Direkt an der A 72 Grenzturm als Mahnmal

Karsten Repert
Sie haben den Grenzturm in Heinersgrün als Denkmal wiedereröffnet (im Bild oben von links): Andreas Heinz, Oliver Bär, Melanie Huml, Michael Kretschmer und Thomas Hennig. Foto: /Karsten Repert

Der ehemalige DDR-Grenzturm in Heinersgrün ist nun offizielle Erinnerungsstätte – und an diesem Sonntag erstmals geöffnet.

 
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Mehr als 800 solcher Grenzwachtürme hat es noch 1989 gegeben. Hier starben Menschen, die von Deutschland nach Deutschland wollten. Das verhinderten von 1961 bis 1989 Stacheldraht und Todeszone. Mit dem Fall der Mauer folgte der Abriss der meisten Grenztürme. Dass der Turm in Heinersgrün bis heute überlebte, ist ein großes Glück – „und das ist euer Verdienst“, zeigte der Hofer Landrat Oliver Bär auf die „Ostpolitiker“. Und als „Westpolitiker“ fügte er hinzu: „Danke! Wir erleben erst jetzt, wie sehr wir solche Orte brauchen. Orte, an denen wir uns erinnern. Sie machen einen deutlichen Unterschied zum Lehrbuch oder zum Wikipedia-Eintrag.“

Politprominenz hat nun den Grenzturm als Denkmal eingeweiht. Der Hofer Landrat und die bayerische Staatsministerin für Europaangelegenheiten, Melanie Huml, waren ebenso angereist wie der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer und der thüringische Landrat Thomas Fügmann (Saale-Orla-Kreis), der „genau hier unsere Region endlich wieder zusammenwachsen“ sieht. „Nur diese 40 Jahre DDR inklusive 28 Jahre Mauer haben uns voneinander getrennt.“

Andreas Heinz (CDU), seit 30 Jahren sächsischer Landtagsabgeordneter, Vogtländer und Nebenerwerbslandwirt, weiß: „Unsere drei Freistaaten, also Thüringen, Bayern und Sachsen, gehören historisch gesehen zusammen. Hier in Heinersgrün werden das die Menschen spüren. Der Wachturm hat seinen Schrecken verloren, er trennt uns nicht mehr, sondern er verbindet uns alle, die wir in dieser Region zu Hause sind.“

Noch einmal ergreift Oliver Bär das Wort: „Die Wunde, die einst die deutsche Teilung in unser Land gerissen hat, sie heilt genau an dieser Stelle. Wenngleich wir den Tod von Peter Stegemann leider nicht heilen können“, fügt Bär hinzu.

Peter Stegemann ist einer der Grenztoten. Der junge Mann hatte am 21. Juli 1978 seinen Versuch, in Heinersgrün den Grenzzaun zu überklettern, nicht überlebt. „Peter Stegemann erreichte zwar den Schutzstreifen, löste jedoch dort die sogenannte Selbstschussanlage aus“, heißt es an einer der vielen Informationstafeln am Turm. Dort erfahren die Besucher: „Peter Stegemanns Körper weist über 50 Verletzungen auf“, wie es später in einem geheimen Bericht hieß. Die Stasi verschleierte die Todesursache und vor allem die Umstände. Erst nach dem Fall der Mauer wurde dieser Todesfall in einer breiteren Öffentlichkeit publik. Peter Stegemann hinterließ eine Frau und zwei Kinder.

Insgesamt 278 .000 Euro Fördergeld haben der Freistaat Sachsen und der Vogtlandkreis in die Sanierung des Turms gesteckt. Landrat Thomas Hennig hob dessen Lage hervor: Als Mahnmal der innerdeutschen Teilung stehe der Grenzturm im ehemaligen Todesstreifen – direkt an der heutigen A 72.

 Der Grenzturm wird als Erinnerungsort vom Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth betreut und kann nach Anmeldung besichtigt werden. Die erste Gelegenheit, den Turm zu erkunden, bietet sich an diesem Sonntag (Tag des offenen Denkmals) von 11 bis 16 Uhr. Auch am Tag der Deutschen Einheit ist er geöffnet.

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