Bayreuther Hoteliers Froh, dass es wieder losgeht

Hereinspaziert: Martina Groh-Walter von der Lohmühle hofft wie ihre Kollegen mit den neuen Öffnungsschritten ab Freitag auf möglichst viele Gäste Foto: Ralf Münch

Die sinkenden Infektionszahlen machen es möglich: Ab Freitag dürfen die durch die Pandemie stark gebeutelten Bayreuther Hotels neben Geschäftsreisenden auch wieder touristische Gäste beherbergen. Wenn man mit den Verantwortlichen spricht, sind trotz vieler Regeln und Vorschriften Freude und Aufbruchsstimmung zu spüren – allerdings nicht überall.

 
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Bayreuth - „Wir sind sehr froh, ab Freitag wieder öffnen zu können“, sagt Christine Schrodt, die Direktorin des H4-Hotels Residenzschloss. Kein Wunder, ist das Hotel doch seit 1. November durchgehend geschlossen. „Eine harte Zeit“, wie Schrodt einräumt. Doch jetzt kommen die Mitarbeiter nach und nach aus der Kurzarbeit zurück – je nach Buchungslage. Von der sind Schrodt und ihre Mitarbeiter „positiv überrascht. Seit klar ist, dass wir Pfingsten öffnen dürfen, nehmen die Anfragen und Buchungen kontinuierlich zu.“ Bis dahin gibt es noch einiges vorzubereiten, auch um alle Regeln einzuhalten – etwa beim Frühstück oder im Restaurant, das Hausgäste benutzen dürfen.

Gäste wollen Sicherheit

Es gibt noch viel mehr Regeln, die die Angestellten kontrollieren müssen. Für Martina Groh-Walter, die Inhaberin der Lohmühle, kein Problem. Sie hat alles mit ihren Mitarbeitern trainiert – immer, wenn neue Regeln kamen. Denn ihr Haus war bis auf wenige Ausnahmen zumindest für Geschäftsreisende offen, meist Monteure oder Vertreter: „Auch wenn wir manchmal nur ein bis zwei Gäste hatten.“ Dafür hat das Abholgeschäft im Restaurant ein bisschen was aufgefangen. „Wir nehmen es seit Ausbruch der Pandemie, wie es kommt“, sagt Groh-Walter fatalistisch, um dann zu betonen, „dass wir jetzt positiv gestimmt sind und auf einen Sommer zumindest wie im vergangenen Jahr hoffen“. Da legten die Buchungen nach einem verhaltenen Start deutlich zu. Allerdings hat sich das Buchungsverhalten laut Groh-Walter verändert: „Die Gäste wollen Sicherheit und buchen deshalb viel kurzfristiger. Das bedeutet für uns weniger Planungssicherheit.“

Viel Beratungsbedarf

Auch die Ibis-Hotels hatten für Geschäftsreisende geöffnet. „Trotz miserabler Buchungszahlen“, wie Hoteldirektor Kay Mittelstraß sagt. Diese seien jetzt vor Pfingsten noch nicht explodiert, „dennoch freuen wir uns riesig über die Öffnung auch für Touristen“. Von denen seien viele noch unsicher, entsprechend hoch sei bei Anfragen der Beratungsbedarf durch die Mitarbeiter. Was oft auch den unterschiedlichen Vorschriften in den Bundesländern geschuldet sei, so Mittelstraß, der etwa folgendes Beispiel nennt: „Es ist wirklich toll, dass man sich bei uns überall kostenlos testen lassen kann. Da sind Anrufer aus Berlin ganz überrascht.“ Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass ein Test bei der Anreise nicht älter als 24 Stunden sein darf und alle 48 Stunden erneuert werden muss. Was bedeute, dass sich Pfingsturlauber möglicherweise ein zweites Mal testen lassen müssten: „Da wären mehr Kapazitäten am Wochenende nicht schlecht.“

BMTG rechnet mit spürbarer Zahl an Gästen

„Fast schon euphorisch“ ist Manuel Becher, der Chef der Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH (BMTG). Die Leute wollten endlich wieder reisen. Das sei auch an den stark gestiegenen Zugriffszahlen auf die BMTG-Homepage und den vermehrten Anrufen in der Tourist-Info zu erkennen, die jetzt auch wieder ihre Türen öffne. Die Stadt sei vorbereitet, Museen öffneten wieder, es gebe wieder Stadtführungen, die Außengastronomie sei vielerorts wieder am Start. „Es tut sich einiges, ich rechne in den Pfingstferien mit einer spürbaren Zahl an Gästen“, sagt Becher.

Internationaler Tourismus lahmt noch

Nicht, oder zumindest noch nicht so ganz in den Chor der Zuversichtlichen einstimmen will Eva Graf, die Chefin im Goldenen Anker. „Es wird ja auch höchste Zeit“, sagt sie zu den neuen Öffnungsperspektiven, nachdem auch sie lange nur Geschäftsreisende aufnehmen konnte. Doch: Die Buchungszahlen für Pfingsten und danach gestalten sich „noch recht bescheiden“. Was wohl auch daran liege, dass ein Traditionshaus wie der Goldene Anker auch stark vom internationalen Tourismus abhängt – und da sei ja noch kaum Besserung in Sicht. „Wer als Hotelier rechnen kann, der müsste sein Haus eigentlich geschlossen halten“, sagt sie.

Als Pessimistin will Graf dennoch nicht gelten. Vielmehr als Idealistin, die in der Corona-Pandemie aber auch zur Realistin geworden sei. Deshalb will sie auch nicht mutmaßen, wie der Sommer wohl werden wird, denn: „Wer weiß, was die Inzidenz macht?“ Angesichts dieser Ungewissheit und der aus ihrer Sicht wohl noch lange anhaltenden Auswirkungen der Krise falle Kreativität jedenfalls schwer – dabei sei die doch für das Führen eines Hotels unabdingbar.

Rheingold bleibt erst mal zu

Und auch Achim Porsch, der Manager des Hotels Rheingold, will noch nicht so recht aufatmen. Sein Haus ist seit November zu und wird es zunächst auch bleiben, denn: „Geschäftsreisende wird es über Pfingsten nicht geben, und die Anfragen von Touristen halten sich bislang noch sehr im Rahmen. Das reicht nicht, um ein Hotel mit 146 Zimmern guten Gewissen nach Monaten wieder aufzusperren.“ Er hoffe jetzt auf eine stabile, möglichst weiter sinkende Inzidenz bei den Corona-Infektionen und peilt eine Öffnung für den 7. Juni an.

Die Regeln

In bayerischen Städten und Landkreisen, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter 100 liegt, dürfen Beherbergungsbetriebe (unter anderem Hotels, Ferienwohnungen, Pensionen, Jugendherbergen und Campingplätze) ab Freitag auch wieder für touristische Zwecke öffnen - also pünktlich zu Pfingsten. Voraussetzung ist dabei ein negativer Corona-Test der Gäste (oder Gleichgestelltes), der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Alle 48 Stunden ist dieser Test während des Aufenthalts zu erneuern. Die Beherbergungsbetriebe dürfen auch ihre gastronomischen Angebote im Innenbereich öffnen, aber nur bis 22 Uhr und nur für ihre eigenen Gäste. Zulässig sind für diese auch Kur-, Therapie- und Wellnessangebote, also etwa die Öffnung von hauseigenen Schwimmbädern, Fitnessräumen und Solarien. Alles unter den gültigen Abstands- und Hygieneregeln.

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