Verdacht auf Bombe nicht bestätigt Plauen entkommt großflächiger Evakuierung

red , aktualisiert am 16.07.2021 - 12:49 Uhr

Aufatmen in Plauen: Der Verdacht auf einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg hat sich nicht bestätigt. Im schlimmsten Fall hätten bis zu 12 000 Menschen im Bereich des Syratals evakuiert werden müssen. Ein Spezialbagger war am Donnerstag angerückt, um drei Bomben-Verdachtsflächen zu untersuchen.

 
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Plauen - Am Freitagmittag die erlösende Mitteilung der Stadtverwaltung: Plauen bleibt derzeit eine vorbereitete weitere Evakuierung von rund 12 000 Anwohnern einschließlich Schulen, Kinder- und Pflegeeinrichtungen erspart. Eine Spezialfirma aus Zwickau hatte um 8.45 Uhr begonnen, mit einem gepanzerten Spezialbagger die bei den Sondierungsbohrungen gefundenen Verdachtsbereiche freizulegen. Mit vor Ort ist auch der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) aus Dresden. Tatsächlich sind es verschiedene Schrott-Teile gewesen, die die „Anomalien im Erdmagnetfeld“ ausgelöst hatten.

Steffen Ullmann, Fachbereichleiter im Tiefbau in der Stadtverwaltung Plauen, hatte bereits zuvor seine Zweifel geäußert, dass es sich um Weltkriegsmunition handeln könnte: „Wir befinden uns hier im Auffüllungsbereich, da ist der Verdacht groß, dass es sich um verbuddelten Schrott handelt." 2006 habe er eine ganz ähnliche Situation beim Neubau des Schwarzen Stegs in der Elsteraue erlebt.

Findet man alte Weltkriegsbomben, dann wird der gefährdete Bereich in der Regel noch am selben Tag evakuiert. Da sich in Plauen auch Schulen im möglichen Radius einer Detonation befinden, hätte die Evakuierung erst nach Unterrichtsschluss, gegen 14 Uhr oder 15 Uhr, gestartet werden können.

Eine Evakuierung wäre sehr personalintensiv gewesen. Auch die Polizei hielt sich bereit, um gegebenenfalls mit vielen Kräften vor Ort zu sein, um die Straßen abzusichern. Aufgrund mehrerer abzusichernder Veranstaltungen am Donnerstag waren geplante Einsätze erst am Freitag umsetzbar.

Der Evakuierungsradius richtet sich jeweils nach der Größe des Fundes und wird in jedem Fall vom Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) aus Dresden festgelegt: Für den Fall einer 250-Kilo-Bombe wären im Umkreis von 1000 Metern um die Fundstelle voraussichtlich rund 12 000 Einwohner von einer Evakuierung betroffen. Bei einem kleineren Sprengmittel könnte der Radius natürlich auch entsprechend kleiner sein. Im Einzugsgebiet der Baustelle befinden sich zudem zahlreiche soziale Einrichtungen, die evakuiert werden müssten.

Nur in ein bis zwei Prozent aller Fälle würden aus Verdachtsfällen normalerweise auch wirkliche Fundstellen für Weltkriegsbomben, erklärte Denny Bernhardt von der Zwickauer Spezialfirma ex-act am Freitagvormittag. Bei dem eingesetzten Bagger handle es sich um ein übliches Aushubgerät, das mit Panzerglasscheibe und Stahlplatte am Baggerboden zusätzlich gesichert sei.

Robert Ludewig vom Kampfmittelbeseitigungsdienst war mit seinen Leuten vorerst beratend vor Ort, um im Zweifelsfall die Maßnahmen mit den zuständigen Behörden zu koordinieren. „Die Evakuierung ist immer der zeitlich limitierende Faktor. Wir haben Luftbilder ausgewertet, was hier aber schwierig ist, wegen des Bewuchses am Hang der Syra“, so Ludewig. Er bestätigt, dass die gesetzlichen Evakuierungsradien in den vergangenen Jahren deutlich vergrößert wurden. Laut Gesetz wird stets von einer offenen Stahlsprengung ausgegangen. Und deren Radius ist genau definiert, je nach Größe des Sprengkörpers.

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