Crowdfunding läuft Platz für die „Lebenseinstellung Skaten“

Ähnlich wie hier auf der Hoftexplosion, nur als Ausführung in Holz: In der Filzfabrik soll eine kleine Skateranlage entstehen. Foto: /Andreas Geißer

In der Hofer Filzfabrik soll eine Skateranlage für die Wintermonate entstehen. Die Beteiligten sammeln Spenden und machen sich über den Bau Gedanken. Es geht um viel mehr als ein Brett mit vier Rollen.

 
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Hof - Momentan ist Hof für Skater noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Im Landkreis und im weiteren Umfeld gibt es mehr Skateanlagen als im deutschen Durchschnitt, viele Sportler kommen auch von weiter her, um die Anlagen in Naila oder Konradsreuth, Münchberg oder Schwarzenbach an der Saale zu nutzen. Dass es die jungen und jung gebliebenen Sportler bald auch wieder ins Stadtgebiet zieht, dafür läuft bekanntlich gerade das Großprojekt Skatepark am Eisteich-Gelände. Als Ergänzung dazu, um auch in Schlechtwetter-Zeiten ein Angebot für Skater machen zu können, unternimmt nun der Verein Filzfabrik einen Anlauf für eine Indoor-Anlage in ihrer Halle. Des Skatens wegen, aber auch aufgrund der positiven Nebeneffekte.

„Kernstück soll eine sechs Meter breite Mini-Ramp werden, auf der jeder – vom Einsteiger bis zum Profi – skaten kann und die jeder cool findet“, sagt Moritz Rödel. Er ist selbst Skater, und er ist im Verein Filzfabrik engagiert, die Idee hat er schon einige Zeit mit sich herumgetragen. „Unser Ziel ist es natürlich, für die Filzfabrik etwas zu machen, zum Beispiel mit Skate-Sessions; wir möchten das Ganze aber auch für andere Skater und für die Vereine öffnen“, sagt er. Da gebe es bereits gute Gespräche. Die Vision sei klar: „Wir möchten, dass hier die Skater zusammenkommen können“, sagt Moritz Rödel. Auch und gerade in Kombination aus den Möglichkeiten der Filzfabrik und der Anziehungskraft des künftigen Eisteich-Skateparks.

Früher hatte Hof die Ass-Hall in der Schleizer Straße: in den 90ern und danach bis zu ihrer Schließung eine legendäre Anlaufstelle über die Wintermonate. „Mit Claas Auhage, der die Anlage verwaltet, haben wir ebenfalls Kontakt: Von ihm bekommen wir auch Hilfe“, sagt Rödel. So wie von verschiedenen anderen Seiten der sonst ziemlich heterogenen Skater-Szene: „Die Anlage soll von Skatern für Skater sein und sie soll alle ansprechen. Es hat noch keiner dagegen gewettert.“ Das mag am Ruf der Beteiligten und ihren professionellen Partnern liegen.

Moritz Rödel beispielsweise hat schon die Skater-Anlagen auf der Hoftexplosion mitgestaltet, wo die Sportler vor großem Publikum ihre Tricks zeigen konnten. „Vor allem aber ist es ziemlich einzigartig, dass wir hier in der Region mit Martin Ehrenberger von ‚Blackriver’ einen richtig guten Anlagenbauer haben“, betont er. Corona habe auch dieses Projekt ausgebremst, jetzt aber gehe es an die konkreten baulichen Planungen der Anlage. Die soll, wie es zum Konzept Filzfabrik gehört, nicht aus einem Guss am Reißbrett entstehen, sondern im Zusammenspiel mit allen Beteiligten langsam wachsen. 60 Quadratmeter Fläche stehen zur Verfügung, sie sollen nach und nach mit Curls und Rails und anderem, was Skater wollen, bestückt werden. Allein was noch fehlt zum Startschuss, ist Geld.

Noch bis 12. Oktober läuft eine Crowdfunding-Aktion mit der VR-Bank Bayreuth-Hof. „Ziel ist es, 4500 Euro zusammenzubekommen. Das meiste davon werden Materialkosten sein, ein Teil ist für Martin Ehrenbergers Mitarbeit gedacht“, sagt Rödel. Womit die Akteure die Bank als Partner ins Boot geholt haben: die Erklärung, dass die „Lebenseinstellung Skaten“ gut zu den anderen Angeboten im Kulturzentrum passt, und dass sich durch diese Individualsportart ein gutes Gemeinschaftsgefühl entwickeln lasse. Zudem spielen den Beteiligten die äußeren Bedingungen in die Karten.

Die nächste öffentliche überdachte Skate-Möglichkeit ist in Marktredwitz, im Kulturzentrum Alte Filzfabrik ist noch jede Menge Platz und es gibt keine Anwohner, die sich über Lärmbelästigung Gedanken machen müssten. Allerdings haben die Skater in unmittelbarer Nähe musikalische Nachbarn, so gelte beim Bau besonderes Augenmerk auf eine möglichst schallschluckende Ausführung aus Holz. Denn in der gleichen Halle proben bereits drei Bands.

„Im Gebäude haben wir Platz für sechs Schiffscontainer: vier im Erdgeschoss, zwei im ersten Stock. Drei davon sind fertig ausgebaut, sie sind auch schon belegt“, sagt Patrick Leitl, einer der Mitbegründer des Vereins. Im Vorstand ist er nicht mehr, engagiert für die Hofer Subkultur bleibt er trotzdem – mittlerweile auch aus seiner Perspektive als Mitglied des Hofer Stadtrats. So weiß er: „Erstmals gibt es ja im Hofer Haushalt einen eigenen Haushaltstitel für die Hofer Subkultur von 50 000 Euro, davon geht ein guter Teil an die Filzfabrik.“ So sei der Verein – was lange nicht so war – generell gesichert. Und habe eben Luft für neue Ansätze. Zwei Drittel der Fläche sollen für die bekannten Band-Container herangezogen werden, ein Drittel für die Skater. „Da geht es auch schon darum, eine andere Zielgruppe für uns zu erschließen, den Mitgliedern etwas Neues anzubieten und Synergien zu schaffen.“ Heißt: Wenn Skater kommen, könnte die Bar öffnen, und wenn ein Konzert stattfindet, könnten die Skater ihre Runden drehen. Das soll das Kulturzentrum Alte Filzfabrik weiter beleben, obwohl man sich über mangelnde Anfragen wirklich nicht beschweren könne, sagt Leitl: „Allein zwischen den Lockdowns hatten wir zwölf Veranstaltungen, eben weil wir die Abstände gewährleisten können.“ Mit den Skatern, so die Hoffnung, will man die Perspektive erweitern. Moritz Rödel: „So etwas lebt von den Leuten, die vorbeikommen.“ Direkt zum Crowdfunding geht’s hier.

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