Es ist vollbracht Marienplatz ab Donnerstag wieder frei

Glückliche Gesichter im Rathaussaal (von links): Philip Wagner, Abteilungsleiter des Staatlichen Bauamtes Bayreuth, Bauamtsleiter Helmut Resch, Tiefbauabteilungsleiter Martin Huhnt, Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch, Andi Sprenger, Technischer Leiter der ESM, sowie ESM-Geschäftsführer und AWS-Werkleiter Klaus Burkhardt. Der eigentlich auf dem Marienplatz angesetzte Fototermin fiel dem Schneetreiben zum Opfer. Foto: /Florian Miedl

Nach über 15 Monaten Bauzeit ist der Kreisverkehr jetzt wieder befahrbar. Rund vier Millionen Euro haben die umfangreichen Arbeiten gekostet. Abgeschlossen sind auch die Bauarbeiten in der Weißenbacher Straße.

 
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Selb - Die Erleichterung und die Freude, aber auch die Genugtuung war am Dienstagmorgen allen Beteiligten anzumerken: Im Rathaussaal in Selb meldeten Stadt, Staatliches Bauamt, ESM und AWS Vollzug – der Bau des Kreisverkehrs auf dem Marienplatz ist nach etwas über 15 Monaten Bauzeit abgeschlossen. Ab Donnerstag ist der für den innerstädtischen Verkehr so wichtige Platz wieder befahrbar. Im Laufe des Nachmittags sollen dann auch alle Baustelleneinrichtungen weggeräumt sein. Die zweite gute Nachricht des Morgens: Die Weißenbacher Straße ist wieder frei befahrbar, die Anschlussstelle Selb-West ebenfalls.

Von einem wichtigen Anlass sprach Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch: „Die größte Baustelle der vergangenen Jahrzehnte ist fertig.“ Bereits im Wahlkampf 2013 habe er versprochen, die Stadteingänge aufzuwerten. Das habe man jetzt gemeinsam konsequent umgesetzt. Pötzsch dankte den Selbern und vor allem den Anwohnern für ihr Durchhaltevermögen und ihren Optimismus. Gerade die Bürgerinnen und Bürger hätten die Bauarbeiten aufmerksam verfolgt und den Fortschritt beobachtet. Man werde nun zeitnah die Mitte des Kreisels gestalten: Eine ganzjährige Bepflanzung soll den Besuchern einen Blumengruß darbieten.

Besondere Herausforderungen

Einen großen Dank stattete Pötzsch den Projektbeteiligten ab: dem Staatlichen Bauamt Bayreuth, der Regierung von Oberfranken, der Energieversorgung Selb-Marktredwitz (ESM) und den Abwasserbetrieben Selb (AWS) sowie den Mitarbeitern im Rathaus. Gemeinsam und mit herausragendem Engagement habe man ein „großartiges Ergebnis“ erreicht. Allerdings verhehlte Pötzsch nicht, dass der Bau auch besondere Herausforderungen bereitgehalten habe.

Der Oberbürgermeister erinnerte daran, dass die Umgestaltung des Marienplatzes ein Teil der Bayerisch-tschechischen Freundschaftswochen ist, was sich auch in der Förderung niedergeschlagen habe. Das bestätigte Bauamtsleiter Helmut Resch. Immerhin gebe es einen Zuschuss von 90 Prozent auf die förderfähigen Kosten.

Erste Ideen

Das Thema Marienplatz begleite ihn bereits seit 25 Jahren, blickte der Bauamtsleiter zurück. Schon früh gab es erste Ideen, einen Kreisverkehr zu bauen, was allerdings an den hohen Kosten – damals 800 000 Mark ohne Zuschüsse – gescheitert sei. Erst über die Freundschaftswochen, bei denen man den Marienplatz als Projekt angemeldet habe, sei ein Umbau möglich gewesen. Er sei froh, dass das Thema endlich umgesetzt sei: „Wir sind einen großen Schritt weiter.“ Zumal man beim Ausbau auch die Fuß- und Radwegeverbindungen im Auge behalten habe und das Netz weiter ausbauen könne.

