Bayreuth - Er liebte Hunde über alles. Einer von Richard Wagners Lieblings-Spaziergängen führte ihn in den Bayreuther Studentenwald. Wo es die Wagners außerdem noch hinzog, verrät die 42-jährige Autorin Eva Kröner aus Bayreuth in ihrem Buch "Wandern mit Wagner", das vor Kurzem im Bamberger Heinrichs-Verlag erschienen ist.

Frau Kröner, warum haben Sie sich überhaupt mit Wagner und seiner Wanderlust beschäftigt?

Ich bin am Festspielhügel in der Lohengrinstraße aufgewachsen und war Kinderstatistin in den "Meistersingern" und in der "Walküre", war Blaues Mädchen und sang im Sonderchor. Ich höre Wagners Musik gefühlt schon mein ganzes Leben lang. Und Wandern ist ein anderes Schwerpunktthema von mir, da ich 2014 den Familienwanderführer "Zwergenwege" veröffentlicht habe.

Woher wissen Sie, dass Richard Wagner Spaß am Wandern hatte?

Hauptsächlich aus den Tagebüchern seiner Frau Cosima Wagner. Man stößt darin immer wieder auf Wander-Beschreibungen. Da lag es auf der Hand, sich mit Wagner und dem Wandern zu beschäftigen. Die Lücke tat sich auf, ohne dass ich sie gesucht hätte. Über die Schweiz und das Elbsandsteingebirge, wo Wagner viel gewandert ist, gibt’s bereits Bücher, über Franken gab’s noch keines.

Sind die Fundstellen in den Tagebüchern wirklich so ergiebig?

Cosima nennt Ziele oder beschreibt mal einen schönen Blick, den es von irgendwo gibt, oder ein schönes Erlebnis. Das habe ich herausgesucht und zusammengesetzt, die Wegführung ist also von mir. Man lernt Wagner und seine Familie dabei von ihrer privaten Seite kennen.

Sind Sie alle 14 Wanderungen selbst gegangen?

Klar, das geht nicht anders, teilweise auch mehrmals, weil manche Strecken nicht mehr funktionieren. Die Ausflüge der Wagners sind ja fast 150 Jahre her. An einigen Stellen sind riesige Straßen gebaut worden, wo man nicht mehr durchkommt. Da bin ich sogar vier-, fünfmal losgegangen, um einen anderen Weg zu finden.

Was war denn Wagners Lieblingstour?

Alles rund um den Roten Main, würde ich sagen. Kamerun, Schlehenmühle, die Eremitage und die heutige Wilhelminenaue. Außerdem mochten die Wagners den Wald. Mit den Hunden war Richard Wagner viel im Studentenwald, weil der von seinem Haus Wahnfried aus gut zu erreichen war. Wagner selbst ist sein ganzes Leben lang viel gewandert und hat sich inspirieren lassen.

Hat Richard Wagner das Thema Wandern auch in seinen Werken verarbeitet?

In seinen Opern kommt die Natur sehr häufig vor, da setzte er eigene Erfahrungen um, zum Beispiel aus den Schweizer Bergen. Und im "Siegfried" gibt es ja sogar einen Wanderer als Figur. In Muggendorf in der Fränkischen Schweiz gibt’s eine ehemalige Schauhöhle, die Rosenmüllerhöhle. In den Wänden sind noch 50 Kerzenhalter. Man kann sich Teelichter mitnehmen, anzünden und sich vorstellen, wie das damals war.

Das Gespräch führte Ute Eschenbacher

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"Wandern mit Wagner", Heinrichs-Verlag Bamberg, 2019, 223 Seiten, 15,90 Euro.