Fichtelgebirge Ausgesetzte Wolfshunde sind gefangen

Von Christian Heubeck
Zu diesem Zeitpunkt waren beide junge Tschechoslowakische Wolfshündinnen noch zu zweit in den Wäldern unterwegs, und im Doppelpack überquerten sie auch die Fahrbahn der B 15. Foto: pr

Beide Schönwalder Wolfshunde sind gefangen. Einer ist der Tierrettung Hochfranken in die Falle gegangen. Den zweiten betäubte ein Experte.

 
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Schönwald - Es war ein mühsames Unterfangen für die Helfer der Tierrettung Hochfranken. Aber immerhin: Einer der zwei halbwüchsigen Tschechoslowakischen Wolfshunde ist ihnen vorgestern in die Falle gegangen. Dies geschah in der Nähe der Stelle, an der vergangene Woche zwei dieser Tiere für ordentlich Aufsehen gesorgt hatten, nämlich im Wald bei der Autobahnauffahrt Schönwald.

Bei dem einfangenen Wolfshund handelt es sich nach Auskunft der Tierrettung Hochfranken um ein weibliches Tier. Die Tierschützer sind sich sicher, dass das zweite Tier, das bis gestern Nachmittag noch frei durch die Wälder bei Schönwald streifte, ebenfalls ein Weibchen ist. Am späten Abend kam dann die Entwarnung: Auch der zweite Wolfshund ist gefangen.

Sabrina Engst von der Tierrettung hat die vergangenen drei Nächte im Auto verbracht, hat in ihrem Wagen auch versucht zu schlafen. Bei ihr in einer geräumigen Box im Kofferraum: die bereits eingefangene Junghündin.

Sabrina Engsts Stimme klingt müde, als sie gestern auf Anfrage der Frankenpost erklärt, warum sie sich die vergangenen Nächte auf diese unbequeme Weise um die Ohren geschlagen hat. Es geht ihr dabei nicht so sehr darum, die im Wald aufgestellte Falle immer im Auge zu behalten. "Wenn ich hier mit dem eingefangenen Tier wegfahre, dann kommt die andere Hündin nicht mehr ", erklärt die Tierschützerin.

Die beiden, geschätzte sechs Monate alten Tiere sind Geschwister. Die noch frei laufende Hündin suchte ihre Schwester. "Sie ruft nach ihr, auch mit wolfsähnlichem Geheul", berichtet Sabrina Engst.

Die Tierretter setzten bei der Fangaktion ein Hundefalle ein. Das ist eine käfigartige Gitterbox. Im Inneren wird ein Köder deponiert. Eine Trittplatte löst einen Mechanismus aus. Der wiederum lässt die nach oben gezogene Falltür hinter dem Hund nach unten sausen. Das Tier sitzt in der Gitterbox.

Hört sich ziemlich simpel an, ist es aber nicht. Einen einzelnen Hund auf diese Weise einzufangen, erfordert bereits viel Geduld. Bei Schönwald ging es allerdings um zwei Tiere, und das macht die Sache ungleich komplizierter. Schließlich waren die beiden jungen Wolfshunde immer im Doppelpack aufgetreten.

Die noch frei lebende Hündin hatte wohl beobachtet, wie ihre Schwester in der Falle saß und da nicht mehr herauskam. Die Tierretter standen also vor einer großen Herausforderung und holten sich einen absoluten Profi: Heino Krannich. Er ist ein in Fachkreisen anerkannter Experte, wenn es darum geht, entlaufene Hunde zu "sichern". Aber Heino Krannichs Dienste sind auch gefragt, wenn es darum geht, von der Weide ausgebrochener Kühe habhaft zu werden oder wenn es gilt, Zootiere für einen Transport oder eine medizinische Behandlung einzufangen. Krannich arbeitet nicht mit Lebendfallen, er ist Spezialist für Distanznarkose. Er betäubt also Tiere mit Narkosegewehr und Narkosepfeil.

Zum Team der Tierrettung Hochfranken gehört auch die Selber Tierärztin Katy-Marlen Zimmermann. Wie sie sagt, ist der Einsatz eines Betäubungsgewehrs als Alternative zur Falle bisher aus zwei Gründen nicht in Erwägung gezogen worden: Zum einen sei das Tier im Unterholz des Waldes nur schwer zu treffen, zum anderen kaum zu finden, falls es sich kurz vor der Betäubung ins Dickicht verkriecht.

Doch Heino Krannich wird bei seinen Einsätzen mit dem Betäubungsgewehr in unübersichtlichem Gelände von einer äußerst empfindlichen Nase begleitet. Die gehört Bruno, einem Bayerischen Schweißhund. Und Brunos Nase wäre im Schönwalder Fall dann gefragt, wenn die vom Narkosepfeil getroffene Wolfshündin sich verkriechen sollte.

Laut Mitteilung von Sabrina Engst sind beide Tiere, die sehr wahrscheinlich ausgesetzt wurden, in einem relativ guten Zustand. Sie waren ja mehrere Tage im Wald auf sich allein gestellt. Wie die Tierretterin auch berichtet, wurde in der eingefangenen Hündin ein implantierter Chip gefunden. Dieser diente aber wohl nur dazu, das Tier von anderen seiner Artgenossen unterscheiden zu können. Rückschlüsse auf den Hundehalter lässt der Chip jedoch nicht zu.

Die jungen Hunde waren in der vergangenen Woche bei Schönwald aufgetaucht und hatten für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Bilder von ihnen machten die Runde in den sozialen Medien, die Wolfshunde schafften es sogar in eine Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Oberfranken. Schließlich sehen Tschechoslowakische Wolfshunde richtigen Wölfen zum Verwechseln ähnlich. Das hat seinen Ursprung darin, dass für die Zucht des Tschechoslowakischen Wolfshundes tatsächlich Deutsche Schäferhunde mit Wölfen gekreuzt wurden. Auch bei der Bewachung der tschechoslowakischen Grenze kamen Hunde dieser Rasse zum Einsatz. Die Haltung von Tschechoslowakischen Wolfshunden ist nichts für Anfänger. Die Tiere wollen gefordert werden, benötigen eine feste Hand, aber auch Einfühlungsvermögen.

Sie ruft nach ihrer Schwester mit wolfsähnlichem Geheul.

Tierretterin Sabrina Engst über die noch frei lebende Wolfshündin

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