Eigener Inhalt BMW 530e: Souverän mit Strom und Sprit

Wolfgang Plank

Womöglich ist die Klappe ein wenig klein. Die, hinter der man das Kabel einsteckt. Wie soll der Nachbar sehen, dass man nicht mit dem üblichen 5er seiner Wege fährt, sondern mit einem Batterie-Mobil. Zumindest in Teilzeit. Voraussetzung, man meint es ehrlich und verwendet den in der Achtgang-Automatik verbauten 113 PS starken E-Motor möglichst oft zum geräusch- und abgasfreien Vortrieb – und nicht zur vollen Beschleunigung.

 
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Immerhin wagen die Münchner sich mit dem 530e iPerformance nun schon an das sechste Plug-In-Modell. Und abgesehen von besagter Klappe unterscheidet ihn nur der um 160 auf 410 Liter geschrumpfte Kofferraum von seinen Artgenossen. Irgendwo muss der gekühlte Akku halt sitzen.

Wer beim Start des Doppelherz-Fünfers sonores Brummen erwartet, wird sich umgewöhnen müssen. Hat die Hochvolt-Batterie genug Saft, startet der 530e im Elektro-Modus – lautlos. Und da bleibt er 50 Kilometer lang – vollgeladen und unter Laborbedingungen. Gute 30 Kilometer indes sind im Alltag kein Problem, zumal jedes Bremsen den Akku lädt. Man kann sogar mit Tempo 140 dahinflüstern. Allerdings geht zügiges Fahren schnell an den Strom-Vorrat.

Drei Modi stehen zur Verfügung: Mit "Max eDrive" geht es rein elektrisch voran; "Save Battery" lädt den Akku, um vor der City-Fahrt maximale Elektro-Power an Bord zu haben. Noch pfiffiger geht "Auto eDrive" zu Werke. Computergesteuert schaltet sich der 184 PS starke Verbrenner ab Tempo 90 zu – oder per Kickdown, wenn es schnell gehen muss. Ansonsten sucht der 530e selbst den besten Mix aus Strom und Sprit.

Und natürlich ist es verlockend, die rund 1,8 Tonnen schwere Fuhre mit der Kraft der zwei Herzen in Schwung zu halten. Strom-assistiert knackt man den Sprint auf Tempo 100 in 6,2 Sekunden und rauf geht’s bis 235, allerdings weht es den blauen Umweltengel dann schnell von Bord.

Macht man langsam, nimmt er wieder Platz. Und weil der Zwei-Liter-Vierzylinder mit 184 PS sehr leise arbeitet, ahnt man oft nur, was einen gerade treibt. Im Zweifel hilft ein Blick ins Cockpit, wo der Energiefluss abzulesen ist. Die Normzyklen-geschönten 1,9 Liter sind allerdings auch im Piano-Modus nicht drin. Wer sich beherrscht, kommt auf Dauer aber mit dem Dreifachen davon. Das geht mit einem Diesel auch – aber der kann eben keinen Meter emissionsfrei fahren. Doch auch für den 530e gilt: Ist der Akku leer, bleibt nur Benzin – oder eine schöpferische Pause. Etwa fünf Stunden dauert eine Komplett-Ladung an der Steckdose, an einer BMW-Wallbox wartet man knapp unter drei.

Ansonsten jedoch ist Verzicht ein Fremdwort. Alle Assistenz-Systeme stehen auch im eDrive-Modus zur Verfügung – ebenso wie der komplette Katalog an Sonderausstattungen. Ab 2018 kann man – gegen Aufpreis – zum Laden bequem über die eigene Induktionsplatte fahren und sich das Kabel-Gestöpsel sparen. Zudem bietet BMW den "Digital Charging Service". Der komponiert den besten Mix aus Stromtarif und eventuell vorhandener Solaranlage.

Klingt spannend, erfordert allerdings auch, dass man zuvor mindestens 52 600 Euro für den Wagen investiert. Kleiner Tipp für den Nachbarn: Man erkennt den 530e iPerformance auch an den blauen Stäben in der Niere, den blauen Nabendeckeln und dem eDrive-Emblem.