Leistner: Da war es noch schwierig, mich zu erreichen, weil ich zu diesem Zeitpunkt mein Handy kaum in die Hand nahm noch benutzte. Ich war ein Smartphone-Verweigerer.
Vogel: Ich habe damals in Pegnitz gewohnt und direkt rumgefragt. Zuerst habe ich mit den Stadträten aus Troschenreuth gesprochen und dann mit dem damaligen Bürgermeister Uwe Raab. Damit nahm aber das politische Gezeter seinen Lauf.
Noch bevor es überhaupt losging, hatten Sie sich schon unbeliebt gemacht?
Vogel: Nicht unbeliebt, aber wir wussten damals ja nicht, dass so vehement gegen ihn agiert wird. Dadurch, dass er mit uns zusammengearbeitet hat, war der Rest gegen unser Festspiel-Projekt. Es war aber unser Traum und mit dem Gegenwind mussten wir dann arbeiten.
Leistner: Uwe Raab hat uns immer unterstützt. Er wollte, dass Pegnitz Festspielstadt wird. Wir sind ihm sehr, sehr dankbar.
Sie haben aber nicht aufgegeben, richtig?
Vogel: Nein, natürlich. Wir wollten es unbedingt. Auch mit dem Biergarten hatten wir nicht so viel Glück, weil der Pächter am Schlossberg, wo wir dann unsere Faust-Festspiele veranstaltet hatten, so oder so schon finanziell schlecht dastand. Das wurde richtig problematisch. Auch die restlichen Kulturschaffenden in Pegnitz arbeiteten gegen die Festspiele. Es wurde uns richtig schwergemacht. Warum auch immer, das verstehen wir bis heute nicht.
Leistner: Der Schlossberg war eine wunderschöne Spielstätte, aber leider für den Verein nicht mehr zu halten. Erstens war das Zeitfenster, in dem wir spielen konnten, zu klein und zweitens musste jedes Jahr in kürzester Zeit das Festspielgelände völlig neu auf- und wieder abgebaut werden. Wie eine Zirkusstadt. Das war einfach nicht mehr machbar.
Sie waren auf der Suche nach einer neuen Spielstätte und auf Grund des starken Widerstands haben Sie sich dazu entschlossen, Pegnitz zu verlassen, richtig?
Leistner: Es gab Hetze und einen Shitstorm gegen uns. Das war eine kleine Gruppe. Die Pegnitzer an sich mögen uns. Ich wohne dort ja. Diese kleine Gruppe hat uns trotzdem geschadet.
Vogel: Etabliert hätten wir solche Schläge ausgehalten, aber wir waren ja noch gar nicht so lange da. Es gab dann das Treffen im Gymnasium mit Bürgern. Noch vor Ort haben wir dann gesagt, dass wir es lassen. Die Leute wollten uns gar nicht zuhören, sie waren schon so aufgeheizt von der Stimmungsmache im Vorfeld.
Abermals standen die Faust-Festspiele vor dem Aus. Was geschah nach dem Treffen mit den Bürgern?
Vogel: Ganz kurz waren wir niedergeschlagen. Dann aber wusste ich schon, dass es eben woanders weitergehen muss. Wir hatten kurz darauf eine Anfrage aus Hollfeld. Ich wollte aber eigentlich nach Pottenstein. Es ist ums Eck und bietet traumhafte Kulissen. Wir haben uns sofort auf die Suche begeben und sind durch einen Zufall auf das Klumpertal gestoßen.
Leistner: Wir waren kurz geknickt. Aber nicht eine Sekunde habe ich daran gedacht, die Festspiele aufzugeben. Noch am selben Abend hatten wir eine Anfrage des Besitzers von Schloss Guteneck in der Oberpfalz, der neben seinem erfolgreichen Weihnachtsmarkt auch Festspiele etablieren wollte. Es liefen sogar schon Verhandlungen, aber Uwe wollte in die Fränkische. Wir sind rumgefahren und haben uns einfach umgeschaut. Bei einer Weihnachtsfeier sind wir auf Uwes jetzigen Nachbarn gestoßen, der uns den Platz an der Schüttersmühle zeigte.
Vogel: Wir waren vor Ort absolut geflasht. Es fing bei mir sofort das Rattern an. Wir waren von dem Gelände so begeistert. Ich hatte mit der Sekunde alles im Kopf, wie es aussieht.
Sie haben also neuen Mut geschöpft?
Leistner: Uns war klar, dass wir abermals bei Null anfangen, aber wir wollten 2020 schon durchstarten. Wir wollten es unbedingt. Dann kam Corona. Das war wieder so ein kleiner Rückschlag, aber wir hatten dadurch Zeit, alles für das Jahr 2022 vorzubereiten. Denn so lange zog sich die Krise.
Vogel: Ich habe fast alles selbst aufgebaut. Die Hütten, die Bühne. Dann noch das Umgraben. Ich habe geschuftet, damit alles für einen baldigen Start fertig wird.
Der jetzige Start in Pottenstein war ein großer Erfolg. Sie hatten sehr viel Rückenwind und haben nicht aufgegeben. War Pegnitz wein Fehler? Hätten Sie direkt in die Fränkische gesollt?
Leistner: Es war eine wunderschöne Zeit in Pegnitz. Und ohne die Erfahrungen aus Kronach und Pegnitz wäre der Erfolg in Pottenstein nicht möglich gewesen. Da sind wir uns sicher.
Vogel: Es war schon nicht leicht, aber umso schöner ist es, wenn man sich durchgekämpft hat und dafür belohnt wird – wenn daraus etwas so Wunderbares entsteht. Dafür sind wir dankbar. Jetzt sind wir im Klumpertal, haben uns etabliert und hier bleiben wir.
Das Gespräch führte Martin Burger.