Der Wochenend-Kommentar Der Landkreis hat viel Potenzial – auch beim Wind

Die Energiewende bringt für uns alle Zumutungen und es gibt oft Grund, zu resignieren. Aber es geht auch anders. Kulmbach sollte Vorreiter sein, findet unserer Kommentator.

 
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Symbolbild. Foto: picture alliance/dpa | Jens Büttner

Der Mensch, befand Alexander Meile kürzlich mit einer gehörigen Spur Resignation, der Mensch begreife es einfach nicht. Was der Kommunalpolitiker der WGK im Kreistag meinte: Wir alle denken zu sehr in alten Mustern, wir wollen unsere Gewohnheiten nicht ändern und begreifen nicht, dass uns die Zeit längst davonläuft.

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Klar: Die Energiewende ist eine Zumutung. Für jeden von uns. Aber ganz sicher gelingt sie nicht, wenn Politiker jedes Mal die nächste Wahl im Hinterkopf haben. Ein Lehrbeispiel ist die jüngste Diskussion um kleinen Wasserkraft-Anlagen. Ja, es gibt gute Gründe, die rührigen Betreiber im Landkreis Kulmbach und andernorts zu unterstützen, aber genauso gibt auch ökologische Gründe, die Anlagen infrage zu stellen. Die Diskussion war gut und das Ergebnis (die Förderung der Anlagen bleibt) zumindest nicht falsch. Das Triumphgeheul, das Politiker wie der Kulmbacher Landtagsabgeordnete Rainer Ludwig (Freie Wähler) jetzt deshalb anstimmen (wie auch Vertreter von CSU und FDP) ist jedoch verstörend. Wenn Parteien, die mit ihrer Politik die prekäre Lage der Gegenwart zu verantworten haben, sich jetzt als Retter der Energiewende gerieren, statt angesichts der Größe der Aufgabe gemeinsam anzupacken, scheint der Meile-Satz besonders zuzutreffen.

Der Landkreis Kulmbach hat in der Vergangenheit einiges richtig gemacht. Mehr als zwei Drittel der Stromversorgung stammt aus erneuerbaren Energien. Das sind fast 20 Prozent mehr als im bundesdeutsche Durchschnitt. Kulmbach sollte nun den eigenen Antrieb haben, weiter Vorreiter zu sein. Bei Windrädern gibt es hier eine Menge Potenzial, wie der in dieser Frage für die ganze Region zuständige Hofer Landrat Oliver Bär vor wenigen Tagen in dieser Zeitung vorgerechnet hat. In den Vorranggebieten im Landkreis sind freie Plätze vorhanden, in der Schublade abgelegte Projekte wie in Marktleugast könnten ohne 10H-Regel reaktiviert werden. Dabei sollte der Freistaat es Kreisen und Städten so einfach wie möglich machen und dafür sorgen, dass Windanlagen ein lohnendes Geschäft sind – gerade für die Anwohner vor Ort. Denn Akzeptanz muss wachsen. Aber das sehr schnell.

redaktion.kulmbach@frankenpost.de