Fichtelgebirge Klinikum geht mit neuem Chef neue Wege

Martin Schmid ist ab 30. November nicht mehr Geschäftsführer des Klinikums Fichtelgebirge. Der Aufsichtsrat will die beiden Häuser in Selb und Marktredwitz neu ausrichten. Foto: Florian Miedl

Der Aufsichtsrat der Krankenhäuser in Marktredwitz und Selb trennt sich von seinem Geschäftsführer. Einer gesicherten Zukunft stehe nichts mehr im Weg, heißt es aus der Politik.

 
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Marktredwitz/Selb - Nach 19 Jahren gehen das Klinikum Fichtelgebirge und Geschäftsführer Martin Schmid, 58, getrennte Wege. Wie der Aufsichtsratsvorsitzende der Klinikum Fichtelgebirge gGmbH, Wunsiedels Landrat Peter Berek, nach der Sitzung am Montag in einer Telefonkonferenz bekannt gab, endet die Zusammenarbeit am 30. November. Beide Seiten trennten sich in bestem Einvernehmen, hieß es. Schmids Nachfolger wird der bisherige stellvertretende Geschäftsführer Alexander Meyer. Auf den Posten des Stellvertreters rückt Andreas Plannerer nach, der bislang für das Finanzwesen zuständig war. Sowohl Meyer als auch Plannerer werden ab 1. Dezember das Amt kommissarisch bis 30. Juni 2021 ausüben.

Die Selber Petition

Zuletzt war der Geschäftsführer des Klinikums Fichtelgebirge vor allem aus Selb heftigem Gegenwind ausgesetzt. 7203 Unterzeichner einer Petition forderten nicht nur die bedingungslose Rückverlegung der coronabedingt aus dem Selber Klinikum ausgelagerten Abteilungen, sondern auch die Ausstattung mit Notaufnahme, Chirurgie, Innerer Abteilung und Durchgangsarzt. Bemerkenswert in dem Zusammenhang: Die Petition verlangte die Ablösung von Geschäftsführer Schmid, sollte dieser nicht in der Lage sein, den Forderungen nachzukommen.

"Beide kennen das Haus seit Jahren", sagte Peter Berek. Wichtig sei, angesichts der Pandemie-Situation Kontinuität zu bewahren und keine Unruhe ins Haus zu bringen. "Meyer und Plannerer genießen das Vertrauen des gesamten Aufsichtsrats", sagte Berek. Die Nachricht des Aufsichtsrats kam überraschend, wenn auch Klinikums-Geschäftsführer Martin Schmid in der Vergangenheit häufig in der Kritik stand, weil im Selber Haus Abteilungen abgebaut worden sind. Höhepunkt ist wohl die Sondersitzung des Selber Stadtrates im Juli gewesen, in der Schmid mehr oder weniger Konzeptlosigkeit vorgeworfen wurde. Dem folgte ein Treffen des Selber Firmennetzwerkes, das auf ein komplett ausgestattetes Krankenhaus pochte, und schließlich unterschrieben mehr als 7200 Bürger eine Petition zum Erhalt des Selber Krankenhauses. Sie forderten die Einrichtung einer Notaufnahme, einer Chirurgie, einer Inneren Abteilung und eines Durchgangsarztes. Merkmale, die das Haus Selb des Klinikums Fichtelgebirge unter anderem wegen der Corona-Pandemie verloren hatte. Schmid konnte oder wollte keine Antworten auf die vor allem für die Selber brennenden Fragen liefern. Um das vorwegzunehmen: Konkrete Antworten blieb auch der Aufsichtsrat nach der Sitzung am Montag schuldig. "Wir alle wollen die bestmögliche Versorgung des Landkreises", sagte der Landrat. "Es gibt eine Verlängerung der Allgemeinverfügung aufgrund der Pandemie bis Ende März", sagte Berek. "Wir haben damit die Chance, all diese Dinge ordentlich zu diskutieren. Alles, was ich jetzt versprechen würde, wäre unlauter."

