Oberfranken "Papa, was ist das?": Mann gesteht Tötung seines Sohnes

Erfolgreich im Job, eine zunächst glückliche Ehe - doch dann kamen Schulden und Depressionen. In dieser Situation beging ein Mann in Oberfranken ein unvorstellbares Verbrechen.

 
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Ein Mann hat im Landkreis Forchheim seinen neunjährigen Sohn erwürgt - zum Prozessauftakt am Montag hat der 51-Jährige diese Tat gestanden. Er sei an dem Sonntagmorgen im März überzeugt gewesen, sich und den Sohn umzubringen, sagte er am ersten Tag des Mordprozesses am Landgericht Bamberg. Laut der Anklage war er von Existenzängsten getrieben und litt unter einer Depression.

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Der 51-Jährige bestätigte am Montag die Darstellung der Anklage: Er habe den Buben im März 2021 überraschend mit einem 2,6 Kilogramm schweren Metallbügel erschlagen wollen. Der Sohn überlebte den Schlag auf den Kopf aber. Der Bub habe sich zu ihm umgedreht und gefragt: "Papa, was ist das?" Daraufhin habe er ihn mit bloßen Händen gewürgt, bis er sich nicht mehr bewegt habe. "Vielleicht 10 oder 15 Minuten, ich weiß es nicht. Es können auch nur fünf gewesen sein", sagte der Mann am Montag. An den Tagen vor der Tat hatte er mit dem Sohn noch Brettspiele gespielt, Filme geschaut und war mit ihm beim Friseur gewesen.

Der Bub war übers Wochenende bei ihm geblieben, die Eltern lebten zur Tatzeit seit einigen Monaten getrennt. Nach dem Tod des Kindes war in der Region das Entsetzen groß gewesen: In einem Nachbarort gab es wenige Tage nach der Tat eine Trauerfeier, zahlreiche Kerzen wurden entzündet und Blumen niedergelegt.

Sich selbst etwas anzutun habe er danach nicht geschafft, sagte der Mann am Montag. Auf die Frage des Richters, warum der Sohn und nicht er selbst habe sterben müssen, sagte er: "Die stelle ich mir jeden Tag." Er habe überhaupt keinen Hass auf den Sohn gehabt.

Laut den Ermittlern soll der Mann außerdem beschlossen haben, auch seine seit November 2020 getrennt von ihm lebende Frau und die gemeinsame, jugendliche Tochter umzubringen. Am Montag bestätigte er in Anwesenheit der beiden vor Gericht, daran gedacht zu haben, die Familie auszulöschen. Nach der Tat an seinem Sohn sei ihm das aber nicht möglich gewesen. "Weil es so furchtbar war, was ich getan habe", sagte er.

Sein Leben beschrieb der 51-Jährige am Montag als in weiten Teilen erfolgreich, das Familienleben als lange Zeit glücklich: Nach einer Jugend in "guten Verhältnissen" habe er studiert und als Marketingmanager gearbeitet. Die Hochzeit sei eine Liebesheirat, die Kinder seien Wunschkinder gewesen. "Wir haben uns ein schönes Heim eingerichtet", sagte der Mann am Montag. Die Familie hatte im Landkreis Erlangen-Höchstadt gelebt, nach der Trennung zog der Mann in eine Wohnung im Landkreis Forchheim, wo er auch die Tat beging.

Zwar war das Familieneinkommen laut Richter "durchaus nennenswert", trotzdem häuften sich Schulden an: "Wir haben offensichtlich über den Verhältnissen gelebt", sagte der 51-Jährige. Davon zeugt etwa ein 45 000 Euro teurer Geländewagen, den er sich Anfang Januar 2020 trotz finanzieller Schieflage als Hobbyfahrzeug zulegte. Die Einkommen seien zwar gestiegen, man sei aber in eine Kreditabhängigkeit gerutscht, sagte der 51-Jährige. Das finanzielle Dauerproblem habe ihn immer unterschwellig belastet.

Außerdem litt er an Depressionen, war 2019 für mehrere Wochen auch stationär in Therapie. Ein Jahr lang nahm er Antidepressiva, dann habe er sie nach und nach abgesetzt - nach eigenem Ermessen. Laut Anklage führte das und die Existenzangst zu einer schweren depressiven Episode mit Suizidalität. Ein Urteil könnte am 10. November gesprochen werden.