Fastenprediger nimmt Prominenz aufs Korn Nockherberg in Mainleus

Werner Reißaus
Ozapft is’! Landrat Klaus Peter Söllner hatte eine verantwortungsvolle Aufgabe beim Starkbierfest. Foto: /Reißaus

Fastenprediger Nicolas Peter sowie Rüdiger Baumann mit seinem „One-Man-Singspiel“ begeistern bei der Premiere. Das Publikum zeigt sich begeistert vom Kulmbacher „Derblecken“.

 
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Was der Nockherberg für die Landeshauptstadt, das war am Samstagabend die Sommerhalle in Mainleus. Der Lions Club Kulmbach-Plassenburg hatte als Veranstalter des 1. Starkbierfestes nicht zu viel versprochen. Fastenprediger Nicolas Peter sowie Rüdiger Baumann mit seinem „One-Man-Singspiel“ begeisterten die über 200 Besucher.

Die Idee eines solchen Festes soll, wie Lions-Präsident Sebastian Grebe bekannt gab, eines von mehreren neuen Standbeinen des Lion-Clubs sein, weil der Flohmarkt in der bisherigen Form nicht mehr zu schaffen gewesen sei. Mit lokalen Künstlern, lokalen Themen und lokalem Bier war der passende Dreisatz schnell gefunden. Der „Lionator“ wurde von der Trebgaster Brauerei Haberstumpf eingebraut. Der Reinerlös kommt ukrainischen Flüchtlingskinder in Kulmbach zugute. Für die musikalische Unterhaltung sorgte das „Fischer-Duo“, das seit 56 Jahren immer noch wunderbare Musik macht.

Bevor Landrat Klaus Peter Söllner den symbolischen Bieranstich vornahm, konnte er sich den dezenten Hinweis nicht verkneifen, dass es in Stadtsteinach bereits seit 25 Jahren einen Starkbieranstich dank der Brauerei Schübel gibt: „Wir Stanicher freuen uns natürlich mächtig, dass die Kulmbacher jetzt auch auf die Idee gekommen sind.“

Der 29-jährige Radiomoderator Nicolas Peter bestand in seiner „Jungfernrede“ als Fastenprediger mit Bravour. Er erinnerte daran, dass sich vor fast genau zwei Jahren alles irgendwie schlagartig geändert hat: „Am Anfang haben wir noch gedacht: Gut, vielleicht ist es in zwei oder in vier Wochen alles wieder vorbei. Aber nein. Nach zwei Jahren stellen wir schockiert fest: Ingo, du bist ja immer noch OB!“

Bierfest-Anstich, Maskenpflicht und viele andere Themen griff Peter auf. Dass in der Stadt Kulmbach Konzerte und Events wieder auf Fahrt aufnehmen, ist dem Fastenprediger nicht entgangen: „Selbst der Zirkus Henry ist jetzt wieder in der Stadt – ich glaub, noch bis morgen. Auch der letzte Zirkus Henry in Kulmbach ist über zwei Jahre her. Damals nannte man ihn noch: SPD-Wahlkampf.“

Natürlich kam auch der Bundeswahlkampf und die derzeitige Bundespolitik nicht zu kurz und mit dem Tunnelbau in Kauerndorf griff der Fastenprediger auch eine aktuelle Baustelle auf: „Die Grünen haben ja jetzt erst vor einer Woche einen Ortstermin gemacht, um sich über das Bauprojekt Kauerndorfer Tunnel einen Überblick zu verschaffen. Ja, Leute, der Zug ist abgefahren! Und zwar in Form einer Diesellok ohne VGN-Anbindung, die nicht elektrifizierte Oberfrankenachse entlang, hin zum nach wie vor nicht barrierefreien Kulmbacher Bahnhof. Die Umgehung, der Tunnel wird gebaut werden, davon bin ich überzeugt.“

Rüdiger Baumann hatte es nach der fulminanten Rede des Fastenpredigers nicht leicht, aber er setzte mit einer Parodie zum OB-Wahlkampf zwischen Henry Schramm und Ingo Lehmann ein Highlight. Mit dem Musikstück „Spiel mir das Lied vom Tod“ nach dem gleichnamigen Italo-Western wurde der der Beginn bis zum Ende des Wahlkampfes regelrecht inszeniert und nicht nur der Landtagsabgeordneten Inge Aures trieb es das Wasser in die Augen.

Eines steht für den Lions Kulmbach-Plassenburg nach dem Erfolg am Samstagabend jetzt schon fest: Es wird zur Fastenzeit im kommenden Jahr eine Wiederholung des Starkbierfestes geben.

Mit-Organisator Alexander Battistella befand hinterher: „Der Fastenprediger war sensationell. Und was man heute gemerkt hat – die Menschen sind offensichtlich ausgehungert und sehnen sich nach Kultur und Kabarett.“

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