Hofer Land "Youth Gone Wild": Neues Festival für junge Musiker

Die Gitarre heult, der Beat drückt, die Sängerin gibt alles: Konzerte können so herrlich sein. Das will der Landkreis Hof auch den jungen Leuten wieder zeigen – mit einem neuen Festival-Format für Bands aus der Region, genannt „Youth Gone Wild“.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

So eine Band gründen, wie geht das eigentlich, Harry Tröger? „Einfach machen, worauf man Bock hat und Spaß haben! Ob es Metal ist oder Folk – wird schon schiefgehen!“, sagt das Szene-Urgestein, das mit Waldschrat mindestens lokale Musikgeschichte geschrieben hat.

O-Ton von Landrat Oliver Bär zum Festival

Und weil der Spaß nur umso größer wird, wenn da eine Bühne ist, vor der Leute stehen, die jubeln, springen, tanzen, hat der Landkreis Hof nun die Initiative ergriffen, um junge Menschen, gerade auch nach der Corona-Pandemie, wieder für Live-Musik zu begeistern – , auf wie vor der Bühne, und auch in den kleinen Orten. „Youth Gone Wild“, sangen die US-Rocker Skid Row bereits in den 80ern. Im Jahr 2024 soll dieser Titel für ein Festival stehen, das jungen Bands und Musikern im Hofer Land eine Plattform bietet, auf der sie sich präsentieren können. Vielleicht wird eine der Gruppen einmal so legendär wie Waldschrat?

Die Musik kommt zu den Menschen

Jüngst haben die Verantwortlichen das Konzept in einer Pressekonferenz vorgestellt. Das Festival findet nicht an einem zentralen Ort statt, sondern geht an vier einzelnen Konzertabenden über die Bühne: am 8. Juni als Open Air an der Alten Weberei in Helm-brechts, am 29. Juni im Bürgerzentrum Oberkotzau, am 11. Oktober im dann frisch sanierten Münchberger Schützenhaus und am 29. November im Rehauer Jugendzentrum. „Wir gehen raus und kommen dorthin, wo die Leute sind“, erklärt Landrat Oliver Bär. „Bestenfalls sollen die Konzerte fußläufig erreichbar sein.“ Schließlich richten sie sich vor allem an ein junges Publikum, das nicht immer selbst mobil ist. Kommen dürfen Jugendliche ab einem Alter von 14 Jahren. „Wir wollen ein Umfeld schaffen, in dem junge Menschen vielleicht auch zum ersten Mal auf ein Konzert gehen können“, sagt Sebastian Schönberger, Jugendarbeiter der Stadt Helmbrechts.

Bewerbungen sind bereits möglich

Talente aller Musikgenres aus Landkreis Hof und Umgebung – ob mit oder noch ohne Bühnenerfahrung – können sich ab sofort und noch bis Ende April für einen Auftritt bewerben – für alle oder auch nur für ausgewählte Termine. Dafür steht ihnen auf der Internetseite des Landkreises ein Formular zur Verfügung, über das sie neben allen wichtigen Daten auch Hörbeispiele ihrer Musik hochladen können. Eine feste Altersgrenze gibt es dafür nicht.

Wer letztlich auf der Bühne steht, darüber entscheiden die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den jeweiligen Orten selbst: Für jeden Konzerttermin werden die jeweils zuständigen Jugendarbeiter ein Team aus jungen Menschen gründen, das die Bewerbungen sichtet und darüber entscheidet, welche drei bis vier Interpreten die Bühne entern dürfen.

Sie informierten bei einer Pressekonferenz im Bürgerzentrum Oberkotzau über das neue Festival-Format. Foto: Nico Schwappacher

Die übergreifende Organisation übernimmt die kommunale Jugendarbeit des Landkreises Hof. Der Landkreis trägt auch einen Teil der Kosten – aus den sogenannten Sparkassenmitteln, die vor allem Vereinen, Institutionen und Projekten für die Allgemeinheit zugutekommen. Die Rolf-und-Hubertine-Schiffbauer-Stiftung schießt ebenfalls Geld zu. Der Eintritt für die Konzertbesucher ist frei. Die Bands spielen ohne Gage, bekommen aber 50 Euro für den Sprit.

