Deutsche Meisterschaft Lose Visiere und angespannte Nerven

Alisa Schrauth
Tim Krippendorf vom ATSV Oberkotzau bei der deutschen Meisterschaftin Wiesbaden. Foto: Deutscher Schützenbund/Deutscher Schützenbund

Bei der deutschen Meisterschaft läuft es für den Oberkotzauer Bogenschützen Tim Krippendorf nicht optimal – sein Visier macht ihm Probleme.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ausgerechnet der neue Bogen macht Tim Krippendorf das Leben schwer: Bei der deutschen Meisterschaft am Wochenende in Wiesbaden sitzt das Visier auf seinem Compound-Bogen nicht optimal – doch dem Schützen fällt das zu spät auf. „Ich dachte erst, es liegt an mir!“ sagt er. „Wenn man schlecht schießt, denkt man immer erst, dass es an einem selbst liegt – bevor man es auf’s Material schiebt.“ Doch genau daran lag es bei der DM: An seinem Visier waren Schrauben locker. Es sei dann immer wieder nach unten gerutscht. „Das hat mich leider neun Ringe gekostet.“ Am Ende schloss er den Wettkampf auf Rang zehn ab.

Ziemlich entnervt ist der 24-Jährige dann schon während des Wettkampfes. „Ich war angepisst. Und dann hab ich Leichtsinns-Fehler gemacht.“ Im ersten Durchgang läuft es noch ganz gut für ihn, die Probleme kommen dann im zweiten. Bisher war das Visier nie ein Thema – vielleicht hat er auch deshalb nicht daran gedacht, es zu überprüfen – und erst Recht nicht während eines Wettbewerbs. „Wieder was gelernt“, sagt er trocken.

Krippendorf trifft gleich in der ersten Runde auf Henning Lüpkemann, der das beste Ergebnis des ganzen Wochenendes erzielt. „Wenn es enger gewesen wäre, hätte ich mich darüber noch mehr geärgert.“ Abreist ist er dennoch nicht gleich am Samstag, er blieb und schaute sich die anderen Wettkämpfe an. „Ich schau auch gerne mal den anderen zu.“ Jetzt ist erstmal Pause – die Freiluftsaison ist vorbei. „Jetzt muss ich an dem Bogen noch ein wenig rumbasteln – weil er ansonsten echt gut funktioniert.“

ATSV Oberkotzau tritt mit zwei Bogenschützen an

Über seinen alten Bogen freut sich sein Teamkollege Fabio Alex – der Youngster der Oberkotzauer Schützen hat Krippendorfs Vorgängermodell übernommen. Mit dem ist Alex allerdings in Wiesbaden noch nicht am Start. Für den 16-jährigen Compounder ist es die erste deutsche Meisterschaft, die Nerven lagen blank. „Ich war sehr nervös. Ich hab gezittert und konnte gefühlt nicht mehr geradeaus schießen!“ erzählt er. Die Nervosität sei auch nicht verschwunden. „Ich habe nach dem Einschießen gemerkt, wie ich immer nervöser wurde.“ Auf der Fahrt nach Wiesbaden ist noch alles ok, doch auf dem Platz flattern die Nerven. „Für’s erste Mal bin ich sehr zufrieden“, sagt er – die Erfahrung bringe ihn weiter. Der ATSV-Schütze wird Fünfter.

Johannes Lang vom SSV Rehau erreicht sein gesetztes Ziel – und übertrifft es sogar noch: Er erreicht nicht nur das Achtelfinale, sondern auch das Viertelfinale. Dort war dann nach einem knappen Wettkampf Schluss für den 17-Jährigen. Er belegt Platz fünf. Vor dem Wettkampf muss er sich auch noch um seine praktische Führerschein-Prüfung kümmern, die er einen Tag vor dem Wettkampf ablegen muss. „Ich hab Gott sei dank bestanden“, erzählt er. Auch mit der DM ist er zufrieden. Und auch davor war er sehr aufgeregt. „Ich kann dann immer nicht still sitzen.“ Am liebsten lenkt er sich dann ab und ist für sich alleine.

Johannes Lang vom SSV Rehau ist zufrieden

In den Wettkampf startet er gut, nach 36 Pfeilen wird er mit Rang zwei belohnt. „Ich hab’ dann etwas abgebaut und bin nicht mehr in meinen Ablauf gekommen.“ Durch den Puffer aus dem ersten Durchgang ergattert er Platz vier. Zwischen der Qualifikation und den Finals gibt es eine eineinhalbstündige Pause – die für Langs Geschmack etwas zu lang war. „Es war eine Herausforderung, die Nervosität weiter in Schach und die Konzentration oben zu halten.“ Der Druck, im Vergleich zum vergangenen Jahr weiter zu kommen, steigt.

Im Viertelfinale startet er gegen Fredrik Roether, der im Jugend-Nationalkader schießt. „Er ist ein sehr guter Schütze.“ Lang kann zweimal die Führung seines Kontrahenten ausgleichen und auch der letzte Satz endet unentschieden. Somit muss ein Stech-Pfeil das Match entscheiden: Der Rehauer-Schütze erzielt eine neun, Roether eine zehn. „Das war mies, da war ich echt genervt!“ Wäre er unter die Top Vier gekommen, hätte er am Samstag am Wiesbadener Bowling Green vor großem Publikum schießen dürfen. „Ich bin aber vollkommen zufrieden mit meinem Platz.“

Nach seinem Wettkampf geht es für ihn als Zuschauer weiter: „Es war sehr interessant die guten Schützen zu sehen. Die Vorbilder live sehen!“ Live gesehen hat er auch Bundestrainer Oliver Haidn – und direkt ein Selfie gemacht. „Meine Eltern wollten unbedingt ein Bild von uns. Aber es war auch ganz lustig.“ Auf Lang warten jetzt einige Technikveränderungen – er steigt in die Juniorenklasse auf. Damit verändert sich die Scheibenauflage. „Und ich schieße dann auf 70 Meter.“

Bilder