Eigener Inhalt Toyota RAV4: Der Wuchtbrummer

Wolfgang Plank

Er ist der Begründer eines ganzen Segments. Auch wenn es nicht exakt seinen Namen trägt. Als "Recreational Active Vehicle 4WD" war der Toyota RAV4 1994 Vor-Fahr all derer, die heute unter SUV firmieren.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

In gut 25 Jahren liefen mehr als zehn Millionen Exemplare vom Band. Die aktuell fünfte Generation erweitern die Japaner nun um ein Doppelherz mit Stecker. Ein 2,5-Liter-Vierzylinder kooperiert mit zwei E-Motoren (vorne 182 PS, hinten 54 PS) zu 306 PS Systemleistung. Damit ist der Wuchtbrummer hinter dem GR Supra das derzeit stärkste Toyota-Modell.

Nach der Werbung weiterlesen

Nicht bloß auf dem Papier. Während der Sparfuchs im klassischen Hybrid-Modell (222 PS) mit moderater Beschleunigung leben muss, quittiert die PHEV-Variante strammen Durchtritt mit ordentlich Vortrieb. Und auch wenn es nicht artgerecht ist: Notfalls rauscht’s in nur sechs Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Und so taugt der RAV4 Plug-in eben nicht bloß zum sanften Dahinschweben, zumal der tiefe Schwerpunkt die Abstimmung gegenüber dem steckerlosen Hybriden deutlich strafft.

Gelände kann der RAV4 dank Allradsystem selbstverständlich auch. Dabei variiert die Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse zwischen 100:0 und 20:80. Per Trail-Mode lässt sich zudem das Differenzial sperren. Wichtig für den Energiehaushalt: Geheizt wird über eine Wärmepumpe.

Den offiziellen Verbrauch gibt Toyota mit 1,2 Litern an. Das ist natürlich der übliche Plug-In-Witz, dafür kommt man den 75 Kilometern elektrischer
Reichweite sehr nahe – selbst wenn ein Stück Autobahn mit maximal Tempo 135 dabei ist. An die 100 Kilometer (WLTP) sind gar in der City möglich, wo viel gebremst und Strom gewonnen wird. Und weil die 18,1 kWh große Batterie flach im Unterboden ruht, ändert sich innen so gut wie nichts. Vorne wie hinten sitzt man höchst auskömmlich, dennoch packt der RAV4 520 Liter weg, umgeklappt ist es bei ebener Ladefläche rund das Dreifache.

Das tiefergelegte Armaturenbrett wirkt aufgeräumt, überall finden sich Ablagen. Lobenswert: Flache Motorhaube, schmale A-Säulen und nach unten gewanderte Außenspiegel lassen beste Sicht auf die Straße zu. Apropos: Rückblickend betrachtet eröffnet sich eine völlig neue Perspektive. Statt in den Spiegel kann man wahlweise in eine Kamera-Ansicht schauen. Eine Technik, die aus den Le-Mans-Prototypen stammt. Vorteil des künstlichen Auges: Man sieht auch was, wenn’s bis unters Dach voll ist.

Sicherheit ist serienmäßig. Dank Linse und Radar hält der RAV4 Plug-in Spur, Tempo und Abstand – und zur Not bremst er selbstständig. Auch für Fußgänger und Radfahrer. Zum Schutz gesellt sich Komfort: Je nach Ausstattung sind Head-up-Display, Panoramadach, belüftete Sitze, 19-Zöller, induktive Ladeschale und bis zu fünf USB-Buchsen an Bord.

So oder so ist irgendwann der Akku leer. An der Steckdose dauert die Ladung gute sieben Stunden, an der Wallbox viereinhalb. Per MyT-App lässt sich der Stromfluss planen und überwachen – auch Aufheizen oder Kühlen sind aus der Ferne möglich.

Los geht’s bei 46 239 Euro (ohne die Umweltprämie von 6750 Euro). Mit etwas Schnick und Schnack hat man indes auch schnell eine Sechs vorne stehen. Gutes aus zwei Welten hat halt auch seinen Preis.