Erpressung Hosen runter und dann abkassiert

Tatort Internet: Mit Videofilmen wurden die Opfer erpresst. Foto: dpa/Silas Stein

Die Bamberger Zentralstelle Cybercrime Bayern ermittelt gegen eine Bande, die Sex im Internet zu ihrer Geschäftsgrundlage machte. Die Scham ihrer Opfer setzte sie in klingende Münze um.

 
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Onlinesex als Erpressung hat eine Bande eingesetzt, gegen die die bei der Generalstaatsanwaltschaft angesiedelte Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) seit Längerem ermittelt. Wie die ZCB am Montag mitteilte, hat sie nun eine erste Anklage erhoben. Sie richtet sich gegen einen 24-jährigen Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens in München. Der Mann stammt aus Elfenbeinküste, wo nach den bisherigen Ermittlungen der Großteil der Bande lebt.

Ihr Geschäftsmodell als „Sextortion“ oder Sexerpressung genannt und fußt auf der Scham der Opfer. Mindestens 33 Männer in ganz Deutschland wurden um hohe Summen gebracht, europaweit soll der Schaden bei fast 300  000 Euro liegen. Den Kontakt zu den Opfern nahmen die Täter über Dating-Portale oder soziale Netzwerke auf. Die Männer wurden von Frauen, die zu der Bande gehörten, angeschrieben. Diese spiegelten ihnen vor, dass sie Interesse an einer Freundschaft auf sexueller Basis hätten. Im Anschluss wurde die Kommunikation über verschiedene Video-Dienste fortgesetzt. Nachdem die Lockvögel sich bei den Videochats ausgezogen und sexuelle Handlungen an sich vorgenommen hatten, wurden die Männer aufgefordert, es ihnen gleichzutun. Was sie nicht wussten: Die sexuellen Handlungen, die die Geschädigten an sich vornahmen, wurden von den Tätern online mitgefilmt und gespeichert. Gleich danach spielten die Täter den Geschädigten die Videosequenzen vor und verlangten die Überweisung eines Geldbetrags. Andernfalls werde – so die Androhung – das kompromittierende Filmmaterial online gestellt oder gezielt an Kontaktpersonen oder Freunde der Geschädigten verschickt. Die Opfer zahlten aus Angst vor der Bloßstellung.

Nach intensiven Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft und der Würzburger Kripo konnte der jetzt angeklagte 24-Jährige im März dieses Jahres festgenommen werden. Der Mann, der seitdem in U-Haft sitzt, war offenbar für das Abkassieren der Gelder und deren Weiterleitung in die Elfenbeinküste verantwortlich. Eine Auswertung seiner Konten ergab eine Vielzahl von Opfern im In- und Ausland. Weil etliche Opfer nicht ermittelt werden konnten, konzentriert sich die Anklage auf die inländischen Fälle. Angeklagt ist gewerbs- und bandenmäßige Erpressung in 33 Fällen, wobei es in neun Fällen beim Versuch geblieben ist. Für jeden Einzelfall sieht das Strafgesetzbuch einen Strafrahmen von einem bis 15 Jahren vor.

Über die Zulassung der Anklage muss das Amtsgericht München noch entscheiden.

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