In welchen Erdzeitalter leben wir?
Geologen teilen die Erdgeschichte in verschiedene Zeitalter ein. Demnach leben wir derzeit im Holozän, das vor knapp 12 000 Jahren begann. Da die Menschheit aber zuletzt die Erde – unter anderem durch den Ausstoß von Treibhausgasen und die Zerstörung von Ökosystemen – massiv verändert hat, sehen Experten verschiedener Fachrichtungen das Zeitalter des Menschen angebrochen.
Den Beginn des Menschenzeitalters machen die Experten an sogenannten Geomarkern in der Probe fest, allen voran radioaktiven Niederschlägen von Atomwaffen-Tests nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Plutonium-Isotope sind weltweit nachweisbar.
Warum soll das Jahr 1950 der Beginn des Anthropozäns sein?
Die AWG-Gruppe schlägt die Zeit um 1950 auch deshalb als Beginn des Anthropozäns vor, weil die weitreichenden Veränderungen dieser Zeit rund um den Globus Spuren in allen Sedimenten hinterlassen haben.
Der Beginn der Industrialisierung hingegen, auch ein denkbarer Start des Anthropozäns, ist in manchen Regionen kaum geologisch feststellbar, da sich diese Entwicklung zunächst auf bestimmte Teile der Welt wie die USA und Europa konzentrierte.
Was ist die größte Gefahr im Anthropozän?
Während die Welt der Tiere schrumpft, expandiert die der Menschheit. Die Zahl der Menschen hat sich seit 1960 auf 7,4 Milliarden verdoppelt. Das Sterben von Arten ist ein natürlicher Vorgang und das Schicksal jeder Population – höchstwahrscheinlich auch des „Homo sapiens“.
In den zurückliegenden Erdzeitaltern gab es fünf große Massensterben. Derzeit erlebe der Planet durch menschliches Einwirken seine sechste „Massenauslöschungsperiode“, warnt die US-Wissenschaftsjournalistin und Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Kolbert in ihrem 2014 erschienen Bestseller „The Sixth Extinction“ („Das sechste Sterben – Wie der Mensch Naturgeschichte schreibt“).
Warum riskiert die Menschheit ihren eigenen Kollaps?
Organismen tendierten dazu, erst einmal auszutesten, was die Umwelt so hergibt, erklärt der Biologie-Historiker Thomas Junker von der Universität Tübingen. „Maximale Vermehrung wird angestrebt.“ Dieser biologische Mechanismus sei auch im Menschen präsent – den möglichen Untergang der eigenen Art bedenke er ebenso wenig wie andere Lebewesen.
„Wir sehen solche Probleme nicht, es ist verrückt, wie stark sie ignoriert werden“, sagt Junker. Wir seien darauf programmiert, an unsere individuellen Interessen zu denken und nicht an die Zukunft der Menschheit. „So etwas wie einen Arterhaltungstrieb gibt es nicht.“