Dennoch war die Stimmung bei allen Beteiligten, neben Peter Berek die stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden, die beiden Oberbürgermeister aus Marktredwitz und Selb, Oliver Weigel und Ulrich Pötzsch, äußerst positiv.

Das Klinikum Fichtelgebirge stehe vor großen Herausforderungen, sagte Oliver Weigel. Alle geplanten Strukturveränderungen - damit meinte Weigel Änderungen, die sich aufgrund neuer Gesetze ergeben - müssten bestmöglich umgesetzt werden. "Das Klinikum muss gesichert und weiter ausgebaut werden", so Weigel. "Den Weg gehen wir bewusst mit einer neuen Geschäftsführung." In die gleiche Kerbe schlug auch der Selber Oberbürgermeister. Die personelle Entscheidung, so Pötzsch, biete die Grundlage, das Klinikum Fichtelgebirge in die Zukunft zu führen. "Der Fortbestand, die Ausrichtung und damit das Angebot für unsere Bürger sind für uns elementar wichtig", sagte Ulrich Pötzsch. "Der gesicherten Zukunft des Klinikums steht nichts mehr im Weg. Wir können jetzt am Vertrauensaufbau arbeiten."

Doch was bedeutet das für die Notaufnahme in Selb, den entfernten Durchgangsarzt, die Chirurgie, die Innere Abteilung? "Es geht uns nicht um die Zukunft eines Hauses", machte Landrat Peter Berek deutlich. Thema sei immer die Zukunft eines Klinikums mit zwei Betriebsstätten. "Und da sind viele rechtliche Fragen zu klären", sagte Berek. Die Verlängerung der Allgemeinverfügung gebe den Verantwortlichen Zeit, um sorgsam planen zu können.

"Wir wollen die Zeit nutzen, gemeinsam ein tragfähiges Konstrukt zu entwickeln, das die beiden Häuser gut ausgerichtet in die Zukunft bringt", sagte Pötzsch dazu. Dabei spiele es natürlich eine Rolle, sich Gedanken über die Angebote in den beiden Häusern des Klinikums sowie mögliche Spezialisierungen und deren Finanzierung zu machen. "Die gute Botschaft ist, dass die Entscheidungen weder der Aufsichtsrat am grünen Tisch noch der Geschäftsführer alleine fällen wird", sagte Ulrich Pötzsch. Es gelte, an Bewährtem festzuhalten und auf bisher erlangten Erkenntnissen aufzubauen. "Wir wollen, dass es keine Verlierer in unserem Klinikum gibt. Am Ende des Tages brauchen wir ein Ergebnis, das für das gesamte Fichtelgebirge einen Mehrwert bringt."

Nun soll es die Aufgabe des Aufsichtsrats sein, die Mitarbeiter in alle Entscheidungen mit einzubeziehen. Die Rede war von persönlichen Gesprächen, Workshops und Klausurtagungen. Weder Berek noch Pötzsch und Weigel ließen einen Zweifel daran, dass sie sich von der neuen Geschäftsführung eine bessere Zusammenarbeit versprechen. "Alexander Meyer und Andreas Plannerer werden sich mit den Entscheidungen des Aufsichtsrats identifizieren können", zeigte sich Ulrich Pötzsch überzeugt. Erklärtes Ziel sei, die Politik eng an die Geschäftsführer zu binden, "sodass Ideen und Meinungen des Kreistags gut vertreten sind", sagte der Selber Oberbürgermeister.

Alexander Meyer bedankte sich für das Vertrauen: "Nach 20 Jahren am Klinikum überlegt man nicht, ob man den Posten annehmen soll. Man muss es tun, weil man Verantwortung hat, auch den Mitarbeitern gegenüber." Auch Meyer setzt auf gemeinschaftliches Vorgehen und kündigte an, Vertreter aus allen Bereichen des Klinikums in künftige Entscheidungen einzubinden.

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