Deutsche Meisterschaft Di Trani und Lang holen Silber

Alisa Schrauth

Die bayerischen Bogenschützen brachten sieben Mal Gold, drei Mal Silber und fünf Mal Bronze von der deutschen Meisterschaft mit in den Freistaat. Erfolgreich waren auch die oberfränkischen Schützen.

 
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Marktleuthen/Döhlau/Rehau/Berlin - Mehr als 500 Teilnehmer waren beim Höhepunkt der Bogen-Hallensaison – der deutschen Meisterschaft in Berlin – am Start. Die Stimmung, so erzählen es die Sportler, war gelöst. Trotz aller Hygieneauflagen – Publikum wie Athleten mussten in der Halle die gesamte Zeit eine Maske tragen.

Silber brachte Robert Di Trani aus Marktleuthen mit nach Oberfranken. Überraschend für ihn: „Das habe ich überhaupt nicht erwartet!“, sagt der Compound-Schütze, der für den SSV Schwarzenbach am Wald an den Start ging. Während des Wettkampfes schaute er nicht auf die Zwischenergebnisse. „Die hatten einen riesen Monitor mit allen Ergebnissen aufgebaut. Da hab ich nie drauf geschaut – sonst baut man ja so einen inneren Druck auf.“ Erst, als er den letzten Pfeil geschossen hatte, informierte er sich. 576 Ringe, zweiter Platz, Vizemeister. Er wollte „nur seinen Stiefel“ durchziehen. „Mein Plan war, unter die ersten zehn zu kommen“ – Di Trani lacht. „Naja, der zweite Platz ist natürlich auch unter den ersten zehn.“

Das Ergebnis musste Di Trani auch erst mal sacken lassen. Sein Wettkampf in der Compound Masterklasse fand am Freitag statt, erst am Samstag konnte er es richtig glauben. Beim Bogenschießen geht es ihm immer um den aktuellen Pfeil. „Der vorige und der zukünftige interessieren mich nicht.“ Volle Konzentration auf das, was gerade ist. „Wie beim Kochen“, sagt er. Sein Beruf sei auch der Grund gewesen, mit dem Schützensport anzufangen. „Ich hatte durch das Kochen Rückenbeschwerden. Und beim Bogenschießen steht man immer aufrecht.“ Der Spaß am Sport war selbstverständlich auch ein Grund.

Über seine Urkunde freut sich Di Trani sehr, er müsse für sie nun einen angemessenen Platz suchen. Prominent platzieren wolle er sie. Er sei stolz – gleich das silberne Metall mit nach Hause zu nehmen, beim ersten Start an einer deutschen Meisterschaft. „Seit knapp zehn Jahren schieße ich, und nun hat es gepasst mit der Qualifizierung.“ Das Niveau will er nun halten, und auf die Freiluftsaison übertragen. Das Training in Corona-Zeiten sei schwieriger gewesen. Der deutsche Schützenbund hat darauf reagiert, und für die Meisterschaft die Limitzahlen – also die Zulassungsringzahlen – etwas niedriger angesetzt im Vergleich zum Vorjahr.

Kaderschütze Tim Krippendorf vom ATSV Oberkotzau ist mit seinem sechsten Platz in der Compoud-Qualifikationsklasse nicht zufrieden. „Vermutlich hab ich mir einen zu großen Druck gemacht.“ Auch für ihn war es bei den Männern die erste deutsche Meisterschaft; seit er in der Herrenklasse schießt, sind die Meisterschaften coronabedingt immer ausgefallen. Sein Ehrgeiz war dementsprechend groß: „Ich habe die Wochen davor viel trainiert. Dafür ist der Platz ärgerlich.“ Seine Verfassung vor der Meisterschaft beurteilt der Döhlauer positiv: „Da war ich auf einem ziemlich guten Stand.“ Bei der bayerischen Meisterschaft Ende Januar in der Halle hat er sich auf Platz eins geschossen.

Sein Blick geht nun nach vorne – in drei Wochen stehen die Qualifikationen für die Europameisterschaft an, dann der Weltcup in Antalya und in Paris, eventuell noch einer in Korea. Im Juli geht es für den BWL-Studenten dann zu den World Games nach Birmingham in den USA. Dafür trainiert er täglich. „Sobald die Vorlesungen an der Hochschule vorbei sind, bin ich auf dem Bogenplatz und schieße“, sagt er. „Bis zur Perfektion“ will er seinen Sport betreiben. Im Moment muss er allerdings erst noch eine leichte Corona-Infektion auskurieren.

Der 16-jährige Johannes Lang vom SSV Rehau holte bei der deutschen Meisterschaft in der Klasse „Recurve Jugend männlich“ den zweiten Platz – und nahm neben der Silbermedaille auch noch eine neue persönliche Bestleistung mit aus Berlin. Die Frage, wie viel sein kürzlich errungener Landestitel im nationalen Vergleich wirklich wert ist, stellte sich demnach nur sein Umfeld: Er selbst schoss sich unbeeindruckt davon mit 575 von 600 möglichen Ringen aufs Treppchen. Nach dem Wettkampf wurde Lang zum Landeskader eingeladen. Für die kleine Bogenabteilung des SSV Rehau war nicht nur er am Start: Auch die zweimalige Deutsche Meisterin der Recurve-Masterklasse, Antje Keller, hat sich wieder für den Wettkampf der besten Bogenschützen Deutschlands qualifiziert und belegte nach einigen Auf- und Ab’s mit viel Kampfgeist den elften Platz.

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