Seit drei Monaten bin ich jetzt in der Ukraine.  Wer hätte gedacht, dass die Welt sich für die Menschen hier so verändert. Es ist nur schwer zu verstehen und noch schwerer zu akzeptieren. Ich beobachte, dass die Widerstandskraft der Ukrainer nicht kleiner, sondern größer wird. Und mit ihr auch der Hass auf die Aggressoren –  die Russen. 
Ich bin 19 Jahre lang mit einer Russin verheiratet gewesen. Danach sind wir allerbeste Freunde geblieben. Wir haben uns immer gut verstanden und hatten immer engen Kontakt. Seit 24. Februar ist alles andere. Meine Ex-Frau hat die russische Propaganda übernommen. Von einem Tag auf den anderen ist nichts, wie es mal war. Normale Gespräche sind nicht mehr möglich. Plötzlich sind wir, der Westen, das Böse – und ich ein Teil davon. Ob sich das wieder legen wird? Es fällt mir schwer, daran zu glauben.  In meinem Beruf als Reisekaufmann habe ich einmal in Regensburg als Chef eine Frau aus Russland eingestellt. Swetlana. Mit ihr spreche ich häufig. Sie erzählt ähnliches, wenn es um ihre Eltern geht. Anfangs habe der Vater am Telefon immer herumgeschrien. Inzwischen sagt er gar nichts mehr. 
So ist es oft. Die Menschen in Russland wurden über Jahre einer Gehirnwäsche unterzogen. Bei den einen hat es früher gewirkt, bei den anderen später. Ich habe auf meinen Reisen durch Russland so viele freundliche und nette Leute kennengelernt. Umso schwer fällt es mir, zu sehen, wie es jetzt ist. Brüdervölker? Das war einmal. Und ich habe große Zweifel, dass die Zeit die Wunden heilen wird. Protokoll: awu