Berlin - Im Wahljahr 2021 scheint das Volk so gespalten wie selten, wenn man die Verteilung auf die Parteien in den Umfragen als Stimmungsbild nimmt. Viele Prominente rufen dazu auf, am 26. September wählen zu gehen.
Von Vitali Klitschko über Roland Kaiser bis Bela B von der Band Die Ärzte: Wo Prominente bei der Bundestagswahl ihr Kreuz machen.
Berlin - Im Wahljahr 2021 scheint das Volk so gespalten wie selten, wenn man die Verteilung auf die Parteien in den Umfragen als Stimmungsbild nimmt. Viele Prominente rufen dazu auf, am 26. September wählen zu gehen.
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Manche werden dabei parteipolitisch konkret – und eben nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Sänger und SPD-Urgestein Roland Kaiser, FDP-Fan Wigald Boning, die Unions-Unterstützer Leslie Mandoki und Uschi Glas oder der Grünen-Unterstützer Igor Levit, sondern auch Promis wie der Bestsellerautor Frank Schätzing, die Schauspielerinnen Jasna Fritzi Bauer, Nora Tschirner, Corinna Harfouch und Katharina Thalbach sowie Ex-Box-Star Vitali Klitschko, der jetzt Bürgermeister von Kiew ist.
„Du bestimmst, wer auf dem Thron sitzen soll. Geht wählen!“, sagt die Schauspielerin Sibel Kekilli in einem vom Bundespräsidenten veröffentlichten Video. Mit der Thronformulierung spielt sie auf ihre Rolle in der Serie „Game of Thrones“ an.
Ebenfalls in dem Clip zu sehen sind etwa der Fußball-Star Toni Kroos und Lukas Rieger. Der 22 Jahre alte Sänger appelliert vor allem an junge Leute. Das Video schließt mit Präsident Frank-Walter Steinmeier selbst: „Es geht um so vieles – es geht um die Zukunft unseres Landes. Jede Stimme zählt!“
Wie in diesem Clip rufen Promis immer wieder zum Wählengehen auf. Der Kölner Rapper Eko Fresh sagt: „Steh auf, geh raus, setz dein Kreuz!“ Und rappt in seinem Youtube-Video: „Demokratie ist zerbrechlich; siehst du sie als selbstverständlich, Digga, das rächt sich.“
Beim Verein „Laut gegen Nazis“ engagieren sich etwa der Schauspieler Peter Lohmeyer, die Band Culcha Candela oder Smudo von den Fantastischen Vier. Die Organisation „One“, die sich für das Ende extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten einsetzt, ließ Annette Frier das personifizierte Gewissen der Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock spielen, Michael Mittermeier das des Unionskandidaten Armin Laschet und Carolin Kebekus das von SPD-Kandidat Olaf Scholz.
Apropos Scholz: Roland Kaiser ist wieder für die Sozialdemokraten im Einsatz und sagte in einem Video: „Und ich wünsche mir von der SPD und Olaf Scholz, dass sie die Dinge, die sie den Wählerinnen und Wählern vorher versprochen haben, hinterher einlösen.“ Natalia Wörner, die Lebensgefährtin von Außenminister Heiko Maas, ist auch für die Sozialdemokraten im Einsatz.
Für die Union und Laschet setzten sich derweil schon Sophia Thomalla ein oder der ehemalige Profiboxer Vitali Klitschko, der in Hannover während einer Wahlkampfveranstaltung der Jungen Union (JU) für den Kanzlerkandidaten Laschet klatschte.
Gemäß dem Klischee, dass sich Kultur- und Medienschaffende gern grün engagieren, haben Baerbock und ihre Partei tatsächlich besonders viele Fürsprecher: Promis rund um den Musiker Bela B (Die Ärzte) sprachen eine Wahlempfehlung aus.
Mehr als 30 Künstlerinnen und Künstler unterzeichneten den Aufruf, darunter die Schauspieler Steffi Kühnert und Milan Peschel, Bestsellerautor Frank Schätzing, Regisseur Leander Haußmann, BAP-Musiker Wolfgang Niedecken, die Musikerin Judith Holofernes (Wir sind Helden) und der Musiker und Autor Sven Regener (Element of Crime, „Herr Lehmann“).
Auf Wahlkampfveranstaltungen der Grünen ließen sich zudem auch schon die Schauspielerin Nora Tschirner sehen oder der Musiker Henning May von der Band AnnenMayKantereit, der ein Lied für Baerbock dichtete. TV-Gesichter wie Jasna Fritzi Bauer und Jochen Schropp bekannten sich ebenfalls online. Im „Spiegel“ hat auch der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel angekündigt, grün zu wählen.
Bei der Alternative für Deutschland, sagt ein Sprecher, gebe es keine Testimonials (Prominenten-Empfehlungen), weil Anhänger und Amtsträger „stigmatisiert“ und „angegriffen oder wirtschaftlich geschädigt“ würden. Es sei leicht nachvollziehbar, dass das kein Promi wolle.
Auf Landesebene in Berlin unterstützten einen Wahlaufruf für Die Linke und ihren Spitzenkandidaten Klaus Lederer Schauspieler wie Corinna Harfouch, Katharina Thalbach, Sophie Rois, Alexander Scheer, Fabian Hinrichs, Walther Plate, Robert Stadlober und Martin Wuttke sowie der Maler Norbert Bisky und die Schriftstellerin Sibylle Berg.
Bei der Bundestagswahl gibt es auch Promis, die ihren Zweifel an den Kandidaten der großen Parteien äußern. Die drei Musiker der Band Silly antworteten auf die Frage, wen sie von Laschet, Scholz und Baerbock gern als nächstes an der Spitze hätten: „Keinen von den dreien.“ Und der Musiker Clueso sagte dem „Zeit Magazin“, er halte nichts davon, dass Promis für Parteien werben: „Künstler sind keine gute Reklame, weder für Gott noch für sonst irgendwas. Sie sind alle Egoisten. Deswegen würde ich meinen Mund nicht so voll nehmen.“
Die Schriftstellerin Juli Zeh („Unterleuten“), die 2017 in die SPD eingetreten war, ist nach eigener Aussage „leider gerade mit allen Parteien ziemlich unglücklich“. Der „Augsburger Allgemeinen“ sagte die 47-Jährige: „Der Wahlkampf scheint mir an den Problemlagen recht weit vorbeizugehen.“
Momentan werde der sogenannte Klassenkampf – also das Streiten verschiedener Gruppen um einen fairen Ausgleich – durch eine Art Kulturkampf ersetzt. Es gehe viel darum, „was man denken soll, wie man reden soll, wie man leben soll“. Letzteres sei aber nicht Politik im engeren Sinn. „Die soziale Frage verschwindet nicht, indem man sie ignoriert. Sie bleibt bestehen. Die Gefahr, dass rechte Parteien dieses Potenzial für sich entdecken, ist sehr groß.“