Es knirscht im VER-Gebälk „Wir fühlen uns wie auf der Schlachtbank“

Lukas Slavetinsky Foto:  

Lukas Slavetinsky kritisiert die Verantwortlichen des VER Selb. Der Routinier bemängelt die Personalplanung des DEL2-Schlusslichts. Vorsitzender Jürgen Golly hätte sich ein anderes Vorgehen gewünscht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Selb - Völlig unabhängig vom Ausgang der Partie an diesem Freitagabend beim EHC Freiburg: Es knirscht und knackt im Gebälk des VER Selb. Der Ruf nach Verstärkungen wird nicht nur von Fanseite immer lauter. Deutliche Kritik an der Kaderplanung des abgeschlagenen DEL-Schlusslichts hat mit Routinier Lukas Slavetinsky jetzt erstmals auch ein Spieler geäußert. Es seien vor, aber auch während der Saison Fehler passiert, erklärt der 40-jährige Verteidiger der Wölfe bei Radio Euroherz.

„Ein paar Schuhe zu groß“

„Es ist einfach zu sagen, die Mannschaft ist nicht gut genug“, sagt der Routinier. Was zwar durchaus zutreffe, aber eben nicht nur die Schuld der Spieler sei. Der Verein hätte genug Leute nachverpflichten oder den ein oder anderen Spieler behalten können, meint Slavetinsky. So aber müssten jetzt Spieler in Positionen spielen, in der sie einfach nicht sein sollten und die ein paar Schuhe zu groß seien. Bestes Beispiel, sagt Slavetinsky, sei er selbst.

„Ich habe mit meinen 40 Jahren nicht gedacht, dass ich noch in der ersten Reihe gegen die Top-Ausländer der Gegner ran muss. Das Gefühl ist so, dass wir jede Woche zur Schlachtbank geführt werden. Dass das nicht angenehm ist, muss jeder verstehen.“ Was Slavetinsky – und da sei er nicht der einzige in der Mannschaft – den VER-Verantwortlichen vorwirft: „Wir Spieler sehen gerade keinen wirklichen Masterplan.“

Andere Interessen über Gesundheit der Spieler

Was den Deutsch-Tschechen, der schon über 800 Zweitligaspiele auf dem Buckel hat, noch ärgert, ist der aus seiner Sicht verantwortungslose Umgang der Liga mit den Spielern während der Corona-Pandemie. „Wir werden überhaupt nicht gehört und stehen am Ende der Nahrungskette“, bedauert Slavetinsky, der – wie viele seiner VER-Teamkollegen - selbst an Corona erkrankt war. Oft viel zu schnell müssten manche Spieler nach ihrer Erkrankung zurück auf das Eis. Hier stünden „andere Interessen“ über der Gesundheit der Spieler.

Jürgen Golly überrascht

Etwas überrascht zeigte sich VER-Vorsitzender Jürgen Golly von den Aussagen des Routiniers, der seit Beginn der vergangenen Meistersaison im Kader der Wölfe steht. „Wir hätten uns gewünscht, so etwas zunächst einmal intern anzusprechen, bevor man an die Medien geht“, sagte Golly auf Nachfrage unserer Zeitung. Ob Slavetinsky zumindest in Teilen recht hat mit seiner Kritik oder von Seiten des Vereins mit Konsequenzen rechnen muss, darüber wollte sich der Wölfe-Chef nicht äußern. „Wir werden das intern besprechen und nicht den weg über die Presse gehen. Das ist nicht unser Stil.“

Autor

Bilder