Bürgerbeteiligung Gemeinsam auf dem Weg zur enkeltauglichen Gemeinde

Sandra Hüttner
Annika Popp Foto: /Hüttner

Leupoldsgrün gehört zu nur zehn Kommunen bundesweit, die an einem Projekt zur direkten Bürgerbeteiligung mitwirken. Was herauskommt, wenn normale Bürger ihre Ideen äußern.

 
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Enkeltauglich soll Leupoldsgrün werden. Dabei soll das Projekt „Losland“ des Vereins „Mehr Demokratie“ helfen, an dem die Gemeinde als eine von nur zehn Kommunen in der Bundesrepublik teilnimmt. Begleitet von Experten hat hierfür ein Zukunftsrat, dessen Mitglieder aus dem Melderegister ausgelost wurden, Ideen gesammelt und Visionen für die Zukunft entwickelt. So bekamen auch jene eine Stimme, die sich sonst nicht ins aktive Vereinsleben einbringen. Ein Ansatz für mehr direkte Bürgerbeteiligung und gegen Politikverdrossenheit. Nun hat in Leupoldsgrün ein dreitägiges Zukunftswochenende stattgefunden, an dessen Ende eine Präsentation stand, zu der auch alle Interessierten außerhalb des Gremiums eingeladen waren.

„Großartig“, fand Leupoldsgrüns Bürgermeisterin Annika Popp (CSU) die Veranstaltung, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Der Zukunftsrat repräsentiere eine „bunte Mischung“ aus der örtlichen Gesellschaft: der Jüngste 14, der Älteste über 80 Jahre alt, eine gute Mischung aus Frauen und Männern, Alteingesessenen und Zugezogenen. Sie alle haben gemeinsam mit den Moderatoren Robert Pakleppa und Kristina Henry zwei Tage lang in Workshops ihr Heimatdorf unter die Lupe genommen, Gedanken, Ideen und auch Empfehlungen geäußert, in Themen zusammengefasst und schlussendlich vorgestellt. „Die Präsentation besuchten knapp 30 Interessierte, darunter auch Gemeinderäte und ich als Bürgermeisterin“, erläutert Popp. Die Ergebnisse würden in einem weiteren Treffen im August aufbereitet und dann im Gemeinderat weiter besprochen .

Das gesamte Wochenende drehte sich um die Frage „Wie können wir unsere Gemeinde im Miteinander für die kommenden Generationen lebendig halten?“. Bürgermeisterin Popp versicherte, dass möglichst viele von den Ideen und Vorschlägen umgesetzt werden sollen. Unabhängig davon können die Bürgerinnen und Bürgern selbstständig Projekte weiterführen. „Der Schwung muss mitgenommen und Eigeninitiative entwickelt werden“, bilanziert Popp. Ein Beispiel sei das Thema Wanderwege. Natürlich könne man bei den Frankenwaldvereins-Ortsgruppen der Nachbarkommunen nachfragen, da Leupoldsgrün selbst keine Ortsgruppe hat. „Aber vielleicht ist das die Gelegenheit, eine aus der Taufe zu heben“, sagt die Bürgermeisterin. Weitere große Themen seien erneuerbare Energien, Trinkwasserversorgung und das Älterwerden im Heimatort, einhergehend mit einer besseren Organisation der Nachbarschaftshilfe. „Dass es geeignete Wohnformen fürs Älterwerden in Leupoldsgrün braucht, ist auch den Zukunftsräten klar. Jedoch werden zunächst wieder mehr Treffen und geselliges Beisammensein für unsere älteren Mitbürger eingefordert.“

Etwas überrascht war Bürgermeisterin Popp, dass das Thema Radwege so gar keine Priorität zu haben scheint. „Das steht nicht auf der Agenda des Zukunftsrates, dafür aber der Öffentliche Personennahverkehr.“ In diesem Zusammenhang sei Unverständnis darüber laut geworden, dass Stadt und Landkreis im Nahverkehr nicht miteinander verbunden werden können. „Warum fährt der Stadtbus nur bis Wölbattendorf und nicht weiter nach Leupoldsgrün?“, lautete eine der Feststellungen.

Nach einer Vorstellung der Themen durch die einzelnen Zukunftsräte waren alle Interessierten eingeladen, selbst den Stift in die Hand zu nehmen und ihre Ideen, ihr Wissen, aber auch Bedenken auf Post-its festzuhalten. Nach dem anschließenden „Gallery Walk” versicherte Bürgermeisterin Annika Popp in ihrem Schlussplädoyer, dass sie den Tatendrang der Gruppe gerne mitnehme. Sie freue sich über den Wunsch, der Zukunftsrat möge eine Fortsetzung finden. Nun hofft die Rathauschefin, dass der Funke von gelebter Demokratie noch auf die ganze Gemeinde überspringen möge. „Der erste Schritt ist getan, daran gilt es anzuknüpfen.“

Auf dem Boden breitet Annika Popp die vielen Themenblätter, untergliedert in Hauptthema, Kernbotschaft und Empfehlungen, aus. Zudem die notierten Hinweise der interessierten Bürger. Blühwiesen, Dorfladen, attraktivere Gemeinde für Bürger und Gäste, generationsübergreifende Angebote und die Neugestaltung des Areals rund um den Feuerlöschteich mit altem Feuerwehrhaus waren weitere Themen. Die Hoffnung der Bürgermeisterin: Dass es nicht nur bei Ideen bleibt, sondern auch an die konkrete Umsetzung geht. „Es hat sich gelohnt“, lautet das Fazit.

Gut zu wissen:

Das Projekt:
  Leupoldsgrün gehört zu den bundesweit zehn Kommunen, die am Projekt „Losland“ beteiligt sind. Ziel ist, über die Bürgerbeteiligung das Demokratieverständnis zu stärken. Gleichzeitig sollen die Menschen konkrete Ideen für die „Enkeltauglichkeit“ entwickeln. Die Ergebnisse des Verfahrens sollen auch auf Länder- und Bundesebene eingebracht werden, heißt es vom Verein „Mehr Demokratie“ aus Berlin, der das Projekt mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung organisiert.

Förderung:
  Die Bundeszentrale für politische Bildung fördert die „Zukunftsräte“ in den zehn Kommunen mit insgesamt rund 470 000 Euro.

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