Dramaturg Mellert beschwichtigt: Zum einen erwarte er keine Buhrufe - höchstens Beifallsstürme. Zum anderen suche er keine Zuchtschweine, die noch nie ihren Stall verlassen hätten, sondern Tiere "mit einem dicken Fell, die Menschen gewöhnt sind". Der Halter, also die Bezugsperson, solle bei allen sieben "Theatermacher"-Aufführungen sowie den Proben dabei sein. Wünschenswert findet Mellert "Schweine, die aufs Wort parieren". Wenn die Vorgabe "anschwellendes Grunzen" nicht funktioniere, müsse man den Sound eben mit Lautsprechern verstärken.
Die Festspiele berücksichtigten selbstverständlich alle Bedingungen des Tierschutzes, versichert der Dramaturg. Die Schweine könnten sich auf der Naturbühne wohlfühlen - sie würden artgerecht gehalten. Wie im "Theatermacher" vorgegeben, werde ein Schweinekoben gebaut, zweimal zwei Meter groß. Es gebe die Möglichkeit, die Tiere vor jeder Vorstellung über die Laderampe und den Lastenaufzug direkt auf die Freilichtbühne zu fahren, sagt Mellert. "Wir planen keine Schweine-Prozession durch den Zuschauerraum."
Mit ihrer Schweine-Sehnsucht ist die Freilichtbühne über dem Städtchen nicht allein. Auch das Luisenburg-Gymnasium wollte Säue beherbergen, um für eine praktische Komponente in der kopflastigen Ausbildung zu sorgen. Der Bauernverband hatte bereits zugesagt, seine fünf hochfränkischen Tournee-Schweine im Wunsiedler Pausenhof zu stationieren - samt fahrbarem Stall, dem sogenannten Schweine-Mobil.
Doch wegen Termin-Überschneidungen müsse das Schul-Gastspiel ausfallen - die Säue seien überbucht, bedauert der Wunsiedler BVV-Kreisobmann Harald Fischer. Dafür gastiere das Schweine-Mobil am 20. Mai bei der Veranstaltung "Mittag am Markt" am Wunsiedler Marktplatz. Der Bauernverband bietet hier gebratene Schnitzel und lebende Schweine. Später lasse sich der Besuch im Gymnasium auch nicht nachholen, denn etliche Veranstaltungen im Landkreis Hof warteten auf die mobilen Super-Säue, bedauert Fischer.
Diese Tiere mit reichlich Öffentlichkeits-Erfahrung würden perfekt auf die Luisenburg-Bühne passen. Doch Obmann Fischer winkt ab: Nach ihrer Tournee durch Hochfranken dürften die fünf mobilen Stars des Bauernverbands ungestört bei einem heimischen Landwirt vor sich hingrunzen, sooft und wann immer sie möchten - ohne Regieanweisung.