Bürgerversammlung Kaum Fortschritte in Tröstau

Viele Plätze in der Aula der Kösseine-Schule blieben während des Rechenschaftsberichts von Bürgermeister Rainer Klein bei der B Foto: Christian Schilling

Pandemie und explodierende Preise treffen die Kommune, wenn auch in abgemilderter Form. Dies verdeutlicht Bürgermeister Rainer Klein bei der Bürgerversammlung.

 
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Auf der Stelle tritt die Gemeinde Tröstau seit den vergangenen Corona-Jahren. Das hat Bürgermeister Rainer Klein bei der Bürgerversammlung in der Aula der Kösseine-Schule in seinem Rechenschaftsbericht deutlich veranschaulicht.

Nur an wenigen Stellschrauben hatte das Gemeindeoberhaupt an den Folien seiner vorjährigen Powerpoint-Präsentation drehen müssen, um die weniger als 30 Bürgerinnen und Bürger auf den neuesten Stand zu bringen. Die gute Nachricht vorweg: In den vergangenen Monaten konnte die Gemeinde erneut den Schuldenberg von 5,75 auf 5,32 Millionen Euro abtragen. Die stetigen Tilgungen gelangen laut Klein vor allem durch die Stabilisierungshilfen in Höhe von 7,6 Millionen Euro in den vergangenen zehn Jahren. 820 000 Euro erhielt die Gemeinde 2021, davon durften 700 000 für Investitionen genutzt werden. „Wenn München nicht bereit ist, die klammen Gemeinden auch in diesem Maß weiterhin zu unterstützen, bekommen wir ein Problem“, sagte der Rathauschef. Ziel sei trotzdem die langfristige Entschuldung.

Hohe Investitionen

Und dies, obwohl die Gemeinde mit der Sanierung der Schule und dem geplanten Neubau des Feuerwehrgerätehauses hohe Investitionen vor der Brust hat. Ob und wie hoch sich Tröstau deshalb neu verschulden müsse, sei wegen den Kostenexplosionen im Baugewerbe sowie bei der Energie unklar.

Zudem sinke nach einem Hoch 2020 das Steueraufkommen, obwohl sich fünf neue Betriebe im Gemeindegebiet angesiedelt hätten. Auch bei der Einwohnerentwicklung verzeichne die Gemeinde einen fallenden Trend, der trotz größter Bemühungen um Zuzüge – teils mit Werbemaßnahmen in verschiedenen Medien – nach wie vor nicht aufzuhalten sei. So schrumpfte die Bevölkerung in den vergangenen zehn Jahren von 2407 auf 2182, Stand jetzt. 2021 waren noch 2195 Personen gemeldet.

Negative Auswirkungen

All das habe negative Auswirkungen auf die Finanzierung der Gemeinde sowie einen negativen Einfluss auf die Infrastruktur. Um den Zuzug am Laufen zu halten, müssten vor allem neuer Wohnraum sowie alternatives Wohnen im Seniorenbereich geschaffen und erweitert werden. Auch gelte es, die Infrastruktur sicherzustellen, die Stärken zu bewerben und an der positiven Entwicklung des Fichtelgebirges zu partizipieren. „Dies alles bleibt die Herausforderung schlechthin“, betonte Klein.

Noch vor der Brust habe die Gemeinde das Thema Hochwasserschutz und die Ansiedelung eines Nahversorgers. Bei Letzterem sei man in vielversprechenden Verhandlungen. Abgeschlossen sei der erste Teil der Neugestaltung des Haumann-Areals. Hier seien die Werkshalle abgerissen und die Nebengebäude gesichert worden. Die Kosten beliefen sich auf 480 000 Euro, der Eigenanteil betrug 50 000 Euro.

Neue Dorfmitte

Ein „zäher Kampf“ sei der zweite Abschnitt mit dem Ziel, eine neue Dorfmitte zu schaffen. Dazu müsste zunächst die „Trockenhalle“ abgerissen werden, um Platz für einen „Dorfstodl“ und Außenanlagen zu schaffen. Das Vorhaben mit Kosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro bei einer 90-prozentigen Förderung liege der Regierung zur Prüfung vor. Dagegen arbeite der Faktor Zeit. „Durch die entstehenden Mehrkosten bringen wir den letzten Ruck nicht hin“, sagte Klein. Nun müsse man die Beurteilung durch die Behörden abwarten. „Eventuell müssen wir uns beim zweiten Abschnitt des Haumann-Areals neu positionieren“, erklärte der Bürgermeister.

Ähnliche Probleme sprach auch Landrat Peter Berek für den Landkreis in seinen Grußworten an. In der gesamten Region gelte es, das kommunale Miteinander zu intensivieren, um Wohn- und Gewerbeflächen zu schaffen und die negative Bevölkerungsentwicklung umzukehren. Auch brauche es Arbeitsplätze, um den Fachkräftemangel zu kompensieren. Für den Landkreis stünde derzeit aber vor allem die Aktualisierung der Katastrophenschutzpläne an. „Das sind Herausforderungen, die uns vor große Aufgaben stellen“, sagte Berek.

Angst vor Lkw

In der Bürgerfragestunde war vor allem der Verkehr in Tröstau das größte Problem. Einige Bürger forderten unabhängig voneinander Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. Stein des Anstoßes ist dabei die Kemnather Straße, in der nach Meinung der meisten Kritiker ab dem Ortseingang und vor allem bergab zu schnell gefahren werde. Angst machen den Bürgern dabei vor allem schwere Lkw.

Bürgermeister Klein wies darauf hin, dass dies in eine Verkehrsschau, die für das kommende Jahr geplant ist, mitaufgenommen werde. Wenig Hoffnung auf Erfolg machte den Mahnern allerdings Bernhard Großkopf, der geschäftsführende Beamte der Verwaltungsgemeinschaft Tröstau. Die Kemnather Straße sei Staatsstraße und damit von überörtlicher Bedeutung. Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung seien dafür vom Staatlichen Bauamt nicht vorgesehen. Einzig blinde Verkehrsmessungen könnten das Amt hier zum Handeln bewegen.

Keine Mittel

Indirekt sprach Adrian Pickert den Hochwasserschutz mit seiner Frage an, warum im Neubaugebiet einige Grundstücke noch nicht bebaut seien. Hier sei das Oberflächenwasser das Problem, erklärte Bürgermeister Klein. Es laufe in die von Hochwasser betroffenen Tal- und Wiesenstraße. Das Rückhaltebecken davor sei zu klein. Daher müsste das Wasser in eine andere Richtung abgeleitet werden. Dafür seien seitens der Gemeinde aber keine Mittel vorhanden. Einzig ein Investor, der die Baugrundstücke übernehme, könne hier Abhilfe schaffen.

Ein weiteres Thema war der Radweg zwischen Tröstau und Leupoldsdorf. Der sei als einer der wenigen im Landkreis ungeteert und zugewachsen. Das Gemeindeoberhaupt erläuterte hierzu, dass die Gemeinde bereits zwei Förderungen für die Asphaltierung beantragt habe, aber nicht zum Zug gekommen sei. Die Mitarbeiter des Bauhofs würden sich zwar turnusmäßig um den Radweg kümmern, seien aber ausgelastet. Harald Sattler schlug deshalb vor, dass die Bürger die Pflege des Radwegs in Gemeinschaftsaktionen selbst in die Hand nehmen sollten. Die Anregung nahm Klein gerne an.

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