Experten zu Besuch Was Wunsiedel gegen Flächenfraß macht

Wo einst das Möbelhaus Unglaub Käufer aus der ganzen Region nach Wunsiedel lockte, entstehen das „Haus der Luisenburg“ und das Future-Engergy-Lab. Foto: Matthias Bäumler

Aus Alt mach Neu: Wie das funktioniert, darüber tauschen sich Flächenmanager im Fichtelgebirge aus. Ziel ist, vorhandene Areale zu nutzen, um Ressourcen zu schonen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Tag für Tag gehen in Bayern umgerechnet 15 Fußballfelder wertvolle Grünflächen verloren: Sie werden für Parkplätze, Wohngebiete, Gewerbeparks oder Straßen verwendet. Der Landkreis Wunsiedel will dem gegensteuern. Wie berichtet, hat er im Verbund mit den Landkreiskommunen ein Flächenmanagement geschaffen, damit möglichst wenig Land verbraucht und im Gegenteil andernorts Biotope geschaffen werden sollen. Im Besten Fall sollen Biotoptrittsteine geschaffen werden.

Auch in Oberfranken setzt sich diese Idee immer weiter fort: Den Bezirk weiter positiv entwickeln, dabei aber bestehende Flächen effizient nutzen, um letztendlich Flächen zu sparen: Dieses Ziel eint die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Netzwerk-Treffens, das jetzt in Wunsiedel stattfand. Eingeladen hatten dazu Michael Birnbaum (Flächensparmanager der Regierung von Oberfranken) und Markus Bauernfeind (Leerstandsmanager des Landkreises Wunsiedel). Die Teilnehmer tagten erstmals in einem etwas anderem Veranstaltungsort, in den neuen Räumen der Firma Birke in Wunsiedel.

Landkreis kümmert sich selbst

Im Mittelpunkt des Austauschs standen sogenannte Best Practice Beispiele, also vorbildliche Aktionen, und bestehende Fördermöglichkeiten.

Als innovativer Ansatz stellte Florian Ernst das Interkommunale Flächenmanagement des Landkreises Wunsiedel vor. Grundgedanke ist, dass sich Kommunen und Landkreis selbst um die Entwicklung und den Schutz ihrer Flächen kümmern und dabei beispielsweise das Thema Ausgleichsflächen keinen Externen überlassen. Dazu haben Kommunen und Landkreis einen gemeinsamen Zweckverband gegründet, der diese Aufgabe übernehmen wird. Vorgestellt wurde das Projekt von Wirtschaftsförderer Florian Ernst: „Wir sind überzeugt davon, dass wir zahlreiche Flächen im Landkreis haben, die wir entwickeln können. Dies können in vielen Fällen bereits genutzte Flächen sein, die durch Umbauten einer neuen Nutzung zugeführt werden. Dadurch lassen sich zwei positive Ergebnisse erzielen: Leerstand beseitigen und weniger Boden versiegeln, was wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen sichert“, sagte er und weckte damit offenbar großes Interesse bei allen Beteiligten, dass sich aus zahlreichen Nachfragen und positiven Kommentaren ablesen ließ.

Es gibt Fördermöglichkeiten

Wie sich solche Ideen finanzieren lassen, zeigten Nicole Backer vom Amt für ländliche Entwicklung, Ulrike Maier und Christoph Reichl von der Regierung von Oberfranken auf. Sie stellten die zahlreichen Fördermöglichkeiten aus den Bereichen Städtebauförderung, Dorferneuerung und Wohnraumförderung vor.

Praktische Beispiele gab es schließlich bei einem Stadtrundgang mit Wunsiedels Bürgermeister Nikolas Lahovnik und Stadtbaumeister Klaus Brunner zu sehen. Sie stellten geförderte Projekte vor, die gerade umgesetzt werden. Wohl das spektakulärste Beispiel war das sogenannte Unglaub-Areal. Hier entsteht in unmittelbarer Nähe zur Altstadt auf dem riesigen Gelände eines ehemaligen Möbelhauses das „Haus der Luisenburg“, in dem die Verwaltung, der Kartenvorverkauf, Werkstätten, der Fundus und Proberäume entstehen. Ebenfalls auf dem Areal wird das Future-Energy-Lab angesiedelt, eine neue Forschungseinrichtung für erneuerbare Energien und ein Beratungszentrum für Kommen zur dezentralen Energieversorgung, das der Energieversorger SWW und die Stadt zusammen mit der Universität Bayreuth verwirklichen.

Auch einige lange Jahre leer stehende Gebäude am Marktplatz in Wunsiedel besichtigten die Tagungsteilnehmer. Die Häuser werden derzeit umfassend saniert und sowohl gewerblich oder für Wohnzwecke genutzt. Ein Tag voller wichtiger Impulse, so der einhellige Tenor der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Abschluss der Veranstaltung.

Autor

Bilder