Festakt in Rehau „Ruhmesblatt der deutschen Technik“

Jürgen Henkel
Bürgermeister Michael Abraham übergibt Antje Starost und Hans Helmut Grotjahn den neuen Hans-Vogt-Preis. Foto: Henkel

Die Ehre gebührt dem Tonfilm-Erfinder Hans Vogt aus Wurlitz.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Am 17. September 1922 um 18 Uhr gab es im Berliner Filmpalast „Alhambra“ am Kurfürstendamm die erste öffentliche Vorführung eines Tonfilms. Erfinder dieser in Deutschland anfangs angefeindeten Technik ist der aus Wurlitz stammende Hans Vogt. Seit drei Jahren zeigt die Rehau AG in ihrer Kunsthalle „Rehau Art“ dazu eine Ausstellung mit dem Titel „Vom Bauernbub zum Tonfilmerfinder“. Auf Tag und Stunde genau fand nun am Samstag auf Einladung der Stadt Rehau und der Rehau AG ein Jubiläumsabend anlässlich der Erstaufführung eines Tonfilms vor hundert Jahren statt.

Mehr als 60 Gäste – Filmfreunde wie auch Familienangehörige von Hans Vogt – waren gekommen. Bürgermeister Michael Abraham (CSU) gab in einen Rückblick. Er startete mit einer stummen und doch vielsagenden Einlage: So sprach er lautlos, bewegte nur die Lippen und hielt dann zwei Schilder hoch: „Guten Abend“ und „Herzlich willkommen“. Mit diesem kreativen Gag zum Einstieg konnte er sofort deutlich machen, welchen Fortschritt die Erfindung des Tonfilms bedeutete. „So wird das gewesen sein vor 100 Jahren, als der Film noch keinen Ton hatte.“

Abraham machte deutlich: „Kindern muss man das heute erklären, dass es damals noch keinen Ton beim Film gab und worin diese Erfindung genau bestand.“ Abraham rief die wichtigsten Stationen im Leben des 1890 in Wurlitz geborenen Hans Vogt in Erinnerung, der den väterlichen Hof und Schmiedebetrieb nicht übernehmen wollte. So hatte er seine Karriere auch dem jüngeren Bruder Gustav zu verdanken, der beide Betriebe fortführte.

„Hans Vogt spielte als Schüler Flöte und Klarinette und beschäftigte sich schon mit technischen Fragen“, erzählte Abraham. Als Schlosserlehrling kaufte sich Vogt eine Plattenkamera für 36 Mark, damals eine hohe Summe. Als Dunkelkammer nutzte er die Milchkammer im elterlichen Haus. Schon bei seiner ersten Begegnung mit Filmen und einem Kinematographen störte ihn, dass der Ton fehlte.

Über Kiel kam Vogt nach Berlin, wo er mit zwei weiteren Erfindern eine „Erfindergemeinschaft“ gründete, das „Triergon“. Dort entwickelte er den Tonfilm. Über 1000 begeisterte Zuschauer verfolgten die erste Aufführung 1922. Abraham zitierte eine Zeitung, die Vogts Erfindung als „Ruhmesblatt der deutschen Technik“ gewürdigt hatte. Da es aber von Musikern und Kritikern auch heftige Ablehnung gab, verkaufte er die Patente in die Schweiz. Das Studio Fox in den USA machte sein Geschäft des Jahrhunderts und übernahm die Rechte auf diese Erfindung.

„Von Amerika aus startete der Tonfilm dann seinen Siegeszug um die ganze Welt“, skizzierte Abraham die weitere Entwicklung. Vogt gründete eigene Firmen und ein Laboratorium, wo er unter anderem Qualitätsradioapparate und Lautsprecher entwickelte. 1979 starb der Erfinder in Erlau. Seit 1923 war er Ehrenbürger von Wurlitz, seit 1986 gibt es dort einen Gedenkstein für ihn.

Der Bürgermeister konnte auch die Berliner Filmemacher Antje Starost und Hans-Helmut Grotjahn begrüßen, die die Rehauer Hans-Vogt-Ausstellung gestaltet und einen Dokumentarfilm zum Thema gedreht haben: „Wurlitzer oder Die Erfindung der Gegenwart“. Starost wies besonders die frühen Fotos von Hans Vogt hin: „Es sind beeindruckende Bilder, die ganz eigene Geschichten erzählen. Das wirkt nicht gestellt. Vogt hat kein Studio gemietet, sondern ist in die Landschaft gegangen.“ Sie selbst bewundere immer noch, wie er eine besondere Präsenz der Menschen erzeuge.

Abraham übergab den Gästen aus Berlin den ersten „Rohling“ des neuen Hans-Vogt-Preises mit den Worten: „Ohne euch wäre diese Ausstellung nie zustande gekommen.“

Bilder