Philip Wagner, Abteilungsleiter des Staatlichen Bauamtes, zeigte sich ebenfalls zufrieden. Die Ampelanlage sei nicht mehr funktionstüchtig gewesen, die Staatsstraße selbst auch nicht mehr im besten Zustand. Immerhin rollten hier rund 9000 Fahrzeuge pro Tag. Nun sei ein besserer Verkehrsfluss sichergestellt, die Belastung der Anwohner reduziert. Der Verkehr fließe nun flüssiger und sicherer. Wagner und Pötzsch verwiesen darauf, dass es bei der Planung gelungen sei, alle Belange abzudecken. Wagner gab auch bekannt, dass die Sanierung der Weißenbacher Straße von der Autobahnanschlussstelle bis zum Marienplatz nun abgeschlossen sei, die Baustelle sei aufgehoben. Einhelliges Lob gab es auch für die ausführende Baufirma VSTR.

Sehr zufrieden

Zufrieden mit dem Abschluss der Arbeiten zeigte sich auch ESM-Geschäftsführer Klaus Burkhardt. Allerdings sei dabei klar geworden, „warum lange Zeit niemand dranlangen wollte“. Gerade im Untergrund hätten einige Überraschungen auf die Planer und die Baufirma gewartet. Zwar habe man grundsätzlich gewusst, was sich unter dem Marienplatz verberge, „vieles wussten wir aber auch nicht“. Burkhardt lobte die Planungen des Tiefbauamtes: „Es ist eine tolle Leistung, was hier mit Bordmitteln geschaffen wurde.“ Zudem habe man so immer sehr schnell auf Probleme reagieren können.

Probleme hätten die Corona-Pandemie und die Lieferschwierigkeiten gemacht, sagte Burkhardt, zumal alle Arbeiten während des laufenden Betriebes durchgeführt wurden. Rund 2,5 Millionen Euro der Gesamtkosten von etwa vier Millionen Euro entfielen demnach auf ESM und AWS. Nun könne man sagen: „Es ist gut gelaufen, obwohl es nicht einfach war.“

Gut gelaufen

Auch Martin Huhnt, Leiter der Tiefbauabteilung II, erinnerte daran, dass unter dem Marienplatz alle wichtigen Leitungen zusammenlaufen: Kanal, Wasser, Gas, Energie und Internet. Dennoch sei die Maßnahme mehr als gut gelaufen, auch zeitlich. Bei der Sanierung der Weißenbacher Straße habe man außerdem die Vorbereitungen für die an der Ausfahrt Selb-West geplante intelligente Ampelsteuerung getroffen. Mit dem Bau soll nach der Genehmigung des Selber Haushaltes Mitte 2022 begonnen werden. Und auch die Christoph-Krautheim-Straße sprach Huhnt an: Ziel sei es, die Arbeiten dort vor Weihnachten abzuschließen.

Marienplatz in Zahlen
Von einer wichtigen Baumaßnahme in der Stadtgeschichte sprach Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch. Einige Zahlen belegen das. Baubeginn war am 17. August 2020, die Gesamtinvestition liegt bei vier Millionen Euro. Allein für die Erneuerung und Erweiterung der Kanalisation wurden rund 4000 Kubikmeter Erdreich bewegt. Die AWS erneuerten 250 Meter Mischwasserkanalisation mit vier Sonderbauwerken und fünf Schachtbauwerken. Im Untergrund liegen nun auch eigens für den Marienplatz angefertigte Sonderbauwerke mit Größen von bis zu 3,8 auf 5,9 Metern und einem Gewicht von etwa 62 Tonnen – so schwer wie zehn Elefanten. Gebaut wurde auch ein zusätzlicher Regenwasserkanal mit fünf Schachtbauwerken. Die ESM erneuerte nicht nur die Trinkwasserleitungen, sondern verlegte auch 1500 Meter Niederspannungskabel, 150 Meter Mittelspannungskabel und 450 Meter Leerrohre. Daneben wurde die Niederdruck-Gasleitung auf rund 260 Metern erneuert und die Anbindungen in die Vielitzer, die Weißenbacher, die Marien- und die Mühlstraße sowie den Papiermühlweg vorgenommen. Die Leitungen wurden in einer neuen Trasse zu den bestehenden Leitungen verlegt und direkt angeschlossen – und das alles im laufenden Betrieb.

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