Familienstützpunkte Passgenaue Hilfe für Familien

Sandra Wurzel, Sarah-Alena Thoma und Birgit Planner (von links) haben für den Landkreis Wunsiedel das Konzept für die Familienstützpunkte ausgearbeitet. Foto: pr.

Der Landkreis Wunsiedel richtet drei Familienstützpunkte ein. Sie sollen Eltern in allen Lagen unterstützen und vernetzen. Grundlage ist eine Umfrage unter Familien.

 
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Wunsiedel - Mutter zu sein, oder Vater ist sicher für die allermeisten Menschen die schönste Sache der Welt. Aber es ist ein Fulltime-Job, der die Eltern vor ganz neue Herausforderungen stellt. Manche Probleme lassen sich schnell lösen – oft reicht schon ein Gespräch mit anderen Eltern. Manchmal ist es aber auch angebracht, sich den Ratschlag eines „Profis“ zu holen, also von Menschen, die sich täglich mit Kindern und Familien befassen. Wenn der Kontakt unkompliziert und wohnortnah zu erreichen ist, umso besser. Genau das sollen Familienstützpunkte bieten. Im Landkreis Wunsiedel werden drei solcher Anlaufstellen entstehen: in Marktredwitz, Weißenstadt und Selb. Sie sollen im Herbst ihren Betrieb aufnehmen.

Kontakt- und Anlaufstelle

Familienstützpunkte sind Kontakt- und Anlaufstellen, die konkrete Angebote der Eltern- und Familienbildung vorhalten und mit anderen sozialen Einrichtungen gut vernetzt sind. „Die familiären Lebensbedingungen haben einen enormen Einfluss auf das Aufwachsen von Kindern“, sagt Sarah-Alena Thoma von der Koordinierungsstelle Familienbildung im Landkreis Wunsiedel. Allerdings veränderten sich die Lebenswelten von Familien dauernd. „Sie sind gekennzeichnet von dynamischen Lebensformen, hoher Mobilität und den ständigen Balanceakt zwischen Beruf und Familie.“

Umfrage als Grundlage

In Bayern gibt es seit 2013 das „Förderprogramm zur strukturellen Weiterentwicklung kommunaler Familienbildung und zur Einrichtung von Familienstützpunkten“. Vor rund zweieinhalb Jahren hat sich auch der Landkreis Wunsiedel der Sache angenommen. Grundlage war eine Umfrage unter den Familien im Landkreis. Die hohe Rücklaufquote – von 2500 Fragebögen kamen 30 Prozent zurück – hatte den Verantwortlichen gezeigt, dass Bedarf vorhanden ist. „Auch viele Väter hatten sich beteiligt“, sagt Jugendamtsleiterin Sandra Wurzel. „Das hat uns gefreut, weil Väter eine andere Sicht auf die Dinge haben.“ Bei der Auswertung der Erhebung durch die Koordinierungsstelle zeigte sich, dass Familien eine vielfältige Unterstützung wünschen. „Dauerbrenner ist natürlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, sagen Sarah-Alena Thoma und ihre Kollegin Birgit Planner. Pubertät war ein anderes Thema und viele Väter hätten sich Angebote zur Gestaltung der Freizeit gewünscht. Auf Grundlage der Ergebnisse wurde ein Konzept erstellt, das im Jugendhilfeausschuss des Landkreises genehmigt und finanziell ausgestattet wurde. Je 17 000 Euro stellen der Freistaat Bayern und der Landkreis Wunsiedel zur Verfügung. Mit dem größten Teil des Geldes sollen die Träger der Familienstützpunkte die Zeit in ihren Teams aufstocken. Denn die drei Familienstützpunkte werden an bestehende Strukturen angegliedert.

Drei Stützpunkte plus Wunsiedel

Für die Region Marktredwitz ist das das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF), das in absehbarer Zeit sein Familienzentrum in der Dörflaser Hauptstraße in Marktredwitz beziehen wird. Durch die Synergien, die sich im neuen Familienzentrum ergeben, möchte das EJF dort auch Familienbildung anbieten.

Die Region Weißenstadt betreut der Stützpunkt im Kinderhort „Vier Elemente“ in Weißenstadt. Der Neubau ist attraktiv für Kinder, Jugendliche und Eltern. Er hält außerdem Beratungs- und Kreativräume bereit.

Der Stützpunkt für die Region Selb soll an das Familienzentrum FAM angeknüpft werden, das auch das EJF betreibt. Durch das interdisziplinäre Team kann Familien ein breites Angebot gemacht werden.

Die Region Wunsiedel sei durch die Koordinierungsstelle Familienbildung und die Koordinierende Kinderschutzstelle (Koki) super abgedeckt, sagt Sandra Wurzel: „Im Landratsamt ist ja immer ein Ansprechpartner da.“

Ansprechpartner vorhanden

In den Familienstützpunkten ist gewährleistet, dass Hilfesuchende von 8 bis 17 Uhr einen Ansprechpartner finden. Bildungsangebote sollen zu fixen Zeiten stattfinden. Auch Krabbelgruppen und Freizeitaktivitäten sind denkbar. „Die Stützpunkte sollen nicht nur bei Problemen helfen, vielleicht auch bei Antragstellungen, sondern auch Eltern untereinander vernetzen“, erklärt Sarah-Alena Thoma. Dabei sollen die Familienstützpunkte keine Konkurrenz zu bereits bestehenden Angeboten sein. „Wer Angebote hat, kann gerne kooperieren“, sagt Sandra Wurzel.

Geplant sei laut Birgit Planner, dass auch Kinderkrankenschwestern und Hebammen in den Familienstützpunkten Sprechstunden anbieten können. „Wir hoffen so, die Lücke zwischen der Zeit, in der eine Hebamme eine junge Familie betreut und der Kinderkrippe schließen zu können“, sagt Birgit Planner. „Oder die Zeit von Pubertät bis zur Volljährigkeit.“

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