Xhaka will "in der Champions League angreifen"
Xhaka ging noch einen Schritt weiter. "Lasst uns nächstes Jahr in der Champions League angreifen", sagte er mit einem verschmitzten Lächeln, das bewusst offen ließ, wie weit dieser Angriff führen soll. Klar war dagegen Xhakas Ansage an die nationale Konkurrenz. "Wir werden alles dafür tun, unsere Titel zu verteidigen", sagte er: "Wir wollen nächstes Jahr genauso weitermachen. Wir werden auch mal Spiele verlieren, wir werden nächstes Jahr nicht wieder 51 Spiele ohne Niederlage nacheinander schaffen. Aber wir wollen angreifen." Was nötig sei, um sich dauerhaft oben zu etablieren? "Hunger und Mentalität - alles andere weiß der Verein."
Der Optimismus wird geschürt durch die besonderen Umstände der Saison, in der Bayer so viele Titel holte wie zuvor insgesamt in 119 Jahren Vereinsgeschichte. Und sie haben diese Titel nicht in erster Linie wegen der Schwäche der Bayern geholt, die sogar mehr Punkte holten als im Vorjahr. Sondern aus eigener Stärke, mit der sie die Münchner irgendwann entnervten. Sie blieben als erste Mannschaft der Liga-Geschichte eine ganze Saison ungeschlagen. Und sie standen ja auch noch im Europa-League-Finale, in dem beim 0:3 gegen Atalanta Bergamo aber die einzige Niederlage in 53 Pflichtspielen folgte.
Xabi will "deutsches Bier" statt spanischen Rotwein
Was bei diesem Ritt durch die drei Wettbewerbe immer zu kurz kam, das holten sie ab Samstagabend ausgiebig nach: Das Feiern! "Natürlich" werde man das tun, sagte Alonso mit einem wissenden Lächeln kurz nach dem Spiel. Und er wolle dabei keinen spanischen Rotwein: "Heute Abend trinke ich deutsches Bier." Der Gerstensaft sei schon in der Kabine geflossen, sagte Kapitän Lukas Hradecky, "und Champagner und alles, was dazugehört".
Obwohl der erste Meistertitel der Vereinsgeschichte bereits seit Mitte April feststand, waren sie immer fokussiert geblieben. In den Pokal-Wettbewerben, um in die Finals zu kommen. In der Liga, um die Serie zu vollenden. "Wir haben eigentlich noch gar nicht gefeiert. Die Meisterschaft nicht, nichts", sagte Rolfes. Nun aber dürften die Spieler "so viel Gas geben, wie sie wollen. Jetzt können sie es endlich genießen und ein bisschen die Sau rauslassen." Carro betonte: "Heute wird gefeiert, bis die Körper nicht mehr können."
Auch im Umfeld hat sich viel entwickelt
Doch die Party am Potsdamer Platz in der Hauptstadt, zu der die ersten Spieler gegen 1.30 Uhr schon mit Sonnenbrillen eintrafen, war nur der Startschuss. Bei der Rückkehr in die 160 000-Einwohner-Stadt am Sonntagmittag war ein großes Programm vorgesehen. Eintrag ins Goldene Buch der Stadt, ein Autokorso sowie eine abschließende Feier mit 40 000 Fans im Stadion. Die Tickets dafür waren rasch vergriffen.
Auch diese Klischees haben sie in dieser Saison widerlegt. Dass Leverkusen keine Fans habe, keine Stimmung und nicht feiern könne. Auch wenn die 30 000 Bayer-Fans in Berlin einen schweren Stand gegen die fast doppelt so starke Gruppe von Pfälzern mit beeindruckender Teufel-Choreographie hatten. Aber es ist etwas entstanden, im und um den Verein. Und das soll erst der Anfang sein.