Harry Tröger bietet Workshops an

Worauf auch die Musiker hoffen dürfen, die es beim „Youth Gone Wild Festival“ nicht auf die Bühne schaffen: Sie alle, sofern sie denn wollen, landen in einem Lostopf. Zu gewinnen gibt es vier sogenannte Soundcheck-Workshops von Harry Tröger, der als Tontechniker und Live-Mischer einen ebenso guten Ruf genießt wie als Musiker. Er wird den Gewinnern Einblicke in die Tontechnik sowie die Kunst der Live-Performance gewähren – und natürlich ganz individuelles Feedback geben. „Da geht es zum Beispiel darum, wie Musiker bei Auftritten richtig mit dem Techniker kommunizieren sollten. Was sollte man tun, was lässt man lieber bleiben? Wie gehe ich mit dem Mikro um? Wie bekomme ich eine gute Balance zwischen den Instrumenten hin?“, erklärt Tröger.

Darum sind Orte für Live-Musik wichtig

Mit dem neuen Festivalformat soll eine Kultur wieder aufleben, die im Kreis Hof eigentlich eine lange Tradition hat: Live-Musik als Bestandteil der Jugendarbeit und Konzerte in den Jugendzentren. Das gab es bis vor einigen Jahren noch regelmäßig – etwa im Zuge der Reihe „Creative Youth“, die irgendwann eingeschlafen war, weil viele Jugendbands sich auflösten, nachdem es die Mitglieder nach Schule oder Ausbildung in alle Himmelsrichtungen verschlagen hatte; weil sich andere Angebote wie das Kulturzentrum „Alte Filzfabrik“ in Hof sich auftaten; weil dann auch noch Corona kam, wie der Oberkotzauer Jugendarbeiter Peter Braun beobachtet hat. Zu „Orten, an denen junge Menschen etwas erleben können“ will Kreisjugendpflegerin Petra Schultz die Jugendzentren auch in Sachen Musik wieder machen.

Warum er das für einen guten Ansatz hält, erläuterte in der Pressekonferenz Alexander Prechtl, der nicht nur für die Stadt Rehau Veranstaltungen auf die Beine stellt, sondern mit dem Rockclub Nordbayern auch einem Verein für Konzerte im Bereich der harten Gitarrenmusik vorsteht: „Im ländlichen Raum gibt es kaum noch Clubs mit einer Bühne unter 20 Quadratmetern.“ Das reißt eine Lücke. „Ich bekomme im Monat zwischen 100 und 120 Bewerbungen von Bands, die auftreten wollen“, berichtet Prechtl. Gerade in Zeiten, in denen große Konzerte immer teuerer werden, sei ein Festival wie „Youth Gone Wild“ ein gutes Zeichen für die regionale Szene.

Die Nachfrage nach Auftrittsmöglichkeiten ist da: „Sechs bis sieben Bands haben gleich Interesse angemeldet, als sie von der Idee gehört haben“, berichtet Petra Schultz. Die generelle Lust am Musizieren auch, sagt Landrat Oliver Bär: Die Musikschule des Landkreises sei gut ausgebucht. Und auch wenn Musik heute mit dem Niedergang der Jugendkulturen von Metal bis Punk, von Goth bis Techno viel von ihrer identitätsstiftenden Rolle bei jungen Menschen eingebüßt hat, wachsen sie, oft im Verborgenen, heran, die Musiker von morgen. Jugendarbeiter Sebastian Schönberger hat beobachtet: „In Helmbrechts gibt es jetzt wieder Punks, die die Gitarre in die Hand nehmen wollen.“

Bewerbungen sind online möglich unter www.landkreis-hof.de/live-festivals. Für Fragen steht Petra Schultz unter 09281/57-434 oder petra.schultz@landkreis-hof.de zur Verfügung.

Autor

Bilder