Der Club schlägt Fürth Ein Festival der Emotionen

Derbysieger – der 1.FC Nürnberg bejubelt den 2:0-Erfolg im Franken-Derby gegen die SpVgg Greuther Fürth. Foto: Imago/Zink

Endlich! Sagen zumindest die Club-Fans. Nach vielen Jahren siegt der 1. FC Nürnberg erstmals wieder im Derby gegen Greuther Fürth. Es gab aber auch Schatten bei den Roten.

 
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Die emotionalsten Momente für Fußballer sind wohl jene, wenn sie große Spiele für sich entscheiden. Wenn sie das entscheidende Tor erzielen und sich dann vor der Fankurve feiern lassen. Dieses Glück war Robert Klauß in seiner Karriere als Spieler nicht vergönnt: Obwohl es der heutige Trainer des 1.FC Nürnberg zu einer ansehnlichen Torquote gebracht hatte, war die Zuschauerkulisse in der Oberliga stets überschaubar. Vielleicht wollte Klauß deshalb am Samstag das nachholen, was er während seiner aktiven Zeit nicht geschafft hatte. Als Schiedsrichter Sascha Stegemann, der im Max-Morlock-Stadion (41 204 Zuschauer) in einem aufgeregten Duell keine leichte Aufgabe hatte, das 269. Franken-Derby beendete, war einer kaum zu halten: Robert Klauß. Der FCN-Coach hüpfte erst vor Freude, herzte Co-Trainer und Spieler und rannte schnurstracks zur Fankurve – ganz wie ein Torjäger. „Das ist ein wunderschöner Moment. Dafür arbeitet man, dafür spielen wir Fußball“, sagte der Club-Trainer im Siegesrausch. Und er tat es auch völlig zurecht, denn Klauß hatte mit einer taktischen Umstellung in der zweiten Halbzeit, als das Spiel zu kippen drohte, maßgeblichen Anteil am verdienten Nürnberger 2:0-(1:0)-Erfolg – und damit dem Ende einer Schreckensserie für alle Club-Fans. Seit Februar 2016 hatte es keinen Heimsieg mehr im Derby gegen die SpVgg Greuther Fürth gegeben. Der Underdog aus Fürth war dem großen Nachbar stets voraus.

Doch dies soll sich in dieser Saison ändern: Während das Kleeblatt sich nach dem Bundesliga-Abstieg konsolidiert, will der Club oben angreifen. Dieses Bild zeichnete sich zumindest eine Halbzeit lang auch auf dem Feld ab: Nürnberg überzeugte auf ganzer Linie. Es war eine Reaktion auf die Auftaktniederlage auf St. Pauli. Der FCN erwischte Fürth mit einer aggressiven Spielweise auf dem falschen Fuß. Nürnberg war präsenter. „Wir haben das von der ersten Sekunde an nicht auf den Platz gebracht, was wir hätten tun müssen“, kritisierte Fürths Coach Marc Schneider. Es war eine Frage der Zeit, bis der Führungstreffer fallen würde: Neuzugang Christoph Daferner gelang es nach einer Viertelstunde. Ein Tor des Willens – nach einem Flankenlauf von Tim Handwerker. Und im Nürnberger Spiel war auch danach eine Veränderung im Vergleich zur Vorsaison erkennbar: Der Club operiert öfter mit langen Bällen – und wäre damit auch beinahe zu einem weiteren Torerfolg gekommen. Fürth konnte oft nur in höchster Not die stürmischen Clubberer bremsen. „Wir haben schnell nach vorne gespielt und hätten eigentlich noch ein, zwei Tore mehr machen können“, sagte FCN-Mittelfeldspieler Mats Möller Daehli.

Das hätte sich beinahe noch gerächt, denn nach der Pause ging dem Club die Luft aus. Das Kleeblatt drängte das Heimteam tief in dessen eigene Hälfte – allerdings hatte nur Tobias Raschl (65.) eine zwingende Chance zum Ausgleich. „In der letzten Zone waren wir zu inkonsequent“, sagte auch Schneider. Klauß stellte nicht nur taktisch auf Dreierkette um, sondern brachte mit einem Dreifachwechsel auch die Vorentscheidung. Alle drei Neuen waren am 2:0 beteiligt: Erik Wekesser spielte auf Taylan Duman, der seinen Gegenspieler mit einer Körpertäuschung stehen ließ – und für Manuel Winztheimer auflegte (82.). Der Rest war pure Derby-Freude bei den Nürnbergern. „Wir sind überglücklich. Uns war allen bewusst, was dieses Spiel bedeutet“, sagte Duman. „Und ich denke, das hat man uns heute auch angemerkt.“ Allen voran auch dem Trainer, der nach Spielende kaum mit Grinsen aufhörte. Bei näherer Betrachtung ist allerdings klar: Es war ein Derbysieg mit Licht und Schatten. „Dass wir noch besser spielen können, wissen wir. Darum ging es aber nicht, es ging darum, das Derby zu gewinnen“, sagte Klauß. Gerade die magere zweite Hälfte, als sich Nürnberg kaum aus der Umklammerung lösen konnte, spricht dafür, dass noch viel Luft nach oben ist, wenn Nürnberg auf einem Aufstiegsrang landen will. Allerdings ist die Aussagekraft des Derbys wohl nur gering – auch weil noch viele Automatismen beim Club noch nicht greifen.

„Das beste Teambuilding sind gemeinsame Siege“, sagte Klauß. „Es liegt an uns, daraus etwas zu machen.“ Und vielleicht wollte er damit nur daran erinnern, was nach dem letzten Derbysieg dem FCN gelingen sollte. Nach dem 3:1-Erfolg in Fürth am 24. September 2017 stand am Ende der Saison der Aufstieg in die Bundesliga.

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