Viele falsche Ergebnisse
Die Zahl stamme aus ersten Auswertungen einzelner Labore und Meldedaten, teilen die ALM auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Sie schwanke allerdings und sei abhängig von der Qualität der verwendeten Tests und der Probenentnahme, von der Testsituation (Testzentrum, Arztpraxis, Apotheke oder Pflegeheim) sowie davon, ob Menschen mit oder ohne Symptome getestet würden. Fakt ist: Relativ viele Menschen stellen sich trotz eines positiven Schnelltests beim genaueren PCR-Test als nicht infiziert heraus.
Der Abstrich für den nötigen PCR-Test beim Kinderarzt sei „kein schönes Erlebnis, aber notwendiges Übel“ gewesen, sagt Marcel Spieler. Bis zu dessen Ergebnis waren die Spielers wie vorgegeben in Quarantäne. „Wir mussten unsere beiden Hunde von Bekannten abholen lassen, weil man ja gar nicht raus darf. Ich habe den Luxus, im Homeoffice arbeiten zu können. Aber bei meiner Frau geht das nicht. Sie konnte die zwei Tage nicht arbeiten.“
Keine absolute Sicherheit
So wartete die Familie knapp 36 Stunden auf das Ergebnis aus dem Labor - das schlussendlich negativ ausfiel. Das Ganze inklusive Quarantäne war für sie „ärgerlich, aber verkraftbar. Und nachvollziehbar“, resümiert Spieler. Schließlich sei das Risiko hoch, andere Menschen anzustecken.
Was das angeht, sieht das RKI eine größere Gefahr von falsch-negativen Tests ausgehen. „Es werden immer wieder Infektionsketten bekannt, die auf Treffen zurückgehen, bei denen alle im Schnell- oder Selbsttest zuvor negativ getestet waren. Deshalb ist ganz wichtig: Ein negatives Testergebnis gibt keine absolute Sicherheit.“
Virologen weisen seit Längerem auf diese Grenzen bei den Schnelltests hin - so auch Christian Drosten von der Berliner Charité. Beim Test eines Infizierten direkt zu Symptombeginn gebe es eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Antigen-Schnelltest noch nicht positiv sei, so der Virologe Mitte April im Podcast „Coronavirus-Update“ von NDR Info. „Während die PCR, wenn ich sie gemacht hätte, die wäre schon seit zwei, drei Tagen positiv. Und ich werde eigentlich ab morgen erst im Antigentest positiv.“ Man dürfe sich nach einem negativen Schnelltest nicht in falscher Sicherheit wiegen. Der Einsatz von Schnelltests bei Menschen mit Symptomen und die regelmäßige Anwendung etwa in Schulklassen und am Arbeitsplatz seien dennoch sinnvoll.
Auch das RKI betont, dass man sich nicht „freitesten“ könne. Man solle unbedingt immer die anderen schützende Verhaltensweisen beibehalten: Abstand, Handhygiene, Maske tragen, lüften. Das helfe auch dabei, sich nicht selbst anzustecken.