„Die Leute fragen uns oft, ob ich Maximilian heiße und meine Frau Karoline“, erzählt Zeilinger. Seine Frau heißt Julia. Roman und Julia wären aber auch keine schlechten Namen gewesen. Zeilingers Frau ist „für das Schöne“ zuständig. Im Restaurant stehen mehrere große, goldene Kerzenständer. Der Raum ist klein. Die weiße verschnörkelte Tapete macht ihn zusätzlich heimelig. Eine Wand ist komplett in schwarz gestrichen. Die Holzmöbel, teilweise mit aufwendigen Polstern, bilden einen Kontrast dazu. Sie wirken zusammengewürfelt, fügen sich aber trotzdem zu einem stimmigen Ensemble zusammen. Biedermeier trifft auf urbane Moderne.
Aus der Küche kommen Geräusche. Sven Horn probiert ein neues Gericht, das er den Gästen nach dem Lockdown servieren möchte. Er macht panierte Champignons mit Tomatenfrischkäse als Vorspeise. Kalbsroulade, Baumwollklöße und Rote Beete als Hauptgang. Horn ist Koch im Karolins. Kochjacke an, Käppi auf dem Kopf. „Wir testen immer wieder neue Gerichte für unsere Speisekarte, am liebsten mit saisonalen Produkten.“ Er sucht kurz nach dem richtigen Messer. Die Küche bleibt im Lockdown meist leer. Abhol- und Lieferservice gibt es im Karolins nur an ausgewählten Tagen – Muttertag ist wieder so einer.
„Die Panade für die Champignons habe ich mit Bier verfeinert – das soll die Gäste geschmacklich an die Volksfeste erinnern.“ Horn schneidet einen Pilz auf, spießt die anderen auf ein Holzstäbchen und platziert sie auf einem Salat. Dazu die rote Creme. Textur und Farbe sind ihm wichtig. „Wir hätten statt der Roten Beete auch das klassische Rotkraut nehmen können, doch so bekommt das traditionelle Gericht einen schickeren Touch.“ Und das ist der Anspruch. „Wie bei Großmuttern – nur mit dem gewissen Extra.“ Mit „der Pinzette“ will im Karolins keiner arbeiten.
Die Atmosphäre ist locker. Den „typischen“ Küchenduktus mit lautem Ton und geworfenen Pfannen soll es im Karolins nicht geben. Roman Zeilinger möchte neue Wege gehen. Auch, was die Produkte in seinem Restaurant angeht: „Die Genussregion Hof hat viel zu bieten“. Statt abgepackter Steaks kauft er lieber Fleisch aus der Gegend. Der Preis sei geringfügig höher. „Das sogenannte Superfood braucht’s auch nicht – wir haben genug heimische Varianten.“ Und heimische Lieferanten – Zeilinger erzählt beim Kaffeeeinschenken von seinem Kaffeehändler. Der komme aus Plauen und achte auf fair gehandelten Kaffee. Er drückt das Sieb der kleine Frenchpress nach unten. „Die Lieferkette soll klein bleiben.“
Sven Horn erzählt von seiner beruflichen Laufbahn. „Ich habe nach der Schule eine Kochlehre angefangen, aber abgebrochen und eine Schreinerlehre gemacht.“ Das Kochen ist ihm nicht aus dem Kopf gegangen, weshalb er mit 27 noch mal einen Versuch startete. Erfolgreich. „Ich habe immer überlegt, ob ich meine Leidenschaft zum Kochen verliere, wenn ich den ganzen Tag nichts anderes mache. Das ist nicht passiert!“
Kommunikation ist im Karolins ein wichtiges Thema. „Gerade in der jetzigen Zeit möchte ich den Kontakt zu meinen Gästen halten, Mut machen und gute Laune verbreiten“, sagt Zeilinger. Er ist dafür in den sozialen Medien unterwegs. Während des Betriebs, der für das Karolins nur wenige Monate einigermaßen normal verlief, hörten sich die Mitarbeiter die Kritik der Gäste persönlich an. Dann läuft auch mal ein Koch herum und horcht nach, was ankam und was nicht. „Ich mache das eigentlich nicht so gern, ich bleibe lieber im Hintergrund“, gibt Horn zu, schaut zu Zeilinger und lacht. „Wir sind offen für Vorschläge für die Speisekarte – aber uns muss es natürlich auch gefallen.“ Zeilingers Ansatz: „Die Menschen wollen Einfaches, aber gut gemacht.“
Und die Menschen wollen langsam wieder ein soziales Leben. „Wir sind jedenfalls bereit und scharren mit den Hufen.“ Zur eigenen Motivation decken die Zeilingers ihre Tische ab und an ein – so, als würden gleich die Gäste kommen. Alles ist vorbereitet, aber es ist kalt in den Räumen. „Draußen ist es wärmer als hier drin“ ruft einer. Das liege an dem alten Gebäude. Vielleicht aber auch daran, dass keine Gäste da sind.
Absolvinator Champignons - Ein Rezept von Sven Horn
Zutaten:
500 g Champignons
100 ml Absolvinator (Bier)
100 g Weizenmehl
100 g Panko-Paniermehl
300 ml Wasser
Salz, Pfeffer
Gewürzmischung Hofer Allerlei
Zubereitung:
- Champignonköpfe putze
- Bier und Mehl gründlich verrühren und mit Salz und Pfeffer würzen
- Champignonabschnitte fein hacken
- Champignonköpfe in der Teigmasse und
anschließend in Panko wenden
- In einem Topf mit Öl bei 180°C goldgelb
ausbacken
- Champignonabschnitte und Gewürzmischung
in Wasser sirupartig einreduzieren und durch ein feines Sieb passieren
Dazu passen Tomatencreme und Römersalat
Über das „Karolins“
- Anschrift: Karolinenstraße 20, 95028 Hof
- Telefon: 09281 8180229
- E-Mail: post@karolins-restaurant.de
- Internet: www.karolins.de
- Geöffnet: Mittwoch bis Freitag von 17 bis 23 Uhr, Samstag von 11 bis 23 Uhr und Sonntag von 11 bis 15 Uhr
- Küche: Lokal und Saisonal – wie bei Großmutter, mit dem gewissen Extra. Auf der regelmäßig wechselnden Speisekarte stehen meist um die 13 Gerichte (vier Vorspeisen, sechs Hauptgänge und 3 Desserts). Platz bietet das Restaurant für 42 bis 48 Personen, außen in der Fußgängerzone kommen nochmal rund 40 Sitzplätze dazu