Beethoven-Konzert in Selb „Ich höre nur das, was ich weiß“

  Foto: Mages

Reinhold Mages ist Dirigent und führt am Donnerstag ein Beethoven-Galakonzert in Selb auf. Doch was zeichnet einen Dirigenten überhaupt aus?

 
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Er leitet ganze Orchester durch Aufführungen. Gibt Handzeichen und gibt den Takt mit einem Stab an. Um wen es geht? Um den Dirigenten Reinhold Mages. Unserer Zeitung gibt er einen Einblick in seine Arbeit und spricht über sein anstehendes Konzert.

Herr Mages, wofür ist das Gefuchtel?

Mit dem Taktstock vermittle ich lediglich Präzision und Klarheit. Das kann jeder erlernen. Dirigieren beginnt erst an dem Punkt, wo das Taktschlagen aufhört. Es geht nämlich um die Klanggestaltung der Musik und wie man sie auf das Orchester überträgt. Das ist die Quintessenz des Dirigierens. Je größer das Orchester ist und je komplizierter die Werke sind, desto notwendiger ist es, einen Dirigenten vorne zu haben.

Wie ist es für Sie zu dirigieren?

Als Dirigent muss ich die Partitur verinnerlicht haben. Ich höre nur das, was ich weiß. Wenn ich gewisse Einsätze, Linien nicht kenne, kann ich sie auch nicht hören. Dafür braucht man eine unglaubliche Klangvorstellung. Zusätzlich sollten die Musiker in einen Suggestionszustand versetzt werden. Der Musiker hat dann das Gefühl, frei zu spielen – aber nur meinetwegen.

Welche Emotionen und Gedanken haben Sie während eines Konzertes?

Der Idealzustand ist, wenn ich meine Gedanken während einer Aufführung vollständig ausblenden kann. Und ich mich somit außerhalb von Raum und Zeit befinde. Denken findet dann nicht statt. In diesem Moment durchfließt mich eine Art der höchsten Erfüllung und Freude – verbunden mit einem gewissen Glückszustand und Spannung. Es fühlt sich an wie anzukommen. Das glückt jedoch nicht immer.

Muss man sich auf ein Orchester immer neu einstellen?

Ja. Jedes Orchester hat seinen eigenen Klang sowie seine Grenzen. Als Dirigent versucht man zu Beginn, diese Grenzen auszuloten und während der Probenphase auch zu überschreiten.

Wie findet man den eigenen Klang?

Indem ich versuche, nachzuempfinden, was der Komponist in dem Moment empfunden hat, wie das Stück klingen soll. Ich fühle mich immer als Diener des Werkes.

Wie behält man bei so vielen Musikern den Überblick?

Dafür ist eine große Aufmerksamkeit erforderlich. Alle Instrumente benötigen diese gleichermaßen. Die Begleitfunktion ist genauso wichtig wie es die solistischen Aufgaben sind. Durch die Leidenschaft bin ich getrieben, immer das Beste zu geben.

Welches Konzert steht als nächstes an?

Es freut mich sehr, dass am Donnerstag das Beethoven-Konzert endlich im Rosenthal-Theater Selb stattfinden kann. Geplant war das Ganze als großes Jubiläumskonzert im Jahr 2020 anlässlich des 250. Geburtstages Ludwig van Beethovens.

Was ist das Besondere an dem Konzert?

Die Aufführung des Tripelkonzerts. Das Orchester begleitet dabei nämlich ein Klaviertrio. Es war möglich, für das Konzert drei hochkarätige Solisten zusammenzubringen: Erik und Mark Schumann, die beide Teil des weltbekannten Schumann-Quartetts sind, und Herbert Schuch, ein international hoch angesehner Pianist. Eine unglaubliche Rolle hat Beethoven in dem Stück dem Violoncello übertragen: Statt ein Begleitinstrument ist es eines der drei Soloinstrumente. Dabei werden alle Höhen und Tiefen des Cellos ausgeschöpft. Da ist dem Beethoven etwas gelungen, das kann ich nicht beschreiben. Man sollte das Konzert auf jeden Fall besuchen, weil das Tripelkonzert aufgrund des großen Aufwands nur sehr selten aufgeführt wird.

Wann haben die Proben begonnen?

Die Proben mit der Vogtlandphilharmonie haben am Dienstagabend begonnen. Insgesamt gibt es vier Proben – inklusive der Generalprobe.

Wofür wird der Dirigent gebraucht, wenn Musiker die Stücke kennen und geprobt haben?

Um den Geist des Werkes mit dem in den Proben erarbeiteten Orchesterklang zu verschmelzen.

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