Das Ukraine-Tagebuch „Sogar ein Bürgermeister will uns helfen“

Thomas Simmler. Foto: privat

Hans-Thomas Simmler aus Mainleus ist seit Wochen bei seiner Tochter Sofia und der deren Mutter in der Ukraine. Von dort schildert schildert er uns regelmäßig, wie sich das Leben im Krieg täglich verändert.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

„Ich bekomme seit zwei Tagen unheimlich viel positive Resonanz auf meine Bitte um Unterstützung. Ganz viele Menschen in Oberfranken wollen helfen. Dafür bin ich wahnsinnig dankbar. Viele haben angeboten, die Schwestern Julia und Renate bei sich zu Hause aufzunehmen – auch ein Bürgermeister aus dem Landkreis Kulmbach hat mir seine Unterstützung angeboten und will sich kümmern. Das ist fantastisch! Im Moment sind beide Frauen noch im Auffanglager in Wasserburg. Jetzt hoffe ich, dass die bürokratischen Probleme zu lösen sind und sie bald nach Kulmbach dürfen.

Ganz ehrlich: All die Telefonate deshalb mit Deutschland sind für mich eine Ablenkung. Man hat plötzlich zu tun und eine Aufgabe und denkt nicht dauernd an russische Raketen und ob und wann die einschlagen. Auch Sofia, unsere Tochter, hat ihren Modus gefunden. Sie weiß, dass die Welt nicht mehr normal ist. Aber sie versucht mit ihren neun Jahren automatisch das Richtige: Sie spielt viel mit Freundinnen und schafft sich selbst ein bisschen Alltag.

Ich habe gehört, dass in Deutschland viele ukrainische Kinder online von ihren Lehrern unterrichtet werden. Das zeigt, dass die Ukraine kein rückständiges Land ist. Im Gegenteil. Wenn man sieht, wie groß zu Corona-Beginn die Probleme in Deutschland mit dem Online-Unterricht waren, macht das die Menschen hier auch schon ein wenig stolz, wie gut das klappt.

Nachts ist ständig Luftalarm. Oft über mehrere Stunden. Aber in unserer Stadt mit ihren fast 40 000 Einwohnern ist zum Glück noch nichts passiert. Meist sind es Städte, die ein paar Kilometer weiter weg sind, die es trifft – wie Saporischschja.

Wenn uns die Russen das Gas abschalten sollten, dann werden meine Familie und ich zu Hause nicht frieren müssen. Wir haben vorgesorgt. Im Notfall können wir auf eine elektrische Versorgung umschalten. Ich hoffe, dass es so weit nicht kommt.“ Protokoll: awu

Autor

Bilder