BMW S 1000 XR Die neue S-Klasse

Von Maximilian Busl

Leistung ohne Ende, eine brutale Beschleunigung, Komfort und Reise auf eine höchst anspruchsvolle Art: Das zusammen ergibt die BMW S 1000 XR. Sie definiert Reisen auf eine etwas andere Art.

 
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Hof/München - „Wir fahr‘n, fahr‘n, fahr‘n auf der Autobahn“... Es ist schon einige Jahrzehnte her, als die Pioniere elektronischer Musik, die Düsseldorfer Kombo „Kraftwerk“, diesen Song herausbrachte. 23 Minuten lang dauert die Fahrt in der originalen Langversion von 1974. Gerade lang genug, um von Bayreuth nach Hof zu fahren, auf der A 9 – ohne Stau oder nennenswerten Verkehr – und das auf der neuen S-Klasse von BMW. Ja – BMW. Die S-Klasse aus München hat zwei Räder, einen Vierzylindermotor mit 1000 Kubikzentimetern Hubraum und unglaubliche 165 PS. Da ist ordentlich Druck auf dem Fahrwerk.

Deutlich leichteres Motorrad

Nun gut. Ganz neu ist die S-Reihe nicht, aber die aktuellen Modellpflegemaßnahmen steigern den Wert und die Freude auf das Fahrzeug deutlich im Vergleich zum vorherigen Modell. Die wichtigsten Neuerungen beziehungsweise Veränderungen zum Vorgänger: Die S 1000 XR – was von den BMW-Marketingexperten mit Adventure Sport übersetzt wird – ist deutlich leichter (minus zehn Kilogramm, jetzt 226). Das liegt vor allem an einem komplett überarbeiteten Motor, der keine Wünsche offen lässt. Das Triebwerk schnurrt vom Start an und zeigt dabei ab dem mittleren Drehzahlband seine brachiale Kraft. 114 Newtonmeter bei immerhin 9250 Touren schieben das Motorrad doch recht sportlich voran. Der fantastische, voll ergonomische Sitz gibt den nötigen Halt, um diese Beschleunigung (3,3 Sekunden von Null auf Tempo 100) gut und sicher zu überstehen. Doch jenseits dieser überwältigenden Fahrwerte – wer will schon längere Zeit mit Geschwindigkeiten weit über 200 Stundenkilometer unterwegs sein? – birgt das Motorrad ein ganzes Kaleidoskop moderner Technik und Unterstützungsprogrammen, die vor allem auf die Sicherheit und die unbedingte Freude am Fahren ausgelegt sind.

Nicht nur auf der Autobahn

Serienmäßig sind eingebaut: elektronisch einstellbares Fahrwerk Dynamic ESA; Fahrmodi Pro mit den Einstellungen Road, Rain (sehr hilfreich und wirkungsvoll), Dynamic und Dynamic Pro (in dem man alle möglichen individuellen Einstellungen programmieren kann); ABS Pro mit Schräglagenkontrolle und Regen-Bremsmodus; Traktionskontrolle DTC; Berganfahrassistent Hillstart Control Pro. Das alles ist schön und gut, doch der Kern eines Motorrades ist es ja, zu fahren. Und zwar dynamisch, nicht nur auf der Autobahn.

Also runter von den vier Spuren und auf die Bundes- und Landstraßen eingeschwenkt. Wenn die XR auch ein wirkliches Langstrecken-Motorrad ist, macht das Schwingen über die kurvigen Wege schon deutlich mehr Spaß als der Express-Verkehr. Hier spielt das Motorrad seine ganze Klasse aus: Das komplett neue Fahrwerk ist nicht nur zwei Kilogramm leichter als im Vorgängermodell. Die Hinterradführung ist hochsensibel, die Abstimmung – die als Sonderausstattung elektronisch entsprechend der Fahrzeugbeladung eingestellt werden kann – lässt keine Unklarheiten aufkommen. Schnurgerade, wieselflink, satt und unerschütterlich: Wie es gerade gebraucht wird, folgt das Fahrwerk der Straße. Und das immer mir dem guten Gefühl, sicher unterwegs zu sein. Freilich sind die fahrfertigen – also mit Koffern und vollgetankt – gut 250 Kilogramm kein Eckwert, der die Augen von Sportfahrern größer werden lässt. Und auch die stattliche Größe der XR kann schon Respekt einflössen, vor allem beim Rangieren des Fahrzeuges. Dennoch bleibt am Ende der Tour der Eindruck eines sehr leichtfüßigen, gutmütigen und bissigen Motorrades, das in jeder Lage zweifelsfrei beherrschbar bleibt. Dazu tragen auch die sehr griffigen und wohl dosierbaren Bremsen bei, vorne als Doppelscheibe mit 320 Millimetern Durchmesser, hinten mit 265 Millimetern.

Wind- und Wetterschutz

Die lange Tour zu zweit mit Gepäck und guter Laune – die sich durch die komplexe Vernetzbarkeit von Fahrzeug mit passenden Bluetooth-Helmen und -geräten noch steigern lässt – ist die Domäne der S 1000 XR. Man darf das Fahrzeug getrost als idealen Begleiter für die große Reise bezeichnen. Der Komfort ist tadellos, die Ergonomie unterstützt den Fahrer oder die Fahrerin in allen Lagen. Selbst längere Tagesetappen von mehr als 500 Kilometer sind kein großes Ding auf der S 1000 XR. Die Maschine lässt sich mit Tourenkoffern, Topcase und Tankrucksack zum wahren Packesel aufrüsten, ohne dass dadurch das Design besonders leiden würde. Die überarbeitete Karosserie bietet einen effizienten Wind- und Wetterschutz, ist dynamisch umgesetzt und stimmig. Warum BMW allerdings in der Farbpalette ein mittleres unscheinbares mausgrau anbietet, ist nicht ganz schlüssig. Wer flott unterwegs ist, oder reichlich bepackt, muss die 165 Pferdchen schön füttern. Da fließen schon mal mehr als sieben Liter Super durch die Brennkammern; bei der gemütlichen Landpartie sind es etwas mehr als fünf Liter. Der Tank kann 20 Liter aufnehmen.

Die BMW S 1000 XR ist ein durch und durch attraktives Motorrad, das in der Serienausstattung 16 530 Euro kostet. Sie ist groß, aber nicht zu voluminös. Sie lässt sich sportlich-dynamisch bewegen ebenso wie genussorientiert im moderaten Modus. Sie kann Lasten tragen, die Reise entspannen und gute Laune machen. Zweifellos ist das Motorrad mit all den Assistenten ein Vorbild moderner Mobilität auf zwei Rädern. So gesehen ist die neue S-Klasse von BMW ein zeitgemäßes und tolles Motorrad. Der Geist des Motorradfahrens in seiner ursprünglichen Ausprägung sieht jedoch ein wenig anders aus.

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