Eigener Inhalt Hyundai i30: Gegenwind für den Golf

Wolfgang Plank

Das hat man davon, wenn Marketing-Strategen ganze Arbeit leisten: Es ist noch nicht lange her, da war Hyundai in den Köpfen fest verankert – als irgendwas mit preiswert und fünf Jahren Garantie. War. Denn die Koreaner arbeiten beständig an einem neuen Image. Motto: Deutlich mehr. Beim Design ist ihnen der Wandel zu Höherem längst gelungen. Auch in Sachen Technik und Sportlichkeit schielen sie unverhohlen nach oben.

 
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Noch fällt erst 18 Prozent beim Autokauf spontan das geschwungene H ein, haben sie herausgefunden. Das soll sich ändern. "Wir wollen mit auf dem Marken-Zettel stehen, wenn die Auswahl für ein neues Auto getroffen wird", sagt Deutschland-Chef Markus Schrick. Das Ziel von Hyundai: Eine echte Alternative zu VW zu werden. Besonders mit dem wichtigsten Konzern-Modell i30. Ganz offiziell also Gegenwind für den Golf – den König der Kompaktklasse.

Erdacht, entworfen und entwickelt haben sie die dritte Generation des i30 darum ganz bewusst in Europa. Auch weil die Optik ganz oben steht in der Käufergunst. Längere Haube, breiteres Chassis und ein neuer "Kaskaden-Grill". Nicht unbedingt extravagant – aber so, dass viele daran Gefallen finden können. Dazu ein eher horizontales Cockpit, das ausladend und elegant wirkt, aber mit dem kleinen, griffigen Lenkrad und den gut konturierten Sitzen ebenso Sportlichkeit vermittelt.

Schließlich will Hyundai auch ganz bewusst für Fahrspaß stehen. Und genau darum kommt der 4,34 Meter lange i30 im Oktober mit einem 250-PS-Aggregat und mindestens einer Sport-Variante mit 275 PS. Ein Triebwerk mit einer Drei vorne ist in für 2018 in Planung.

Vorerst jedoch geht es ganz zivil voran: Ein Drei-Zylinder mit dem Hubraum einer Milchtüte setzt 120 PS frei. Spritzig, mit nur kurzem Luftholen des Laders und, dank guter Geräuschdämmung, auch jenseits von 3000 Umdrehungen nicht aufdringlich. Plus 20 PS und etwas mehr Geschmeidigkeit liefert der neue 1,4-Liter-Turbo, den es auch ohne Beatmung mit 100 PS gibt – und sogar der Diesel ist mit gleich drei Motorisierungen von 95 bis 136 PS vertreten. Bei Hyundai glaubt man, der komfortable i30 dürfte als Familienauto tendenziell zu längeren Fahrten animieren.

Die sechs Gänge lassen sich gewohnt exakt sortieren, und auch die alternative Sieben-Gang-Doppelkupplung macht ihren Job gut. Die größten Stärken aber zeigt der i30 im Handling. Steifere Karosserie, bis zu 100 Kilo weniger Gewicht als der Vorgänger, direktere Lenkung und ein nicht zu sensibles ESP lassen selbst schnelle Kurven erfreulich entspannt und ohne großes Wimmern an den Vorderrädern durcheilen. Das hat was.

Zum guten Gefühl trägt bei, dass jeder i30 ab Werk automatisch die Spur im Blick hat, über die Aufmerksamkeit des Fahrers wacht und zur Not auch bremst. Je nach Ausstattung oder gegen Aufpreis erkennt er zudem Fußgänger und Verkehrszeichen, äugt in Querverkehr und tote Winkel und wahrt artig Abstand. Für ein paar Sekunden rollt er sogar teilautonom dahin und hält
sich mittig in der Bahn. Das ist in diesem Segment schon eine Ansage.

Die Türen öffnen sich ab 17 450 Euro, für den kleinen Diesel sind es mindestens 21 300 Euro, und für den großen Selbstzünder in der Top-Ausstattung ruft Hyundai 30 750 Euro auf. Ab Jahresmitte gibt’s den i30 für 1000 Euro Aufpreis auch als Kombi – und im Dezember noch als irgendetwas zwischendrin. Womöglich sind sie auch in Wolfsburg schon ganz schön gespannt.