Gemeinden, der Vereine und Organisationen, der Schulen, der Parteien, der Hilfsorganisationen – hatten sich auch ein paar Schaulustige unter das Publikum vor dem Theater gemischt. Bei den Gästen herrschte ganz offensichtlich freudige Erwartung, während bei den Organisatoren die Spannung stieg.

Geklappt hat dann alles minutiös. In Erinnerung bleiben werden aber weder die gute Organisation noch die Anspannung der Beteiligten, weder die Musik des Hornquartetts der Hofer Symphoniker noch die Moderation von Mischa Salzmann, weder die auffällig-unauffälligen Limousinen der Personenschützer noch die Motorradeskorte für den tschechischen Präsidenten. In Erinnerung bleiben wird das Vertrauen, dass sich Pavel und Söder auf der Bühne entgegen brachten – und auch der von allen anderen Rednern angesprochene Wunsch und Wille, weiterhin ziemlich beste Freunde zu sein.

Freude und Zuversicht

Dass das tschechische Staatsoberhaupt, der übrigens vor dem Empfang im Porzellanikon zu Mittag aß, sich über den Termin freute, spricht für ihn als Mensch. Dass er in seiner Rede auch die dunklen Kapitel der deutsch-tschechischen Geschichte nicht aussparte und sich dennoch dezidiert für eine freundschaftliche Partnerschaft aussprach, spricht für ihn als Politiker. Vielleicht liegt das auch seinen Wurzeln: Geboren in Plana bei Marienbad habe er den Eisernen Vorhang quer durch Europa selbst hautnah erlebt, wobei die Kontrollen auf tschechoslowakischer Seite noch viel strenger gewesen seien. „Deswegen ist es sehr gut, dass wir heute ohne Einschränkungen zu unseren Freunden können. Die Beziehungen zwischen Tschechien und Bayern bezeichnete er als „so gut wie noch nie“ – und das sei auf das Engagement vieler Menschen zurückzuführen. Viele noch anstehende Probleme, so Pavel, seien nur mit einem verlässlichen Partner zu lösen. Gerade die jetzige Situation mit dem Krieg in der Ukraine zeige, „wie wichtig Freundschaft und Partnerschaft sind“. Man müsse sich der gemeinsamen Werte der europäischen Gemeinschaft bewusst sein und sie am Leben halten.

Offene Grenzen

Besonders wichtig sei es, Grenzen offen zu halten – egal ob bei einer Pandemie oder angesichts ankommender Flüchtlinge. Mit offenen Grenzen finde sich immer eine bessere und gemeinsame Lösung, als mit geschlossenen. Zwar habe es in der Geschichte auch dunkle Kapitel gegeben. „Wir sind alle froh, dass diese dunklen Zeiten vorbei sind. Aber wir dürfen die Gründe nicht vergessen und müssen eine Wiederholung vermeiden.“

Das Wort „Freundschaft“ sei nicht nur eine höfliche Formulierung, sondern eine grundsätzliche Voraussetzung für Partnerschaft, sagte der ehemalige Vorsitzende des Militärausschusses der Nato. Die Freundschaftswochen würden sicher der Belebung und Vertiefung der Beziehungen beitragen.

Das Publikum honorierte dieses klares Bekenntnis mit lang anhaltendem Applaus.

Wichtiges Zeichen

Ministerpräsident Markus Söder sagte nicht nur die Veranstaltung, sondern auch der Austragungsort ein ein wichtiges Zeichen und ein Symbol – für eine Veranstaltung im Herzen Europas. Und zu Pavel gewandt sagte er: „Das Verständnis für den ländlichen Raum für die Grenzregion eint uns.“ Dass sich Nachbarn treffen, sei normal. Immerhin sei die gemeinsame Geschichte atemberaubend – wirtschaftlich, politisch und kulturell. Dass man nun – nach den fürchterlichen Kapiteln der jüngeren Vergangenheit – wieder normal zusammenleben könne, sei etwas ganz besonderes. „Die Versöhnung gibt Hoffnung, auf bessere Zeiten“, so Söder, der damit auch die besseren Beziehungen zwischen der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Tschechien ansprach: „Das zeigt uns, wie Leid zu überwinden ist.“

Da man gerade mit der Entwicklung der Grenzregionen die Verständigung vorantreibe, seien die Freundschaftswochen ein ganz wichtiger Baustein. Die Freundschaft sei das wichtige Fundament, auf das man aufbauen könne. Und dieses Fundament werde nun in den kommenden zwölf Wochen noch einmal gestärkt. Seite 1

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