Dramatisches Spiel Bitzer wird zum Selber Helden

Wölfe-Keeper Michael Bitzer hielt nicht nur fast alle Schüsse und alle Penaltys, auch Landshuts David Zucker hatte er hier sicher im Griff. Foto: Christian Fölsner

Erst ein Feueralarm, dann ein Drama: Die Wölfe verspielen beim EV Landshut wieder einmal eine 3:0-Führung. Sie kassieren fünf Sekunden vor der Schlusssirene den 3:3-Ausgleich, gewinnen aber doch noch im Penaltyschießen.

 
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Die Selber Wölfe haben spätestens seit Freitagabend die erfreuliche Gewissheit, dass sie gegen jede Mannschaft der DEL2 mithalten können. In einer am Ende dramatischen Partie behielten die Oberfranken in Niederbayern im Penaltyschießen mit 4:3 (2:0, 1:1, 0:2, 0:0, 1:0) die Oberhand und entführten überraschend zwei Punkte. Eigentlich hätten es aber drei sein müssen. Als der EV Landshut in der verrückten Schlussphase den Torwart vom Eis nahm, hatte Miglio das Selber 4:2 auf dem Schläger, vergab aber leichtfertig – und fünf Sekunden vor der letzten Sirene kam der Gastgeber dann noch zum Ausgleich. Im Penaltyschießen waren es dann der überragende Michael Bitzer, der nicht zu überwinden war, und Brett Thompson, der als einziger von insgesamt acht Schützen traf, die den Wölfen den zweiten Punkt sicherten. „Ich bin stolz auf das Team, das nach dem späten Ausgleich wieder Moral bewiesen hat“, sagte Trainer Sergej Waßmiller. „Hier in Landshut zu gewinnen, ist sehr schwer.“

Stadion evakuiert

Die Parte begann mit gut 20-minütiger Verspätung. Der Grund: Um 19.07 Uhr – die Spieler waren gerade zum Warm-up auf dem Eis – wurde in der Fanatec Arena ein Feueralarm ausgelöst: Zunächst blickten die bereits anwesenden Fans ebenso ungläubig wie die Spieler. Vermutlich nahm es niemand so richtig ernst. Erst beim dritten Alarm und der dritten Durchsage, sofort das Stadion zu räumen, ging es dann doch ganz flott. Im Nu war das Stadion leer. Wie ernst die Situation wirklich war, konnte zunächst niemand richtig einschätzen. Gegen 19.35 Uhr dann Entwarnung: Es war ein Fehlalarm. Die Spieler und Fans beider Mannschaften durften zurück in die Halle – und um 19.51 Uhr gab es das erste Bully.

Selber Blitzstart

Wer einen Sturmlauf der offensiv so stark aufgestellten Niederbayern erwartete, wurde erst einmal eines Besseren belehrt. Die Wölfe waren es, die die ersten Akzente setzten. Nach 51 Sekunden scheiterte Trska im Slot noch an Torwart Vogl, nach dreieinhalb Minuten stand aber die Selber Führung an der Anzeigetafel. Bei einem Konter vernaschte Miglio den Ex-Weidener Klein, bediente Naumann – und der hatte wenig Mühe zu vollenden. Die erste Sturmreihe der Wölfe zeichnete in der achten Minute auch für den zweiten Treffer verantwortlich. Dieses Mal glänzte Naumann als Vorbereiter und Kruminsch per Rückhand als eiskalter Vollstrecker. Erst jetzt wachte auch Landshut auf, erspielte sich einige Möglichkeiten, die für Wölfe-Keeper Bitzer aber kein großes Problem darstellten – bis auf einen Schuss von Zucker, bei dem den Selbern das Lattenkreuz Pate stand, und bei einer unübersichtlichen Situation, bei der viel Betrieb vor dem Tor herrschte, Bitzer aber im Knien erfolgreich die Stellung hielt. Die Wölfe ließen ansonsten kaum etwas zu und verdienten sich durchaus die 2:0-Führung zur ersten Pause.

Landshut gibt Gas

Die Comeback-Qualitäten der Landshuter kennen die Wölfe aber spätestens seit dem Hinspiel vor fünf Wochen, als selbst ein 4:0-Vorsprung nicht gereicht hat. „Wir wissen, dass wir zwei Gänge raufschalten können und müssen“, sagte EVL-Stürmer Julian Kornelli vor dem zweiten Drittel. Den besseren Start erwischten aber wieder die Wölfe, die im Powerplay erneut durch Naumann zum 3:0 trafen. Zwei Minuten lang hatten die Wölfe sogar die Möglichkeit, in doppelter Überzahl weiter zu erhöhen, was aber nicht klappen wollte. Danach gerieten die Wölfe selbst in Unterzahl und hatten Glück bei einem Pfostentreffer von Pfleger. Landshut drehte nun richtig auf. Bitzer hatte alle Hände voll zu tun und die selbigen irgendwie immer dran am Puck.

Nach 36 Minuten gab es aber auch für den Selber Keeper nichts zu halten bei einem Hammer von Dersch in den Winkel. Die Hausherren drückten weiter vehement, aber auch Selb hatte noch eine gute Möglichkeit durch Miglio, der nach Naumanns Pass an der Latte scheiterte (38.). Mit einer 3:1-Führung ging es für die Wölfe ins Schlussdrittel. Die hätte Hlozek in der 45. Minute ausbauen können, ja müssen, zwei Mal scheiterte der junge Deutsch-Tscheche aber an Torwart Vogl. Und nur eine Minute später war er dahin, der Zwei-Tore-Vorsprung. Nach einem von Bitzer abgewehrten Schuss von Kornelli war es Kharboutli, der im Nachschuss zum Landshuter Anschlusstreffer traf.

Das Zittern beginnt

Da war es also wieder, das große Zittern für die Waßmiller-Schützlinge, die kämpferisch alles gaben, sich aber nur noch sporadisch vom Druck der Niederbayern befreien konnten. 143 Sekunden vor Schluss setzte Landshut alles auf eine Karte, nahm Torwart Vogl für einen sechsten Feldspieler vom Eis. Miglio hätte für die Entscheidung sorgen müssen, traf aber aus kurzer Distanz das leere Tor nicht. Das wurde bitter bestraft: Fünf Sekunden vor der Schlusssirene traf Landshut tatsächlich noch zum Ausgleich.

In der Verlängerung kamen die Wölfe mit einem blauen Auge davon, im Penaltyschießen war Bitzer vier Mal nicht zu überwinden, während für Selb Thompson zum Sieg traf, nach dem zuvor Miglio, Trska und Naumann gescheitert waren.

Selber Wölfe: Bitzer (Weidekamp) – Trska, Lavallée, Kania, Deeg, Schaaf, Fern, Gimmel – Miglio, Kruminsch, Naumann, Gelke, Thompson, McNeill, Schwamberger, Hammerbauer, Hlozek, Klughardt, Noack, Woltmann.

Schiedsrichter: Bauer/Lajoie. – Zuschauer: 2033. – Tore: 4. Min. Miglio (Naumann, Kruminsch) 0:1, 8. Min. Kruminsch (Naumann, Miglio) 0:2, 23. Min. Naumann (Trska; 5-4) 0:3, 36. Min. Dersch 1:3, 46. Min. Kharboutli 2:3, 60. Min. Brandl 3:3, 65. Min. Thompson (Penalty) 3:4. – Strafminuten: Landshut 4 + Spieldauer für Pageau, Selb 6.

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