Depression „Ich möchte Mut machen“

red
Depressionen sind tückisch. Viele Menschen schaffen es nicht aus eigener Kraft heraus. Für sie gibt es nun ein neues Angebot in Hof. Foto: picture alliance/dpa/Sina Schuldt

In Hof gibt es eine neue Selbsthilfegruppe für Menschen, die an Depression leiden. Ein Betroffener erzählt: wie sein Leiden begann, was ihm geholfen hat.

 
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Seit Dezember 2022 gibt es in Hof eine neue Selbsthilfegruppe für Menschen, die an Depressionen erkrankt sind. In Kooperation mit der Selbsthilfekontaktstelle haben Mitarbeitende des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Diakonie Hochfranken mittlerweile erste Treffen initiiert. Jeden ersten Donnerstag im Monat trifft sich nun die „Selbsthilfegruppe Depression“ in den Räumlichkeiten des Sozialpsychiatrischen Dienstes in der Luitpoldstraße 18 in Hof. Für die Zukunft wird ein 14-tägiger Turnus angestrebt, um Betroffenen effektiv helfen zu können und der Gefahr von Depressionen vorzubeugen. Aber wie erkennt man, ob man selbst unter einer Depression leidet? Ein Interview mit einem Betroffenen gibt Aufschluss. In einem Gespräch mit Alexandra Pape vom Sozialpsychiatrischen Dienst Hof schildert er, was ihn bewogen hat, sich dieser Gruppe anzuschließen.

Sie nehmen an der Selbsthilfegruppe Depressionen teil. Wie lange leiden Sie schon an Depressionen?

Das Ganze begann vor etwa 25 Jahren mit einem Burnout. Zu dieser Zeit kam vieles zusammen: Ich war Perfektionist, habe in einem neuen Unternehmen angefangen zu arbeiten und war zum Teil bis in die Nacht unterwegs. Ich habe zunehmend nur noch an die Arbeit gedacht. Damals habe ich auch angefangen, mehr Alkohol zu trinken, um mich abends zu entspannen und um „runterzukommen“. Dann kam irgendwann der Punkt des Burnout, des körperlichen und psychischen Zusammenbruchs, und ich musste ins Krankenhaus. Danach hatte ich eine psychosomatische Reha, die mir wirklich sehr geholfen hat. Aber seitdem begleiten mich die Depressionen – bis heute.

Wie stellt sich die Erkrankung bei Ihnen persönlich dar? Welche Symptome zeigen sich noch heute?

Anfangs habe ich zunächst nur die körperlichen Anzeichen wahrgenommen, also Herzrasen, Beklemmungen, das Gefühl der Leere, ich hatte keinen Plan, hatte das Gefühl, in einem Loch zu sein. Gleichzeitig wäre ich nie auf die Idee gekommen, überlastet zu sein. Heute kann ich – durch die Gespräche während der Reha, mit anderen Betroffenen und Therapeuten – auch psychische Anzeichen besser erkennen. Also wenn ich zum Beispiel immer mehr in negatives Denken komme, mich selbst als wertlos empfinde, oder Ängste zunehmen. Auch suizidale Gedanken haben schon eine Rolle gespielt, also Gedanken wie: „Wofür das alles noch?“, „Warum anderen weiter zur Last fallen?“, oder: „Vermutlich wäre es besser, ich wäre nicht mehr da…“

Worauf müssen Sie im Alltag besonders achten, um psychisch stabil zu bleiben?

Ich achte darauf, mir immer kleine Ziele zu setzen, auf die ich hinarbeite. Außerdem: Struktur! Das ist sehr wichtig für mich. Dass ich regelmäßige Schlaf- und Essenszeiten einhalte, mir Aufgaben realistisch einteile.

Sie sind am Aufbau einer neuen Selbsthilfegruppe in Hof beteiligt. Was erhoffen Sie sich von dieser Gruppe?

Ich erlebe in meinem privaten Umfeld glücklicherweise viel Akzeptanz, aber richtig verstehen kann es niemand, was es heißt, an Depressionen zu leiden. Die Erfahrungen während meiner psychosomatischen Reha haben mir ganz deutlich gezeigt, wie hilfreich ein Austausch mit anderen Betroffenen ist. Man vermeidet sonst immer, über die Erkrankung zu sprechen. Man schämt sich dafür und hat Angst, einen Stempel aufgedrückt zu bekommen. Während der Reha konnten wir offen sprechen und haben gesehen, dass es anderen ähnlich geht. Gleichzeitig haben wir viel gelacht und schöne Dinge miteinander unternommen. Das erhoffe ich mir auch von dieser Selbsthilfegruppe: dass alle mit ihrer Erkrankung offen umgehen, dass wir uns austauschen können und gleichzeitig miteinander eine gute Zeit haben und uns gegenseitig unterstützen. Es ist wichtig, sich auszutauschen, aber eben auch nach vorne zu schauen und zu überlegen, was helfen könnte. Wir haben doch alle ein Recht auf ein glückliches Leben.

Was möchten Sie anderen in Bezug auf die Selbsthilfegruppe mitteilen?

Vor allem: Kommen und anschauen! Wenn es einem nicht gefällt, lässt man es eben wieder. Und allgemein möchte ich allen Betroffenen Mut machen, zu lernen, Grenzen zu ziehen, auf sich selbst zu achten und für sich zu sorgen.

Suizidale Gedanken sind eine häufige Begleiterscheinung von Depressionen. Bei akuter Suizidalität erhalten Sie Hilfe beim Krisendienst Bayern unter der kostenlosen Telefonnummer: 0800/655 3000.

Gut zu wissen

Nächster Termin
Donnerstag, 16. März, 17 bis 18.30 Uhr, Luitpoldstraße 18 in Hof, Eingang B, Besprechungsraum zweiter Stock.

Kontakt
Sozialpsychiatrischer Dienst Hof, 09281/ 837530, Mail: sozialpsychiatrischerdienst@diakonie-hochfranken.de, Luitpoldstraße 18, 95028 Hof.

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