Sema Kiser gehört bereits der zweiten Generation an. Ihrer Sprache hört man die türkische Abstammung nicht mehr an. Ihre Eltern kamen Anfang der 1970er-Jahre nach Hof – ohne Kinder, die blieben vorläufig bei Verwandten in der Türkei. Man wollte ja nach zwei Jahren ohnehin zurückkehren. „Die Fotos, die meine Eltern schickten, machten mich traurig“, erinnert sich Kiser. „Da saß ein fremdes Kind auf Papas Schoß. Ich habe einen Brief geschrieben, dass ich zu ihnen kommen will.“ Die vereinte Familie lebte dann in einer Wohnung am Jaspisstein. Dort wohnten Migranten aus verschiedenen Ländern. „Wir verständigten uns mit Händen und Füßen“, erzählt Kiser. Deutsch habe sie in der Schule gelernt. „Die Lehrer haben sich viel Mühe gegeben.“ Hoffnung, einmal eine höhere Schule besuchen zu können, gab es nicht. Der Vater starb schon mit 40 Jahren an Krebs. Sema als zweitälteste Tochter musste sich um die Geschwister kümmern. „Für uns galt: Fuß fassen. Nur nicht unterkriegen lassen!“ Sie absolvierte eine Lehre als Friseurin statt in der Fabrik zu arbeiten. Mit 38 Jahren machte sie noch einmal eine Ausbildung, heute ist sie Verwaltungsangestellte bei der Lebenshilfe. „Meine Kinder und ich fühlen uns als Deutsche“, sagt sie. „Hof ist meine Heimat!“