Die Tierretter setzten bei der Fangaktion ein Hundefalle ein. Das ist eine käfigartige Gitterbox. Im Inneren wird ein Köder deponiert. Eine Trittplatte löst einen Mechanismus aus. Der wiederum lässt die nach oben gezogene Falltür hinter dem Hund nach unten sausen. Das Tier sitzt in der Gitterbox.
Hört sich ziemlich simpel an, ist es aber nicht. Einen einzelnen Hund auf diese Weise einzufangen, erfordert bereits viel Geduld. Bei Schönwald ging es allerdings um zwei Tiere, und das macht die Sache ungleich komplizierter. Schließlich waren die beiden jungen Wolfshunde immer im Doppelpack aufgetreten.
Die noch frei lebende Hündin hatte wohl beobachtet, wie ihre Schwester in der Falle saß und da nicht mehr herauskam. Die Tierretter standen also vor einer großen Herausforderung und holten sich einen absoluten Profi: Heino Krannich. Er ist ein in Fachkreisen anerkannter Experte, wenn es darum geht, entlaufene Hunde zu "sichern". Aber Heino Krannichs Dienste sind auch gefragt, wenn es darum geht, von der Weide ausgebrochener Kühe habhaft zu werden oder wenn es gilt, Zootiere für einen Transport oder eine medizinische Behandlung einzufangen. Krannich arbeitet nicht mit Lebendfallen, er ist Spezialist für Distanznarkose. Er betäubt also Tiere mit Narkosegewehr und Narkosepfeil.
Zum Team der Tierrettung Hochfranken gehört auch die Selber Tierärztin Katy-Marlen Zimmermann. Wie sie sagt, ist der Einsatz eines Betäubungsgewehrs als Alternative zur Falle bisher aus zwei Gründen nicht in Erwägung gezogen worden: Zum einen sei das Tier im Unterholz des Waldes nur schwer zu treffen, zum anderen kaum zu finden, falls es sich kurz vor der Betäubung ins Dickicht verkriecht.
Doch Heino Krannich wird bei seinen Einsätzen mit dem Betäubungsgewehr in unübersichtlichem Gelände von einer äußerst empfindlichen Nase begleitet. Die gehört Bruno, einem Bayerischen Schweißhund. Und Brunos Nase wäre im Schönwalder Fall dann gefragt, wenn die vom Narkosepfeil getroffene Wolfshündin sich verkriechen sollte.
Laut Mitteilung von Sabrina Engst sind beide Tiere, die sehr wahrscheinlich ausgesetzt wurden, in einem relativ guten Zustand. Sie waren ja mehrere Tage im Wald auf sich allein gestellt. Wie die Tierretterin auch berichtet, wurde in der eingefangenen Hündin ein implantierter Chip gefunden. Dieser diente aber wohl nur dazu, das Tier von anderen seiner Artgenossen unterscheiden zu können. Rückschlüsse auf den Hundehalter lässt der Chip jedoch nicht zu.
Die jungen Hunde waren in der vergangenen Woche bei Schönwald aufgetaucht und hatten für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Bilder von ihnen machten die Runde in den sozialen Medien, die Wolfshunde schafften es sogar in eine Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Oberfranken. Schließlich sehen Tschechoslowakische Wolfshunde richtigen Wölfen zum Verwechseln ähnlich. Das hat seinen Ursprung darin, dass für die Zucht des Tschechoslowakischen Wolfshundes tatsächlich Deutsche Schäferhunde mit Wölfen gekreuzt wurden. Auch bei der Bewachung der tschechoslowakischen Grenze kamen Hunde dieser Rasse zum Einsatz. Die Haltung von Tschechoslowakischen Wolfshunden ist nichts für Anfänger. Die Tiere wollen gefordert werden, benötigen eine feste Hand, aber auch Einfühlungsvermögen.
Sie ruft nach ihrer Schwester mit wolfsähnlichem Geheul. Tierretterin Sabrina Engst über die noch frei lebende Wolfshündin
Mehr zum Thema:
Zwei Graue sorgen für Aufsehen