Mit Krieg und dem Leid, das er verursacht, haben die Ukrainer in ihrer Geschichte viel Erfahrung gesammelt. Immer wieder geriet das Land zwischen die Fronten großer Reiche. Mal gehörte es zu Litauen, mal zu Polen, mal zu Österreich, dann wieder zu Russland. Als die Sowjetunion 1991 zerfiel, erklärte die Ukraine am 24. August ihre Unabhängigkeit. Die ukrainische Sprache und Kultur hatte sich über die Jahre eigenständig entwickelt und gefestigt. 2014 besetzte Russland die Halbinsel Krim. Vor einem halben Jahr startete Putin den Angriffskrieg auf die Ukraine. Ein Ende ist derzeit nicht in Sicht.
„Die Ukrainer kämpfen nicht für sich allein, sondern auch für die Freiheit Europas“, sagt Khrystyna Suynchak, die ebenfalls zu den Organisatorinnen zählt. Tamila Evangelij verliest ein Schreiben der Stadt Hof. Die Hilfe für die Flüchtlinge aus der Ukraine betrachte man als Selbstverständlichkeit, heißt es da.
Neugierige Passanten
Neben den Ordnern der Veranstalter achtet die Polizei darauf, dass es ein friedliches Fest bleibt. Aber von Politik will an diesem Nachmittag sowieso keiner etwas hören. Hofer kommen vorbei, lauschen der fremden Sprache und freuen sich an den Melodien und Rhythmen sowie an den fröhlichen Kindern. Kleine Mädchen und Jungen tragen Gedichte vor, viel beklatscht und fotografiert, ein junges Mädchen erweist sich als talentierte Tanzartistin. Natalija Schmidt stammt selbst aus der Ukraine und lebt seit 22 Jahren in Deutschland, derzeit in Naila. „Es berührt mich sehr, die alten und neuen Lieder zu hören“, sagt sie. Am Kugelbrunnen planschen kleine Mädchen und Jungen mit nackten Füßen im Wasser. Wie einfach es doch ist, mit einem kleinen Fingerstups eine schwere Steinkugel in Drehung zu versetzen. Warum soll es so schwierig sein, in Frieden zu leben?