Energiepolitik CSU-Kommunalpolitiker kritisieren Habeck

Auch Batteriespeicher, wie hier in Wunsiedel, sind ein Teil der Energiewende. Foto: Matthias Bäumler.

Bei einem Treffen in Wunsiedel diskutieren sie die Auswirkungen der Strompreisbremse. Sie sehen negative Auswirkungen auf den Ausbau erneuerbarer Energien.

 
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Die Mitglieder der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) und des Arbeitskreises Energiewende (AKE) der CSU Oberfranken haben mit der Vorsitzenden des Wirtschaftsausschusses, Kerstin Schreyer, in Wunsiedel getagt. Wichtigstes Thema: die Strompreisbremse und deren Auswirkungen auf die lokalen Stadtwerke. Nach Wunsiedel eingeladen hatten Bürgermeister und AKE-Bezirksvorsitzender Nicolas Lahovnik und KPV-Bezirksvorsitzender Karl-Philipp Ehrler. Ergebnis sind laut einer Pressemitteilung mehrere Forderungen an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zur aktuellen Lage der Energiepolitik.

Forderungen

Referenten waren die Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Landtag, Kerstin Schreyer, sowie der Geschäftsführer der SWW Wunsiedel und Vordenker des Wunsiedler Wegs Energie, Marco Krasser, und Andreas Schmuderer von der Siemens AG

In einem von Nicolas Lahovnik und Karl-Philipp Ehrler geleiteten Podiumsgespräch diskutierten die Referenten mit Landtagsabgeordneten Martin Schöffel laut einer Mitteilung aktuelle Themen der Energiepolitik.

Neben der Thematik Vorrangflächen für Windenergie (Kommunen sollen Windausbau in der Hand halten) und Zukunftsfragen der Energieerzeugung ging es um die Strompreisbremse. Dabei kristallisierten sich folgende Forderungen heraus: Die Strompreisbremse muss dringend kommen, um Bürger und Unternehmen zu entlasten. Allerdings: Alle PPAs (Power Purchase Agreements) zwischen lokalen regenerativen Energieerzeugern und Kunden (zum Beispiel Wasserstoffelektrolysen) müssen möglich bleiben und dürfen nicht abgeschöpft werden. „Andernfalls können dezentrale Versorger nicht wirtschaftlich grünen Wasserstoff erzeugen beziehungsweise ihre Bürger mit günstigem Strom versorgen“, heißt es in der Mitteilung der CSU.

Weiter fordern die Mitglieder des Treffens mehr staatlich geförderte günstige Darlehensmöglichkeiten für den Ausbau erneuerbarer Energien und Speichertechnologie. Zudem müsse der Gaspreis direkt nach der Importstufe gedeckelt werden. „Dies ist der wirksamste und wirtschaftlichste Hebel.“

Versorungssicher und vernünftig

Am stärksten beschäftigt hat die Versammlung laut der Mitteilung der aktuelle Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Strompreisbremse. Dazu Kerstin Schreyer: „Die Verbraucher müssen jetzt dringend durch eine Deckelung der Energiepreise entlastet werden. Das Gesetz dazu darf aber kein Hemmschuh für den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien werden. Hier muss der Bund dringend nachbessern.“

Nicolas Lahovnik ergänzte: „Wir beweisen seit Jahren in Wunsiedel, dass es gelingt, mit dezentralen und klimaneutralen Konzepten den Bürgern versorgungssicher und zu vernünftigen Preisen Energie zu liefern. Diese Konzepte und auch die Produktion grünen Wasserstoffs dürfen jetzt nicht gefährdet werden.“ KPV-Vorsitzender Karl-Philipp Ehrler mutmaßte, mit dem Gesetzentwurf solle gleich noch die Zentralisierung der Energiewirtschaft mit vollzogen werden.

Ziel für ganz Bayern

Martin Schöffel brachte es auf den Punkt: „Laut Gesetzentwurf der Bundesregierung sollen unsere Bürger nun die mit hohen Spekulationsanteilen behafteten Marktpreise akzeptieren, um dann die Vergütungen der Strompreisbremse zu erhalten. Das kann doch nicht richtig sein. Wir müssen für eine Übergangszeit die bisherigen Kraftwerke laufen lassen und den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter voranbringen. Eine lokal ausgerichtete und sichere Energieversorgung wie hier in Wunsiedel mit dauerhaft stabilen und günstigen Preisen ist unser Ziel für ganz Bayern. Durch die aktuellen Gesetzesänderungen des Bundes droht allerdings der Ausbau der Erneuerbaren und von Speichertechnologien zurückgedrängt zu werden.“

Wie Marco Krasser den Anwesenden erklärte, ist der Abschluss langfristig stabiler PPAs zwischen dem Betrieb der Elektrolyseure und den Erzeugern erneuerbarer Energie notwendig, um einen wettbewerbsfähigen Wasserstoffpreis erreichen zu können. Dies sei auch deshalb erforderlich, da sonst die Vorgaben der „grünen Wasserstoffelektrolyse“ nicht eingehalten werden können. Diese PPA-Verträge sollen mit lokalen Wind- und Solaranlagen abgeschlossen werden.

Erhebliche Schwächung

Der Gesetzentwurf sieht laut Krasser jedoch vor, dass nur für Verträge, die vor dem 1. November abgeschlossen wurden, bilateral vereinbarte Vertragspreise als Erlösschwelle für die Abschöpfung des Überertrages berücksichtigt werden könnten.

Für alle anderen Verträge würde als Einnahme der Windkraft- und Solaranlage immer der jeweilige Börsenpreis unwiderleglich vermutet. Somit könnte bei steigendem Marktpreis der Windkraftbetreiber in die Unterdeckung getrieben werden. Folglich kann der Windkraftanlagenbetreiber einen solchen Vertrag mit der Wasserstoff-Elektrolyse wegen unkalkulierbarer Risiken nicht mehr abschließen. Somit stünde der Elektrolyse mit der neuen Regelung kein marktgerechter Grünstrom mehr zur Verfügung.

Darüber hinaus wären lokale Stadtwerke auch nicht mehr in der Lage, ihren Kunden einen günstigeren Stromtarif anzubieten. Dem Stadtwerk würde vielmehr faktisch vorgeschrieben, dass es von seinen Kunden die teuren Marktpreise zu verlangen hat. Allein die Bundesnetzagentur entscheidet dann über die Vergünstigung von Letztverbrauchern, nicht mehr die lokalen Stadtwerke.

Lahovnik und Ehrler sind laut der Mitteilung sich einig: „Mit diesem Gesetzentwurf der Bundesregierung wird im großen Stil eine erhebliche Schwächung der lokalen Stadtwerke und dezentralen Energieerzeuger eingeleitet und zugleich ein weiterer hoher bürokratischer Aufwand geschaffen. Der volkswirtschaftliche Schaden zulasten der Bürger ist nicht absehbar.“

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