Edelgas mit zwei Seiten Radon kriecht durch Ritzen und Fugen

Christl Schemm
Wenn bestimmte Grenzwerte überschritten werden, kann Radon gefährlich für die Gesundheit des Menschen werden. Im Radonvorsorgegebiet Landkreis Wunsiedel wird daher derzeit das Gefährdungspotenzial gemessen und beurteilt. Foto: dpa/Uli Deck

Der Sachverständige Gerhard Blinker informiert im Arzberger Stadtrat über das Gas, das die Gesundheit gefährden kann. Er gibt aber auch Entwarnung: Für einzelne erhöhte Werte in städtischen Gebäuden bieten sich einfache Lösungsmöglichkeiten an.

 
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Man riecht es nicht, man sieht es nicht, man schmeckt es nicht. Und doch ist es überall: das farb-, geruchs- und geschmacklose Edelgas Radon. Es ist ein Zerfallsprodukt des in Böden und Gesteinen vorkommenden radioaktiven Schwermetalls Uran. Im Niedrigdosisbereich wird Radon therapeutisch als Heilmaßnahme angewendet. Ist ein Mensch jedoch erhöhter Radon-Belastung für längere Zeit ausgesetzt, dann kann das gesundheitsschädliche Folgen haben: Lungenkrebs.

Da der Landkreis Wunsiedel zum 11. Februar 2021 als einziger Landkreis in Bayern zum Radonvorsorgegebiet erklärt worden ist, müssen Arbeitgeber die Radonkonzentration an allen Arbeitsplätzen im Erd- und Kellergeschoss messen. Denn das Gas kann durch Risse in der Bodenplatte und in Kellerwänden, durch Baufugen oder an Leitungen in Gebäude eindringen. Wird der Referenzwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3) überschritten, müssen Maßnahmen zur Senkung der Radonkonzentration eingeleitet werden. Hintergrund für die Ausweisung von Radonvorsorgegebieten ist das Strahlenschutzgesetz des Bundes.

Auch Arzberg ist in der Pflicht

Auch die Stadt Arzberg unterliegt dieser Pflicht zu Messungen und – falls nötig – zu Maßnahmen. Daher wurden in Kellern und Räumen der Erdgeschosse städtischer Gebäude wie Rathaus, Bauhof, Bergbräu, Schule, Freibad und Stadtwerke die Radonwerte ermittelt. Der Sachverständige für Radonschutz und -messtechnik, Gerhard Blinker, hat diesen Prozess fachlich begleitet und bewertet. In der jüngsten Stadtratssitzung erläuterte er ausführlich die Thematik und die möglichen Maßnahmen. „Es gibt ein paar Auffälligkeiten. Jetzt müssen wir sehen, wie wir die Kuh vom Eis bekommen“, sagte der Fachmann, ohne jedoch genaue Werte für einzelne Räume zu nennen. Lüftungsanlagen, häufiges Lüften, Fensterfalzlüftungen, Abdichten von Schlüssellöchern oder Abtrennen des Kellers nannte er als potenzielle Vorgehensweisen, das Problem in den Griff zu bekommen.

Er sei am Anfang sehr erschrocken, als er die Werte gesehen habe, gab Bürgermeister Stefan Göcking zu. Jedoch sei mittlerweile klar, dass vieles mit einfachen Mitteln zu lösen sei. „Es gibt nur punktuell erhöhte Werte, wir suchen nach Lösungsmöglichkeiten“, sagte er. Er habe für die Stadt ein Messgerät gekauft, und man werde mit gesundem Menschenverstand das Thema angehen.

Masken nützen nichts

CSU-Fraktionssprecher Karl Röhrig fragte, ob das Tragen von Masken gegen Radon schütze. Dies verneinte Blinker: „Es geht sofort durch.“ Wie es nach den Messungen in den Betrieben und Behörden weitergehe und ob die Stadt Unterstützung für die Maßnahmen bekomme, wollte SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Gräf wissen. Finanzielle Hilfen gebe es nicht, antwortete der Experte. Privatleute oder Arbeitgeber könnten sich an Architekten oder Radonfachleute wenden. Nach seiner Einschätzung müssten viel mehr Landkreise in Bayern als Radonvorsorgegebiet ausgewiesen werden. Auch bei Werten von 100 bis 140 Bq/m3 fange bereits das Lungenkrebsrisiko an.

Sehr detailliert hatte der Radverkehrsbeauftrage des Landkreises Wunsiedel, Sebastian Köllner, zu Beginn der Sitzung die Konzepte und Projekte für das Radwegenetz dargelegt. Besonders interessant für die Rätinnen und Räte waren zwei Projekte in Arzberg: die Verlegung und der Ausbau des Radwegs über den Weißenstein Richtung Elisenfels, der über die Kreisstraße WUN 18 führt, und die Forderung nach einem neuen Rad- und Gehweg Richtung Gewerbegebiet Ost. Beide Projekte habe man auf dem Schirm, versicherte Köllner. Jedoch sei das Personal des Staatlichen Bauamts in Bayreuth begrenzt, sodass beide Vorhaben vermutlich nicht in naher Zukunft umgesetzt werden könnten.

Gefährliche Situation

Alle drei Fraktionen waren sich mit Bürgermeister Stefan Göcking einig, dass die derzeitige Situation an beiden Strecken für Radfahrer und Fußgänger gefährlich sei und daher dringend Handlungsbedarf bestehe. Daher solle die Stadt an dem Thema „dranbleiben“ und „Druck ausüben“. Die SPD und die UPW stellten dazu auch förmliche Anträge. Für die SPD beantragte Fraktionssprecher Peter Gräf eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der WUN 18 Richtung Seußen, unter anderem weil ein Teil des Brückenradwegs Bayern-Böhmen auf dieser Trasse verläuft und über eine unübersichtliche Kuppe führt. Der Antrag, den UPW-Fraktionsvorsitzender Roland Werner vortrug, beschäftigt sich mit dem Wunsch nach einem Geh- und Radweg zum Gewerbegebiet Ost. Die Strecke werde von Fußgängern und Radfahrern stark genutzt. Diesem Antrag stimmte das Gremium unmittelbar zu.

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