Dies zeigt eine Studie des Vrticka-Teams. Die Wissenschaftler untersuchten das Volumen eines für Fürsorge und Bindung wichtigen Hirnareals bei 50 Vätern und 45 Nicht-Vätern. Dabei stellten sie fest, dass jene Väter ein höheres Volumen in diesen Hirnregionen aufwiesen, die ein stärkeres Selbstvertrauen und Freude angesichts ihrer Vaterrolle äußerten.
Welche Schlüsse lassen diese Ergebnisse zu? Vrticka: „Je mehr Zeit Väter mit ihren Kindern verbringen, desto besser schwingt sich das männliche Gehirn auf das Kind ein.“ Die Fürsorge fällt leichter. Der Körper belohnt den Einsatz.
Die Psychologin Ruth Feldman und ihr Team untersuchten, wie Eltern auf ihr erstgeborenes Kind reagierten. Zuvor teilten sie die Eltern in drei Gruppen auf. Bei der ersten Gruppe handelte es sich um Mütter, die sich allein um ihr Kleinkind kümmerten.
Die zweite Gruppe bestand aus Vätern in einer homosexuellen Beziehung, die beide gleichermaßen das Kind umsorgten. Gruppe drei umfasste Väter, die die Mutter bei der Fürsorge zwar unterstützten, aber nicht hauptverantwortlich für ihren Nachwuchs zuständig waren – die Forscher bezeichnen diese Männer als sekundäre Väter.
In ihrem Experiment filmten die Wissenschaftler den Umgang dieser drei Elterngruppen mit ihren Kindern. Anschließend forderten sie jede Gruppe auf, sich in einen Computertomografen zu legen und die Videos anzuschauen.
Dabei stellten die Forscher fest, dass bei den Müttern und den homosexuellen Vätern vor allem die Amygdala aktiviert war – eine Hirnstruktur, die wichtige Informationen rasch erkennt und diese emotional einfärbt.
Bei sekundären Vätern hingegen beobachteten die Forscher eine Aktivität im Temporallappen. Diese Hirnregion ist dazu in der Lage, Emotionen sowie Ziele und Absichten in anderen Gesichtern zu erkennen. So gelingt es, das Verhalten unserer Mitmenschen zu lesen und daraus abzuleiten, was in deren Köpfen vorgeht.
Während die Frauen und die homosexuellen Väter also die Videos mit einer emotionalen Brille schauten, betrachteten sekundäre Väter die Sequenzen mit der Brille der kognitiven Perspektivübernahme.
„Geht es darum, die Bedürfnisse des Kindes zu verstehen, kommen Väter eher vom Kognitiven“, sagt Vrticka. Doch auch so lassen sich die kindlichen Bedürfnisse erkennen und eine Verbindung zum Kind aufbauen.
Die Frage, ob nur Frauen ein angeborenes Pflegeverhalten aufweisen, lässt sich jedenfalls mit einem klaren Nein beantworten. Väter bringen neurobiologisch alle Voraussetzungen mit, um kompetente Bezugspersonen zu sein.
Wer als Vater seine Kinder berührt, mit ihnen tollt und tobt, gibt dem Körper die Gelegenheit, sich optimal auf die Elternrolle vorzubereiten. Das Gehirn aktiviert die entscheidenden Areale, verbindet und formt sie.
In der Folge erscheint Männern die Fürsorge lohnender und attraktiver. Sie haben Spaß dabei, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Die Freude darüber stärkt das Selbstvertrauen und die Sicherheit. Eine Dynamik, die sich selbst verstärkt: Denn wir alle machen gern, worin wir gut sind.
So profitieren alle: Eine wachsende Zahl von Forschungsergebnissen zeigt, dass Kinder mit engagierten und präsenten Vätern körperlich gesünder und kognitiv leistungsfähiger sind. Verbringen Väter mehrere Stunden pro Tag mit ihrem Nachwuchs, profitieren die Kinder also enorm.